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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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Overbeck
atmete tief durch und legte seine Hand auf ihren Arm. »Monika, was immer dir mein
Vater versprochen haben sollte, er hat es nirgendwo schriftlich festgehalten. Insofern
sieht es so aus, als hättest du keinerlei Ansprüche auf irgendetwas hier im Hotel.
Aber«, stoppte er mit festem Griff ihren Einwand, »du sollst wissen, dass wir zu
schätzen wissen, dass unser Vater mit dir in seinen letzten Monaten sein Glück gefunden
zu haben meinte.«
    ›Vorsichtig,
Johann, vorsichtig‹, dachte Liv und Monika Salmann setzte erneut zur Gegenwehr an.
Aber auch dieses Mal verschaffte sich Johann Overbeck das Vorrecht auszusprechen:
»Lass mich das hier zu Ende bringen, wer weiß, wie oft wir noch eine solche Gelegenheit
haben werden.« Sein fester Griff ließ von ihrem dünnen Unterarmen ab. »Du hast die
Wahl: entweder gar nichts oder wir ersparen uns allen dreien viel Ärger und Kosten
und du nimmst das Angebot von meiner Schwester und mir an.«
    »Das wäre?«,
fragte sie neugierig.
    »Wir haben
uns überlegt, dir einen großzügigen einmaligen Betrag zu überweisen, um dir einen
Neustart zu ermöglichen. Wir werden uns da sicher einig. Nur eins muss klar sein:
Damit unterschreibst du, dass du dieses Haus nicht mehr betrittst.«
    »Das war
deutlich!«, waren ihre ersten Worte. »Du wusstest, dass wir heiraten wollten. Dann
hätte ich alles hier gehabt.« Ihre Augen leuchteten, als sie sich umschaute und
sich in ihrer Fantasie als Hausherrin herumlaufen sah.
    »Du weißt,
dass mein Vater ein alter, kränklicher Mann war, der in kürzester Zeit das Unternehmen
an uns abgetreten hätte«, entgegnete er. Deutlich fügte er an: »Die Abfindung wird
sich im sechsstelligen Eurobereich bewegen.«
    Sie konnte
nicht anders, sie lächelte. »Geil, das wäre es euch wert, mich loszuwerden?« Sie
klang plötzlich sehr keck.
    »Nicht nur
das, Monika, wir wollen auch das Gedenken an unseren Vater hochhalten, es wäre sicher
in seinem Sinne.« Bei diesen Worten sah Liv Johann Overbeck an, wie leicht es ihm
gerade fiel zu heucheln.
    Monika Salmann
sprang so schnell vom Tisch auf, dass Johann Overbeck mit seiner höflichen Geste,
ebenfalls aufzustehen, kaum nachkommen konnte. »Ich werde es mir überlegen und mit
meinen Anwälten besprechen«, sagte sie schnell und verließ, offensichtlich froh
gelaunt, das Restaurant. Zu gern hätte Liv sich noch mit ihr für den späteren Abend
in der Bar verabredet. Als Johann Overbeck den sehnsüchtigen Blick bemerkte, den
Liv ihr hinterherschickte, sagte er, dass sie im Hotel wohne und sich bestimmt noch
eine Gelegenheit finden werde, sie allein zu sprechen. Er war erst einmal froh,
dass sie aus seiner Nähe verschwand, und atmete erleichtert auf.
    »War das
nicht ein bisschen voreilig?«, fragte sie ihn. »Glauben Sie nicht, Sie hätten viel
Geld sparen können, wenn Sie gewartet hätten?«
    »Worauf
soll ich noch warten? Ich will sie loswerden. Das ist alles. Und zwar so schnell
wie möglich.«
    »Ob das
der richtige Weg ist?«, gab Liv zu bedenken.
    Ein Gutes
hatte dieses Gespräch aber. Monika Salmann sowie Johann Overbeck fühlten sich in
Sicherheit. Und das konnte bedeuten, dass sie Fehler machten. Bei der Verabschiedung
von Johann Overbeck meldete Liv noch ihren Fotowunsch an. Er wollte ihr ein Foto
von sich und seiner Schwester vor einer attraktiven Hotelansicht zukommen lassen.
»Aber nur, wenn es positive Werbung für das Hotel wird«, mahnte er. Liv lächelte
nur. Er wusste, dass sie das bei einem Bericht über einen Mordfall nicht versprechen
konnte. »Das vollständige Essen mit Nachtisch«, versprach Johann Overbeck, »werden
wir nachholen. Später.« Liv ahnte, dass es dazu nicht mehr kommen würde.
    Sie sah
die Chance gekommen, dem Ende des Falles etwas näherzurücken. Ob Johann Overbeck
es auch bemerkt hatte? Sie musste mit Frank sprechen, schnell.
    Schade war
es schon um das Essen. Liv hatte bis dato gar nicht bemerkt, dass sie noch immer
Hunger hatte. Auf dieses Drei-Scheiben-Tiramisu hatte sie sich gefreut. Sie wollte
es nachholen. Den Wein spürte sie noch etwas in den Knien, als sie zum Luftschnappen
vor die Tür ging.

51
     
    Auf dem Platz vor dem Hoteleingang
telefonierte eine Menge Menschen wild durcheinander. Sie versuchten, einen gewissen
Abstand zueinander zu wahren, der aber durch ständiges Umherlaufen der Einzelnen
ständig neu zu definieren war. Allesamt standen sie draußen, um die teuren Hotel-Telefongebühren
zu sparen. Im Hotel selbst war der Empfang nicht

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