Frisch gemacht!
Einkaräterschenker Karl, nur schenken sie nicht mal Einkaräter. Conny versteht mein Dilemma, obwohl sie am liebsten direkt vom Kreißsaal wieder ins Büro marschiert wäre. Ihr Mister Minipi (Abkürzung von Minipimmel) Leon verbringt seine Vormittage bei einer Tagesmutter. »Bleibt sich alles relativ gleich, aber ich muss wenigstens nicht kochen, und Frau Lötsch verlangt auch keine regelmäßigen Elternabende. Dafür muss ich ab und an Kaffee mit ihr trinken, und ich glaube, sie guckt heimlich nebenher Fernsehen mit den Kindern. Obwohl sie es abstreitet.« »Wie kommst du denn darauf?«, frage ich neugierig nach. Schließlich kann ihr Leon kaum gepetzt haben. »Nee, erzählt hat er nichts«, lacht sie, »aber neulich haben die im HL ein Teletubbie, so ’ne abstruse gelbe Stoffpuppe, im Angebot gehabt, und der Kleine hat darauf reagiert, als wäre es seine Oma. Hat nicht viel gefehlt, und der wäre mir aus dem Wagen gesprungen. Ich habe das Ding tatsächlich gekauft, und er ist begeistert. Grunzt richtiggehend
vor Freude. Da kann ich die Holzrasseln entsorgen, so fährt der auf dieses hässliche Ungetüm ab.« Tagesmütter sind für mich bewundernswerte Menschen. Für vier bis fünf Euro fremder Leute Kinder zu hüten ist nun wahrlich kein riesiges Geschäft. Die Verantwortung wollte ich für das Geld keinesfalls übernehmen. Je länger ich selbst Mutter bin, umso mehr Respekt habe ich vor Menschen, die sich um Kinder kümmern. Es nerven einen ja schon die eigenen.
Die Auswahl der richtigen, der perfekten, adäquaten Betreuung ist eines der schwierigsten Dinge, die eine berufstätige Mutter zu leisten hat. Krippe, Tagesmutter, Au-pair-Mädchen oder vielleicht gar eine Haushälterin, die gleichzeitig aufs Kind aufpasst? Die Haushälterin, die kocht und schrubbt und liebevoll mit dem Nachwuchs spielt, ist das Ideal Vieler. Leider eine etwas teure Variante. Unter 1500 ,– Euro spielt sich da kaum was ab. Christoph hat gefragt, ob ich auf Drogen sei, als ich ihm dieses Modell vorgeschlagen habe. Obwohl auch ihn die Aussicht auf lecker vorbereitete Speisen und einen eins a Haushalt gelockt haben. Aber der Gedanke, nur noch für eine Haushälterin zu arbeiten, hat ihm dann doch nicht behagt. »Wenn ich mal Partner bin, können wir gerne wieder drüber reden«, hat er mich vertröstet. Sehr aussichtsreiche Angelegenheit … ha. Ob ich das noch erlebe?
Au-pair-Mädchen sind gerade bei Mittelstandsmuttis sehr angesagt. Wer auf sich hält, hat ein Au-pair-Mädchen. Und jammert. Weil es verstockt ist, nicht genug putzt, Frauchens Kleider heimlich ausborgt, zu viel ausgeht oder den
Gatten anbaggert. Seit ich Menschen mit Au-pair-Mädchen kenne, will ich keines mehr. Erst mal braucht man Platz. Wer hat schon einfach so noch ein Zimmer und ein Bad übrig. Aber selbst wenn: Immerzu jemanden im Haus zu haben. Nie mehr unter sich sein. Hemmungen zu haben, nachts in Unterhose eben mal zum Kühlschrank zu huschen. Und dann hat man letzlich ja noch ein Kind im Haus. Das unterhalten werden will, angeleitet, Heimweh hat, ständig telefoniert, krank wird und die besten Oberhemden versengt. Wenn man Frauen über Au-pair-Mädchen reden hört, hat man das Gefühl, es geht um Autos. Welches Herkunftsland arbeitet am liebsten, ist nett mit den Kindern und welches nicht. Im Trend sind die Mädchen aus dem Osten. Gerne aus den baltischen Staaten. Estland, Lettland oder Litauen. »Die sprechen einfach gut deutsch, da kannst du wenigstens sagen, was dir nicht passt«, hat mir Hilde aus dem Pekip-Kurs anvertraut. Ihr Au-pair-Mädchen, die schweigsame Ret, geht ihr allerdings gehörig auf die Nerven. »Es ist der ganze Typ Mädchen, den ich blöd finde. Schon wie die sich anzieht und aufbrezelt. Wenn die morgens zum Frühstück kommt, denkt man, sie geht zu einem Galaabend. Und ständig diese Plateau-Billigschuhe. Bauchfrei selbst bei Minusgraden. Und im Haushalt braucht sie Stunden. Wenn du siehst, wie die die Geschirrspülmaschine einräumt, könntest du einen Anfall bekommen. Wie in Zeitlupe. Außerdem ist gegen Ret ein Fisch verschwätzt. Die redet nur, wenn du sie direkt ansprichst. Man hat immer das ungute Gefühl, sie fühlt sich nicht wohl, kann dich nicht leiden, ist irgendwie beleidigt. Und wenn die abends ausgeht, kann ich erst ruhig schlafen, wenn sie wieder daheim ist. Stell dir vor, der passiert
was, und ich muss dann in Estland die Eltern anrufen, dass ihre Tochter irgendwo in einem Plastiksack gefunden wurde. Nee, wie
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