Frisch verlobt
Jesse schwanger und irgendwo weit weg war, zu verdrängen. „Obwohl du ja verlobt bist, also so gut wie verheiratet.“
Claire drückte ihr den Arm. „Du bekommst ein Baby. Bist du denn gar nicht aufgeregt?“
Und trotz allem lächelte Nicole. „Doch, das bin ich. Aber ich habe auch Angst.“
„Ich auch. Es wird wohl allen Müttern so gehen. Was ist, wenn ich nicht weiß, was ich machen soll?“
„Du wirst es wissen. Du lässt dich vom Herzen leiten, was manchmal richtig nervt.“
„Du wirst es auch wissen. Du hast ja bereits Erfahrung.“
„Bei Jesse war ich aber nicht sehr gut.“
„Doch, das warst du. Für viele Probleme ist sie selbst verantwortlich. Außerdem warst du selbst noch ein Kind.“
Zögernd nickte Nicole. „Ich vermisse sie. Immer will ich losziehen und nach ihr suchen.“
„Und was hält dich davon ab?“
Darauf hatte Nicole keine Antwort. „Mein Kopf sagt mir, dass ich sie loslassen muss. Mein Herz sagt, dass sie es alleine niemals schaffen wird. Ich weiß nicht, wer recht hat.“
Claire drückte ihr noch einmal den Arm. „Du wirst es herausfinden.“
„Das hoffe ich.“
Nur wenige Minuten, nachdem Claire gegangen war, traf Raoul ein. Nicole umarmte ihn erst einmal fest und gab ihm dann einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Lauf nie wieder weg. Du hast mir solche Angst eingejagt.
„Ich weiß, und es tut mir leid.“
„Sheila hat dich vermisst, und ich musste ihren Jungen erklären, wo du steckst. Ein zweites Mal werde ich dich nicht decken.“
„Das wird auch nicht nötig sein.“
Sie blieben stehen und lächelten sich an. Nicole hatte das Gefühl, als wäre ihr ein Teil des Gewichts von den Schultern genommen.
„Geh und pack aus“, sagte sie schließlich. „Und wenn du Glück hast, werde ich später zum Abendessen kochen.“
„Das fände ich toll.“
Er trug seine Campingtasche nach oben.
Sie sah ihm nach. Das Leben wäre sehr viel leichter, wenn er aufhören würde, sich mit Brittany zu treffen, aber sie bezweifelte, dass sie so viel Glück haben würde. Sie nahm an, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Hawks Tochter auftauchte, also konnte sie ebenso gut auch gleich für drei Personen kochen.
Gerade wollte sie in die Küche gehen, da klingelte es, also machte sie noch einen Schlenker zur Haustür. Sie hatte mehr oder weniger damit gerechnet, Brittany auf ihrer Schwelle vorzufinden, umso erstaunter starrte sie dann Drew an.
Das war nun wirklich absolut nicht die Art, wie sie den Abend verbringen wollte.
„Hi, Nicole“, sagte er. „Kann ich bitte auf ein paar Minuten hereinkommen?“
Spontan wollte sie Nein sagen, denn für sein leeres Geschwätz war sie wirklich nicht in der Stimmung. Aber wahrscheinlich würde es schneller gehen, wenn sie ihn sagen ließ, was immer er zu sagen hatte, um dann zuzusehen, dass er wieder verschwand.
Sie gab also den Weg frei und ließ ihn eintreten. Er schloss die Tür hinter sich und lächelte sie vorsichtig an.
„Du siehst gut aus“, stellte er fest, schob seine Hände in die Taschen und zog sie sogleich wieder heraus. „Mehr als gut. Großartig. Wirklich großartig.“
„Geht es um Geld?“, fragte sie ihn. „Brauchst du ein Darlehen?“
„Nein. Es geht nicht um Geld. Es geht darum …“ Er sah ihr in die Augen. „Es tut mir leid. Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass ich – du weißt schon – alles falsch gemacht habe. Ich habe dich verletzt. Du hast dich mir gegenüber immer prima verhalten, Nicole. Ich habe dich nie so geschätzt, wie ich es hätte tun sollen. Die Sache mit Jesse bedaure ich wirklich sehr. Da übernehme ich auch die volle Verantwortung.“
Ihr erster Gedanke war, dass er auf Drogen sein musste. Dann fiel ihr ein, dass auch irgendein Außerirdischer seinen Körper okkupiert haben könnte.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, gab sie zu.
„Dann lass mich weiterreden. Ich liebe dich noch immer, Nicole. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Mir ist klar, dass es total daneben war, mich an Jesse heranzumachen, wie ich es getan habe. Da war ich nicht richtig im Kopf. Aber jetzt sehe ich klar und weiß, was ich will. Ich will, dass wir wieder zusammenkommen und es wieder wird, wie es früher war.“
Endlich einmal eine Entschuldigung! Er übernahm die Verantwortung für das, was er getan hatte. Aber obwohl sie es zu schätzen wusste, war ihr doch klar, dass es nicht reichte und im Übrigen zu spät kam.
„Die Scheidung wird in ein paar Wochen amtlich sein“,
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