Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
hatte, die Untersuchung des Gerätes würde einen Tag dauern. Haie hatte das Gespräch verfolgt. Er hatte nicht gelauscht, aber als der Name Heinrich fiel, war er hellhörig geworden.
»Sag mal«, mischte er sich daher nun ein, »weißt du denn, ob Heinrich in letzter Zeit Fernseher verscherbelt hat?«
Der andere schaute ihn überrascht an. Ganz offensichtlich war ihm die Frage unangenehm. Auch der Inhaber des Elektroladens blickte den Kunden erwartungsvoll an, der stotternd gestand: »Nee, soweit ich weiß nicht. Mein Nachbar hat ihn vor Kurzem angesprochen, weil er ein neues Gerät brauchte, aber Heinrich hat gesagt, dass er schon lange keine Kontakte mehr zum Hamburger Hafen hätte.«
»Und, irgendetwas Auffälliges?« Ansgar Rolfs hatte sich gemeldet und berichtet, er habe vor dem Baucontainer im sicheren Abstand Stellung bezogen.
»Nee, alles ruhig.« An der Stimmlage des Mitarbeiters konnte Thamsen hören, wie ungern er die Observation übernommen hatte. Dirk konnte das gut verstehen. Im Gegensatz zu manch Fernsehkrimis war eine Observation in den meisten Fällen todlangweilig. Man saß da und starrte und starrte und wartete und wartete. Er hatte früher selbst hin und wieder derartige Einsätze gehabt und erinnerte sich gut an das stundenlange Rumgehocke. In diesem Fall wussten sie nicht einmal, ob bei der Beschattung überhaupt Ergebnisse zu erwarten waren. Thamsen kamen langsam Zweifel, aber sie hatten nichts anderes – jedenfalls nicht wirklich und der Bauunternehmer war nach wie vor verdächtig.
»Gut, dann melde dich, falls sich etwas tut.« Er legte auf und starrte auf das Phantombild, das auf seinem Schreibtisch lag. Wer mochte der Unbekannte sein? Ob es ihn überhaupt gab? Vielleicht hatte sich die Kioskfrau etwas zusammengereimt. Obwohl die Geschichte zu dem unbekannten Erben passte. Vielleicht konnte er den ausfindig machen? Nur wie? Er griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Tochter.
»Sagen Sie, hat es schon eine Testamentseröffnung gegeben?« Manuela Groß war überrascht.
»Nee, wieso? Testament gibt es nicht.«
»Sind Sie sich sicher?« Thamsen konnte sich, nach dem, was er bisher über Heinrich Matzen wusste, kaum vorstellen, dass der Rentner seine Erbangelegenheiten nicht geregelt hatte.
»Wir haben in den Papieren der Eltern jedenfalls nichts gefunden«, bestätigte Manuela Groß ihre Aussage.
»Und vorher mal darüber gesprochen haben Sie auch nicht? Aber wie haben Sie denn von dem Erben erfahren? Woher weiß er von Ihnen?«
»Na, wir haben das von Leibnitz gehört.«
Thamsen erinnerte sich, wie der Unternehmer von dem anonymen Mann berichtet hatte. »Ja, aber haben Sie sich denn nun keinen Anwalt genommen? Wie wollen Sie das Problem denn klären? Irgendwie müssen Sie mit dem vermeintlichen Erben kommunizieren.«
»Ich habe beim Nachlassgericht angerufen, aber die konnten mir nicht weiterhelfen. Wir wollten jetzt verkaufen, aber Leibnitz zögert wegen diesem Anruf.« Er hat kein Geld mehr, schoss es Thamsen durch den Kopf. Hatte der Bauunternehmer den Erben nur erfunden, um sich Zeit zu verschaffen? Immerhin war er pleite, vielleicht suchte er nach neuen Investoren, aber das konnte dauern. Oder er bereitete seinen Abgang vor. Er sollte Tom bitten, die Finanzen des Unternehmers stärker zu beleuchten. Falls der Freund überhaupt noch Zugang zu den Daten hatte.
»Ja gut, aber ich würde Ihnen raten, sich einen Anwalt zu nehmen.« Er legte auf und wählte gleich darauf die Nummer von Tom.
»Hältst du es für möglich, dass Leibnitz diesen angeblichen Erben nur erfunden hat, um Zeit zu schinden?«, konfrontierte er den Freund mit seiner Vermutung. Tom pustete laut in den Hörer. Er traute seinem Chef so manches zu, aber ein Mord?
Seit er wusste, dass der Bauunternehmer zuckerkrank war, hielt er ihn zwar ebenfalls für äußerst verdächtig, aber für Tom hatte diese Neuigkeit vor allem die peinliche Situation im Baucontainer aufgeklärt. Er schämte sich ein wenig, weil er angenommen hatte, Leibnitz masturbiere in seinem Büro, während er sich jedoch eine Insulinspritze gesetzt hatte. Trotzdem hatte sich Toms Meinung über seinen Auftraggeber wenig verbessert.
»Zeit wofür? Die Firma ist so gut wie pleite. Er hätte schon längst Insolvenz anmelden müssen, momentan macht er sich nämlich gehörig der Insolvenzverschleppung schuldig.«
»Meinst du, er hat Geld zur Seite geschafft und will sich aus dem Staub machen?«
»Wie kommst du darauf?«
»Nur ein
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