Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
Hause. Noch immer ganz erregt betrat sie das Haus. Sie wollte ihrer Schwester dafür danken, dass sie gekommen war, und war dann überrascht, Nicole dabei anzutreffen, wie sie mit blassem Gesicht und einem Mund, der nur noch eine dünne, ärgerliche Linie war, im Wohnzimmer auf und ab lief.
„Was ist passiert?“, fragte sie. „Alles in Ordnung mit dir? Ist jemand krank?“
Nicole sah sie wütend an. „Sag mir, dass du das nicht gewusst hast. Ich schwöre bei Gott, wenn du es wusstest, werde ich ... Ich weiß nicht, was, aber irgendetwas schrecklich Hässliches wird es schon sein.“
Am liebsten wäre Claire rückwärts wieder gegangen, aber sie blieb, wo sie stand. „Was soll ich wissen?“
„Jesse. Sie verkauft Torten übers Internet. Sie hat eine Website eingerichtet, die fast genauso aussieht wie unsere. Das gilt auch für die verdammte Webadresse. Der Unterschied ist nur, dass sie, anders als wir, nicht einfach nur Informationen über das Angebot einstellt, sondern den Kuchen auch verkauft.“
Claire konnte es nicht glauben. „Die Keyes Schokoladentorte?“ Doch wohl kaum. Das würde Jesse nicht tun. Oder etwa doch? Nicht, nachdem sie bereits mit Drew geschlafen hatte. Das war übel. Mehr als übel.
„Ja. Ich kann es nicht fassen. Und dann nimmt sie auch noch fünf Dollar mehr dafür. Ich bin so was von sauer. Ich will sie nur noch finden und wie eine Wanze zerquetschen.“
„Du bist wütend, und das ist auch normal. Aber wir werden eine Lösung finden“, begann Claire.
„Nein, das werden wir nicht. Ich wusste ja, dass sie ein einziges Desaster ist und habe keine Wunder erwartet. Aber das hier ist das letzte Mal, dass sie mich betrogen hat. Als sie mit Drew geschlafen hat, konnte ich nichts unternehmen, aber bei Gott, diesmal kann ich es.“
Für Claire hörte sich das fürchterlich an. „Was hast du vor?
„Ich werde sie anzeigen und lasse sie ins Gefängnis werfen, wo sie meinetwegen verrotten kann.“
13. KAPITEL
A uf einer alten Bank an der Wand wartete Claire, bis Jesse herauskam. Ihre Schwester war blass und sah aus, als hätte sie geweint. Ohne zu wissen, was sie sagen sollte oder von ihrer Schwester erwartete, erhob sich Claire, und als ihr nichts Rechtes einfiel, drehte sie sich einfach um und ging zum Wagen voraus.
„Tut mir leid“, sagte Jesse, als sie aus der Parklücke fuhren.
„Es ist das erste Mal, dass ich für jemanden eine Kaution gestellt habe, um ihn aus dem Gefängnis zu holen.“
„Es ist auch das erste Mal, dass ich im Gefängnis war. Ich kann nicht fassen, dass sie mich verhaften ließ. Ich hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen würde. Eigentlich müsste sie mich doch lieben.“
Jesse fing an zu weinen.
Claire war hin und her gerissen. Einerseits konnte sie Jesses Leid gut nachvollziehen, andererseits hatte sie das Gefühl, dass sie in dieser Sache doch eher auf Nicoles Seite stand. Jesse hatte die Grenze einfach zu oft überschritten.
„Wie hätte sie denn deiner Meinung nach reagieren sollen?“, fragte Claire.
„Mich anschreien.“
„Du hast das Rezept gestohlen und verkaufst die Keyes Schokoladentorte übers Internet. Schreien ist üblicherweise Dingen wie zu spät nach Hause kommen vorbehalten.“
Jesse wandte den Kopf und sah sie an. Sie wischte sich die Tränen ab. „Wie kann ich das Rezept denn stehlen, wenn ich selbst eine Keyes bin? Dad hat mir die Hälfte der Bäckerei hinterlassen. Da gehört mir doch wohl auch die Hälfte des Rezepts, oder?“
„Wenn du keine bessere Rechtfertigung hast, steckst du in ernsten Schwierigkeiten. Wohin soll ich dich fahren?“
„Nach Hause.“ Jesse nannte ihr die Anschrift, die Claire in das Navigationssystem eingab. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe mit den Torten etwas Geld verdient. Na und? Schließlich ist es auch nicht so, als hätte ich gleich Arbeit gefunden, nachdem Nicole mich rausgeworfen hat.“
Claire konnte es nicht fassen. „Hast du etwa angenommen, Nicole würde dich weiter in der Bäckerei beschäftigen, nach allem, was mit Drew gelaufen ist? Willst du eigentlich für gar nichts die Verantwortung übernehmen?“
„Ich muss doch für mich sorgen. Ich sag dir, es ist nicht mein Fehler. Nicole will mir einfach nicht zuhören. Egal was ich sage, ihr wird es nicht reichen. Zur Strafe soll ich ewig leiden. Nicole wird mir nie verzeihen.“
„Das ist ihre Entscheidung. Aber selbst wenn es stimmt, was du sagst, gibt dir das noch längst nicht das Recht, das Rezept
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