Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser
ist Torsten Meyer.« Wir begrüßten uns alle.
»Bier?«
Alle wollten Bier.
»Dann geh isch mol zappe.«
Torsten Meyer ging Bier zapfen.
»Dann gebbt mol gudd gess. Sonscht laaft do gar nix. Geschafft hamma schnell. Hinnaher.«
Martin Degrange legte das Grillfleisch auf den runden Grill. Das Fleisch zischte. Er bestreute es mit verschiedenen Gewürzen.
»Thymian, Oregano und Rosmarin und einen Hauch Lavendel. Aber nur einen Hauch. Sonst schmeckts durch. Der Hauch Lavendel awwa isses.«
Torsten Meyer brachte das Bier in Krügen. Es schmeckte würzig und war sehr kalt.
»Ei, Torsten, dann verzähl mol, bis das Fleisch gar ist.«
»Was soll ich da großartig erzählen? Das meiste wissen Sie schon.«
Torsten Meyer war ein Lausbub. Mittelgroß und drahtig mit einem hellblonden Bürstenschnitt. Immer in Bewegung mit leicht tänzelnden Schritten wie ein Faustkämpfer, der den Gegner austanzen wollte. Sein Mund war etwas zu groß. Das Kinn in dem schmalen Gesicht fast wuchtig. Hellgraue Augen, die nicht vorbeischauten. Der Mann wusste, was er wollte. Martin Degrange war das genaue Gegenteil von ihm. Eisbein auf Sauerkraut rannte gegen mageren Fasan an, Fasan täuschte mit einer eleganten Flügeldrehung, Eisbein plumpste direkt in den Kochtopf, wenn Fasan es nicht mit der Spitze seines Schnabels festgehalten hätte.
»Zunächst mal war ich total geschockt, wie ich den armen Nemec tot im Auto sitzen sah. Es musste gerade passiert sein. Er fühlte sich noch warm an. Ich dachte an gar nichts. Ich war wie paralysiert. Dann kam diese Vernehmung.«
»Wer hat Sie vernommen? Und wo?«
Jetzt war ich gespannt, was er antworten würde.
»Ich wurde nach Saarbrücken gefahren. In ein Hotel. Dort wurde ich in einen Raum gebracht, in dem drei Herren auf mich warteten. Keiner hat sich vorgestellt.«
»War einer von ihnen so ein aalglatter, arroganter Typ mit korrektem Scheitel und blank polierten Fingernägeln?«
»Ja. Er behauchte sie ständig. Als hätte er Frost auf den Nägeln.«
»Den kennen wir. Aus Berlin. Der ist vom BND.«
»Wieso bringen die Nemec um?«, rief Frau Valéry. Erschrocken hielt sie sich den Mund zu.
Martin Degrange schwenkte seinen Schwenker.
»Bald ist es soweit.«
Das Fleisch brutzelte und roch gut.
»Reines Rindfleisch. Vom Feinsten.«
»Die wollten, dass ich eine Falschaussage mache. Ich hatte überhaupt keinen Durchblick. Ich war immer noch geschockt. Dann hat mich die kalte Wut gepackt. Ich bin Polizist. Mit Leib und Seele, so was läuft mit mir nicht. Wer sind Sie überhaupt? Wieder keine Reaktion.«
Die Schwenker waren jetzt auch fertig. Martin Degrange verteilte sie auf Tellern. Die Teile waren riesig.
»Können Sie mit dieser Soße bestreichen. Selbst gemacht.«
Wir bestrichen die Teile mit dem köstlich duftenden Gemisch. Dazu gab es dunkles Brot. Das Fleisch schmeckte köstlich.
»Das ist ja butterweich«, schwärmte ich.
Es schmeckte delikat. Ein Wechselbad der Gefühle. Ein gelungener Leichenschmaus bei einem Mordkom-plott mit Beamtennötigung. Ich erzählte meine Geschichte. Von Anfang an. Dabei kauten wir wie die Weltmeister. Mein Bericht dauerte drei Portionen lang.
»Irgendwas wollen die Vertreter des BND vertuschen und schrecken dabei vor nichts zurück. Manchmal frage ich mich, ob die tatsächlich im Auftrag des BND handeln. Eigentlich kaum zu glauben. Aber es sind BND-Agenten.«
»Ich widerrufe meine Aussage vor den drei Herren und sage, wie es war. Das erleichtert mein Gewissen und lockt die Brüder aus der Reserve.«
»Wir sitzen wie die Spatzen auf der Zielscheibe, wenn du aus der Deckung gehst«, wandte Degrange ein.
»Die müssen aber auch aus der Deckung gehen. Jedem von uns können sie nicht den Hals umdrehen. Das wäre zu auffällig. Grund genug dazu hätten sie. Frau Valéry als Partnerin von Nemec könnte noch einiges wissen und Barbara und Fritz sowieso.«
»Die haben mir heute was in den Orangensaft geworfen. Im Café am Markt. Ich war völlig weggetreten.«
»Die haben Panik«, rief Torsten Meyer.
Er machte ein paar Boxbewegungen.
Es wurde ein feuchter Abend mit Verbrüderung. Wir fühlten uns als verschworene Kampfgemeinschaft. Frau Valéry hieß Corinne.
»Wir lassen uns nicht unterkriegen!«
Da hatte sie schon ein paar Krüge Bier intus. Zwischendurch hatte Degrange eine Flasche kreisen lassen. Hochprozentiges Kirschwasser.
»Selbst gebrannt.«
»Schwarz! Schwarz!«, petzte Torsten Meyer.
»Macht hier jeder.«
Martin Degrange war gegen
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