Fröhliche Ferien am Meer
treffen. Er hat natürlich immer für Mutter geschwärmt. Daran kann ich mich erinnern.«
»Das erzählen sich die Leute, und sie war sehr gut zu ihm und hat ihn regelmäßig besucht.«
»So ist Mutter manchmal«, sagte Shelagh in dem gleichgültigen Ton, in dem sie alle von Alicia sprachen. »Man kann bei ihr nie vorhersagen, wie sie die Leute behandeln wird. Zu manchen war sie unheimlich nett, besonders zu den Alten. Sie ist so oft nach Irland gereist, weil der alte Vetter Frederick sie sehen wollte.«
Anna fand es nur bedauerlich, daß Alicia ihren Mann und ihre Kinder nicht mehr von dieser Freundlichkeit hatte fühlen lassen; aber sie war natürlich in diesem Punkt voreingenommen, wies sie sich selber zurecht.
Heute wurde sogar Angelas Geduld hart auf die Probe gestellt. Geoffrey Matthews war schwieriger als gewöhnlich. Aus irgendeinem Grund war er überzeugt, daß seine Göttin jeden Augenblick erscheinen würde. »Sie hat schon vorher zu kommen versucht, aber dieser Mann hat sie davon abgehalten. Standish nennt er sich, aber ich nenne ihn Satan.«
Insgeheim über diesen Kosenamen für ihren Vater belustigt, versuchte Angela doch, das Thema zu wechseln, indem sie ihn veranlaßte, über den Burenkrieg zu sprechen, in dem er gedient hatte. Er wurde dabei etwas vernünftiger und holte seine Auszeichnungen hervor, um sie ihr zu zeigen.
»Und hier habe ich noch etwas«, sagte er und kramte zu ihrem Schrecken plötzlich eine altmodische Flinte vom Grund seines Schranks hervor. Er hatte sie in diesem Feldzug getragen, erzählte er ihr, und jetzt hielt er sie immer bereit.
»Ich zeige sie Ihnen, weil Sie mich nie verraten werden. Sie sind ihre Tochter, und Sie sind gut wie sie. Ich habe auch Munition hier, immer zum Einsatz bereit.«
»Wozu bereit?« fragte sie nervös, da sie befürchtete, daß er von der Ankunft ihres Vaters gehört haben könnte.
Aber er entgegnete nur ausweichend: »Sie sagen, daß ich verrückt bin. Sie können sehen, daß sie lügen. Aber manchmal ist mein Kopf sonderbar, sehr sonderbar. Sie werden Geoffrey Matthews nie hinter Gitter bringen. Deshalb ist meine Flinte bereit.«
Angela fragte sich, ob Dr. Wyatt dies wußte; würde er einem alten Mann, der offensichtlich wahnsinnig war, erlauben, eine Flinte in seinem Haus versteckt zu halten? Doch Matthews war zu seinem Lieblingsthema, ihre Mutter, zurückgekehrt und sagte nun: »Aber bevor ich sterbe, wird sie kommen. Sie hat oft gesagt: >Unsere Seelen werden sich immer finden, Geoffrey, und wir werden uns auch wiedersehen. Zweifle nie daran.< Ich zweifle nicht daran. Sie hat ihr Wort gegeben; aber sie muß bald kommen, sehr bald.«
Angela empfand tiefes. Mitleid für ihn, daß er seit vielen Jahren für dieses oberflächliche Versprechen lebte. Aber zu ihrer Bestürzung wechselte er schon wieder das Thema, zog über ihren Vater her und endete mit dem frommen Wunsch: »Auf daß seine Seele zur Hölle fahre.«
Angela fand, daß das etwas zu weit ging; auch von der nachsichtigsten Tochter konnte man erwarten, daß sie dieses Gespräch abbrach. Sie widersprach jedoch nicht, sondern beruhigte sich damit, daß der alte Mann eigentlich immer an seinem eigenen Strand blieb. Er würde Matthews wahrscheinlich nie sehen.
Als sie erschöpft nach Hause kam, war sie verärgert, sowohl Wyngate Millar als auch Stephen dort zu finden. Die beiden Männer hatten sich nicht sehr oft gesehen. Wyn war verschiedentlich zu ihnen gekommen, gelassen und wie immer selbstzufrieden, und hatte mit einem spöttischen, verschwörerischen Lächeln auf ihre ländlichen Interessen angespielt. Stephen hingegen hatte sich völlig rar gemacht und verbrachte mit seiner Tante und seinem Bruder mehr Zeit als zuvor. Aber er versuchte nicht, sie zu meiden. An diesem Morgen sagte er freundlich:
»Du siehst erschöpft aus. Was hast du getan?«
»Ich habe nur Mr. Matthews besucht. Es war heute etwas schwierig, mit ihm fertig zu werden.«
Freddie sagte: »Du tust zu viel. Laß mich das nächste Mal hingehen. Das wäre eine herrliche Überraschung für ihn. Vielleicht denkt er sogar, es ist Mutter.«
»Und dann wäre es völlig um ihn geschehen. Er ist schon ziemlich verrückt und...« Aber sie hielt inne; sie konnte ihnen nicht von der Flinte erzählen. Er hatte ihr vertraut.
»Ich finde, du könntest mich mitnehmen, und mir deine Sehenswürdigkeit zeigen«, sagte Wyn geringschätzig. »Ich interessiere mich für Verfolgungswahn, weißt du. Worüber spricht er?«
»Meistens
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