Frisch getraut: Roman (German Edition)
traten.
»Genug, um zu wissen, dass deine Mutter die Neuigkeit mit Lonny nicht sehr gut aufgenommen hat.«
»Eigentlich wäre Lonny der perfekte Mann für meine Mutter.« Sie blieben an der hinteren Stoßstange ihres Lexus stehen. »Jemand, der die Blumen arrangiert und sie im Schlafzimmer nicht behelligt.«
»Klingt wie ein Angestellter.« Wie mein Vater, dachte er.
Sie legte die Hand auf den Wagen und schaute verstohlen zum Hintereingang des Hauses. »Du kannst dir bestimmt denken, warum ich dich gebeten habe, mich hinauszubegleiten. Wir müssen über neulich Nacht reden.« Clare schüttelte den Kopf und wollte weitersprechen, doch es kam kein Ton heraus. Sie nahm die Hand vom Heck des Lexus und ließ sie wieder sinken. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
Er hätte ihr weiterhelfen können. Alles rasch aufklären und ihr sagen können, dass sie gar nicht miteinander geschlafen hatten, aber er hatte nicht vor, ihr das Leben zu erleichtern. Wenn er in den vielen Jahren als Journalist eins gelernt hatte, dann einfach still zu sein und zuzuhören. Er lehnte sich mit der Hüfte an den Wagen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Dünne Sonnenstrahlen hoben tief rostbraune Strähnen in ihrem braunen Haar hervor, und der einzige Grund, der ihm in den Sinn kam, warum ihm das überhaupt auffiel, war, weil er dazu ausgebildet war, auf kleine Details zu achten. Es war sein Job.
»Vermutlich haben wir uns in der Bar im Double Tree getroffen«, fing sie wieder an.
»Das stimmt. Du hast dir mit einem Typen Jägermeister hinter die Binde gekippt, der seine Baseball-Mütze falsch herum aufgesetzt hatte und ein Muskel-Shirt trug.« Was die Wahrheit war. Dann verstieß er gegen seine Regel, sich zurückzuhalten
und zuzuhören, und erfand zum Spaß eine kleine Lüge dazu. »Er hatte einen Nasenring und mehrere Zahnlücken.«
»O Gott.« Sie ballte die Hand zur Faust. »Ich glaube, ich will gar nicht alle Details wissen. Ich meine, wahrscheinlich sollte ich es lieber – jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Es ist nur so, dass …« Sie verstummte und schluckte heftig. Sebastians Blick glitt von ihrem Mund über ihren Hals bis zum obersten Knopf ihrer Bluse. Sie war total verklemmt, aber es gab noch eine andere Clare. Eine, die er neulich Nacht gesehen hatte. Eine, die ihr Haar nicht streng aus dem Gesicht gekämmt trug und sich schon am Vormittag Perlen um den Hals schlang. Er fragte sich, ob sie unter ihrem nichts sagenden Kostüm dieses pinkfarbene Bustier trug. Im Hotelzimmer war es dunkel gewesen, sodass er es sich nicht richtig hatte anschauen können, bevor sie es sich vom Leib gerissen hatte.
»Normalerweise bin ich nicht der Typ, der sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt und Männer zu sich ins Hotelzimmer einlädt. Das nimmst du mir wahrscheinlich nicht ab, und ich kann es dir nicht verübeln. Ich … hatte einen wirklich furchtbaren Tag, wie dir bereits bekannt ist«, schwafelte sie.
Während Sebastian mit halbem Ohr zuhörte, ließ er seine Gedanken schweifen, und er fragte sich, ob sie unter diesem jungfräulichen Kostüm einen Tanga trug. Wie den neulich Nacht. Dieser Tanga war’s gewesen. Er hätte nichts dagegen, ihn noch einmal zu sehen. Nicht, dass er Clare besonders mochte, wirklich nicht, aber nicht jede Frau konnte einen Tanga tragen und darin so gut aussehen. Er hatte die ganze Welt bereist und genügend Frauen im Tanga gesehen. Um im Tanga gut auszusehen, mussten Frauen einen strammen Hintern in der Hose haben.
»… Kondom.«
Sekunde . »Was?« Er schaute ihr wieder ins Gesicht. Ihre Wangen liefen jetzt knallrot an. »Wie bitte?«
»Ich muss wissen, ob du neulich Nacht ein Kondom benutzt hast. Ich weiß nicht, ob du so betrunken warst wie ich, aber ich hoffe, du hast daran gedacht. Mir ist klar, dass es auch meine Verantwortung war … genauso wie deine, natürlich. Doch da ich nicht vorhatte, zu … zu … hatte ich keins dabei. Deshalb hoffe ich, dass du eins hattest und dass … tja, du verantwortungsbewusst warst und es benutzt hast. Denn in der heutigen Zeit kann ungeschützter Sex ernste Konsequenzen haben.«
Sie hatte ihn beschuldigt, sie ausgenutzt zu haben, als sie betrunken war. Hatte so getan, als würde er nicht existieren, und jetzt klang es so, als würde sie dazu ausholen, ihn zu bezichtigen, ihr etwas wirklich Unangenehmes angehängt zu haben.
»Ich habe Ende der Woche einen Termin bei meinem Arzt, und wenn wir kein Kondom benutzt haben, denke
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