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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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privater Ofen neben mir glüht und strahlt Hitze aus wie eine gediegene Zentralheizung. An Sex verschwendet keiner von uns auch nur einen Gedanken mehr. Wir erwähnen ihn nicht mal mehr. Warum auch: Essen ist ja auch was Feines.

Freitag, 7 . 35 Uhr
    Meine Mutter ist nicht etwa pünktlich, sondern eine halbe Stunde zu früh. Mist. Ich wollte eben noch mal kurz die wichtigsten Wohnungsordnungsschwachstellen beseitigen. Meine Mutter hat für Unordnung und Dreck eine Art Röntgenblick. Sie ist quasi ein lebendes Kernspintomographiegerät. Der entgeht nichts. Aber, erstaunlich, sie reißt sich zusammen. Außer: »O Gott, o Gott«, kommt ihr kein Wort zum Zustand unserer Wohnung über die Lippen. Jetzt kann ich es eh nicht mehr ändern. Wenn die den ganzen Vormittag Zeit hat, wird ihr sowieso nichts verborgen bleiben. Ein Vortrag nach Dienstschluss ist mir sicher. »Wenn du dich langweilst, kannst du ja vielleicht die Wäsche wegbügeln«, kommentiere ich ihren entsetzten Blick auf einen mittelhohen Stapel Wäsche rechts von der Couch. »Ich hoffe, das war ein Witz, Andrea«, antwortet sie mir streng. »Pures Wunschdenken, Mama, mehr nicht, mach es dir nett. Claudia schläft noch. Sie wird sich freuen, beim Aufwachen ihre heiß geliebte Oma zu sehen«, umschmeichle ich meine Mutter. Schnell trinken wir noch einen Kaffee zusammen, und dann mache ich mich auf den Weg. Ich hätte noch ein Viertelstündchen Zeit, aber meine Mutter drängt: »Ich bin nicht gekommen, um dir beim Kaffeetrinken Gesellschaft zu leisten, ich dachte du musst arbeiten?« So viel zum Thema Gemütlichkeit. Ich raffe meine Tasche und stürme zur Tür: »Mama, du bist die Beste, vielen, vielen Dank«, verabschiede ich mich. »Ich weiß«, sagt sie nur. Hoheitsvoll. Nicht etwa: »Kind, das
mache ich doch gern. Ist doch selbstverständlich.« Man darf halt auch nicht alles erwarten. Hauptsache, sie macht es. Nett ist es alle Mal. Unbedingt Blumen besorgen, notiere ich im Kopf. Ich muss sagen, kranke Kinder können praktisch sein, wenn man jemanden für sie hat. Keine Fahrt zum Kindergarten, kein Brotschmieren und Ähnliches. Was muss das herrlich sein, wenn täglich jemand ins Haus kommt. Jemand, der dann möglichst noch alle hässlichen Spuren des morgendlichen Chaos beseitigt. Es gibt Dinge im Leben, die werden leider immer ein Traum bleiben.
     
    Ich bin ebenso überpünktlich im Sender wie meine Mutter bei mir. Nichtsdestotrotz ist schon ordentlich was los. Freitag vor der Sendung ist immer riesig was los. Klar, denn um 12 Uhr ist Generalprobe. Und oft genug muss danach die halbe Sendung noch mal umstrukturiert werden. Weil in der Theorie die Dinge doch anders laufen als in der Praxis. Umstrukturierte Sendung bedeutet neue Ablaufpläne, und das wiederum bedeutet richtig viel Arbeit für mich. Will huscht wie ein aufgezogenes sonnenbebrilltes Äffchen mit Kleidersack durch die Redaktion. Es geht um sein größtes Problem vor der Sendung: Was ziehe ich bloß an? Am liebsten würde er sich wie ein Rocksternchen während der Sendung vier- bis fünfmal umziehen. Da das unser Programmdirektor entgeistert abgelehnt hat, grämt sich Will jede Woche aufs Neue. »Du wolltest doch dein neues türkises Samtjackett anziehen«, eile ich ihm zur Hilfe. Er ist froh, dass jemand bereit ist, die elementarste Frage überhaupt mit ihm zu besprechen: »Stimmt Andrea, wenn ich auf Österreich stehe, sieht es auch irrsinnig aus. Exorbitant.« Menschen wie Will benutzen Worte wie irrsinnig
und exorbitant. »Gut«,«prima« oder »toll« sind ihnen zu profan. »Na, dann ist doch alles gebongt, wenn’s irrsinnig aussieht«, beruhige ich den angespannten Will. »Nix ist gut«, stöhnt er, »denn auf Irland ist es eine Katastrophe.« Es sieht nicht einfach »blöd« aus, nein, es ist selbstverständlich gleich »eine Katastrophe«. Der Mann muss schon Schlimmes mitgemacht haben, wenn ein unpassendes Jackett eine Katastrophe ist. Allerdings: Irland ist erbsgrün. Stimmt wahrscheinlich, dass Erbsgrün und türkiser Samt keine besonders gelungene Kombination sind. »Was willst du denn auf Irland, du hast es doch eh mit der Queen, stell dich auf England«, schlage ich ihm vor. Er stutzt. Guckt mich an, als hätte ich die »exorbitanteste« Erfindung der Neuzeit gemacht: »Genial, Andrea, das ist es. Ich gehe auf England.« England ist Lila, und er ist glücklich. Sieht aus, als wolle er mir gleich eine Gehaltserhöhung geben.
     
    Wenn Sendungen geprobt werden, gibt es für die

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