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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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grauenvoll. Also die Nächste kommt doch aus dem Westen.« Hübscher Gedanke, aber leider absurd. Mädchen aus dem Wohlstandswesten haben null Lust, in Deutschland Rotznasen zu putzen und Fußböden zu wischen. Bei den Au-pair-Vermittlungen lachen die sich kaputt, wenn man, aufs bevorzugte Land angesprochen, so was wie England, Frankreich oder Italien sagt. Früher war es so, dass Au-pair-Mädchen ins Land kamen, um die Sprache zu lernen und kulturelle Einblicke zu bekommen. Die Zeiten sind vorbei. Die Mädchen, die heute kommen, haben andere Motive. Sie kommen aus sehr armen Ländern und wollen vor allem möglichst viel Geld verdienen, um dann daheim besser über die Runden zu kommen. Das führt dazu, dass viele von ihnen nebenher putzen gehen und ansonsten gelangweilt rumhängen, um ja kein Geld auszugeben. Arme Hasen.
     
    Bevor ich die Krippe ausgewählt habe, oder besser gesagt die Krippe mich, habe ich mir drei Tagesmütter angeschaut. Die Erste war Frau Ilscher. Eine kettenrauchende, dickliche Person in einer muffigen dunklen Wohnung, Modell Eiche rustikal. Sehr mitteilsam war sie auch nicht: »Ich mache das seit Jahren, immer vier Kinder. Es gab noch nie Beschwerden.« Interessant. Dass die Atmosphäre der Wohnung wahrscheinlich in eine tiefe Depression treibt, der Anblick der Möbel so etwas wie aufkommenden guten Geschmack im Keim ersticken und der Geruchssinn durch den Qualm für immer gestört wird, macht anderen Eltern vielleicht weniger aus als mir. Aber noch dazu ist Frau
Ilscher auch nicht das, was man sich unter einer angenehmen Person vorstellt. Sie trägt ein ärmelloses T-Shirt, und die Achselhaare haben das Wort Rasur noch nie gehört. Sie ist schwitzig und genau besehen leider auch etwas unappetitlich. Sie ist eine Frau, die ich auf Anhieb nicht ausstehen kann. Ich verlasse die Eiche-Rustikal-Wohnung fast fluchtartig. Hier könnte ich kaum einen Nachmittag verbringen. Das kann ich Claudia nicht antun. Frau Ilscher ist das egal. »Es gibt genug Frauen, die sich die Finger nach einem Platz bei mir lecken«, sagt sie und ist nicht mal beleidigt. Nach dem Motto: Wer nicht will, der hat schon. Welch ein Horror. Da sieht man, wie groß der Betreuungsnotstand in Deutschland ist, dass Frauen wie Frau Ilscher solchen Zulauf haben.
     
    Die zweite Tagesmutter, die ich ansehe, ist Frau Schulze. Frau Schulze ist eine Person mit klaren Grundsätzen und Regeln. »Ohne, Frau Schnidt, ohne Regeln läuft nichts. Kleine Kinder sind wie Welpen, da muss hart trainiert werden. Was glauben Sie, warum ich mit meinem Hanno wochenlang in die Hundeschule bin.« Hanno ist ein älterer Schäferhund, der keinen Schritt von Frau Schulzes Seite weicht. Sie sieht meinen Blick: »Er ist aus dem Heim und hängt sehr an mir, gell Hanno.« »Und die Kinder«, will ich wissen, »kommt er mit den Kindern klar?« »Selbstverständlich, Frau Schnidt. Hanno hat nichts gegen Kinder, wenn sie ihn in Ruhe lassen. Klare Regel hier im Haus. Sie wissen ja, Regeln sind alles. Bei Hund und Kind.« »Und bei Männern«, will ich einen Scherz machen, verkneife ihn mir aber. Ich glaube nicht, dass Frau Schulze solche Späße zu schätzen weiß. War die mal beim Militär? Oder Politesse?
    Ich habe nicht den Eindruck, dass der Spaßfaktor hier in diesem Haushalt irgendeine Rolle spielt. Ich bin durchaus für klare Regeln, aber ein bisschen mehr sollte das Leben doch noch zu bieten haben. Wir sind ja nicht in der Kaserne, obwohl sich Frau Schulze wie ein pensionierter Feldwebel aufführt. Außerdem sind Regeln ja nicht gleich Regeln. Wer weiß, ob Frau Schulze und ich da ähnliche Vorstellungen haben. Es macht mir nicht den Eindruck. Und ehrlich gesagt ist mir auch Hanno suspekt. Was, wenn Claudia ihm nicht gefällt oder sich nicht an seine Regeln hält? Christoph ist entsetzt, dass ich Frau Schulze überhaupt in Erwägung ziehe. Christoph fürchtet sich vor Hunden. Alles, was größer ist als ein Yorkshireterrier, ist für ihn eine potenzielle Gefahr. Ein Angriff auf sein Leben und vor allem die Bürgersteige der Republik. Der kann sich da richtig reinsteigern. Wenn der in Hundescheiße tritt, führt er sich auf wie ein Irrer. Hunde wie Dobermänner veranlassen Christoph dazu, die Straßenseite zu wechseln. Auch Rottweiler und große Schäferhunde. Von Pittbulls und Staffordshires mal ganz abgesehen. Da neigt der echt zur Hysterie. »Mir egal, wie du das findest«, hat er auf meinen Spott hin gesagt, »ich will nicht, dass sich so ein Monster in

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