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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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wir beide Kinder.«
    »Ach?«,
stellte Liv diesen letzten Satz infrage.
    Keiner sagte
etwas. Maria Overbeck rutschte bereits auf ihrem Stuhl hin und her. Johann Overbeck
schaute zurück ins Restaurant und war froh, diesen Nischenplatz mit genügend Abstand
zu den anderen, inzwischen ausnahmslos besetzten Tischen und den geschäftigen Aktivitäten
seiner Mitarbeiter gewählt zu haben.
    Als hätte
sie Livs Aufforderung zur Erklärung nicht gehört, nahm es Monika Salmann plötzlich
die Sprache. Sie verzerrte ihr Gesicht, suchte und fand schnell ein Taschentuch,
das sie sich vorsichtig an die Augen hielt, um ihre Augenschminke nicht zu verwischen.
    »Entschuldigen
Sie mich, aber mein Verlobter und ich planten, ein Kind in die Welt zu setzen oder
zu adoptieren.« Totenstille. Aus ihren Augenwinkeln heraus beobachtete sie die Reaktionen
ihrer Tischpartner. Liv behielt alle drei im Auge und bewunderte besonders die beiden
Geschwister um ihre Beherrschtheit. Maria Overbeck starrte auf die weiße Tischdecke
und zupfte auf ihrem Schoß an ihrer Stoffserviette herum. Johann Overbeck beobachtete
seine Schwester und fürchtete wohl eine unbedachte Reaktion von ihr, denn sein Blick
sprach intensiv zu seiner Schwester. Aber er erreichte sie nicht.
    Maria Overbeck
hielt nur kurz still, plötzlich stand sie entrüstet auf. Mit den Worten: »Entschuldigung,
mir ist übel!«, warf sie ihre Stoffserviette auf den Tisch und verließ die kleine
Gesellschaft. Monika Salmann lugte aus ihrer Schonhaltung hervor und wünschte noch
»Gute Besserung!« hinterher. Maria Overbeck ballte ihre Fäuste und ging flott durch
die Tür mit der Aufschrift ›privat‹. Johann Overbeck und Liv waren entschlossen,
das Spiel bis zum Ende zu spielen. Diese zartfühlende Frau mit Tränen in den eiskalten
Augen interessierte Liv wahnsinnig.

50
     
    »Du willst damit sagen, mein Vater
wollte mit 84 Jahren noch ein Kind zeugen?«
    »Wenn es
nicht geklappt hätte, wollten wir eins adoptieren. Wir wünschten es uns so sehnlich.«
Sie fing wieder an, leise zu schluchzen.
    Johann Overbeck
und Liv schauten sich mit großen Augen an.
    »Wir hatten
schon Kontakte zu einer Vermittlungsagentur.«
    »Welche
Agentur vermittelt ein Kind an einen 84-Jährigen mit einer 35-jährigen Freundin.
Ich bitte dich, Monika, erzähl ein anderes Märchen«, entrüstete sich Overbeck.
    Aber Vorsicht,
sie sollte sich in Sicherheit wiegen. Liv schaute Johann Overbeck ernst an: ›Mach
hier nichts kaputt!‹, sollte dies heißen.
    »Wir hatten
Kontakt mit einer Organisation in Bogota, wo meine Familie herstammt«, schluchzte
sie. »Ich bin auch schon dort gewesen, mehrmals. Ich habe die Fotos immer dabei,
einen Moment.«
    Sie wühlte
in ihrer kleinen Krokodilleder-Handtasche, nahm ein Foto aus einem Briefumschlag
heraus, auf dem zwei kleine, dunkelhäutige Kinder waren, die, in Fetzen gekleidet,
mit großen schwarzen Pupillen in schneeweißen Augen in die Kamera leuchteten. Diese
Blicke zerrten sogar an Livs Gefühlen. Hilflos, niedlich und schutzbedürftig. Liv
stellte sich nur zu deutlich vor, wie diese beiden, wenn sie sich erst hier eingelebt
hätten, dem alten Papa und der ganzen Crew im Hotel den Alltag durcheinander gebracht
hätten.
    »Beide?«,
fragte Liv.
    »Hermann
wollte beide, ich war mir nicht schlüssig, ob es nicht zu viel wäre. Wir wollten
uns in dieser Woche entscheiden. Und da bringt ihn einfach einer um.« Sie weinte
in ihr Taschentuch und steckte die Kinderfotos wieder ein.
    »Das ist
sicher keine einfache Zeit für Sie, Frau Salmann. Wie wird es für Sie jetzt weitergehen?«,
wollte Liv wissen.
    Monika Salmann
stöhnte auf. »Wenn ich das so genau wüsste.«
    Das waren
wohl ihre ehrlichsten Worte, seit sie hier zusammensaßen.
    »Das Hotel
wäre schon eine nette Ablenkung, aber auch eine schwere Last, die mir mein Verlobter
hier aufbürden wollte.«
    Johann Overbeck
hatte Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten. Seine Adern im Gesicht schwollen bedrohlich
an, sein Blick wurde starr und seine Fäuste ballten sich unter dem Tisch. Liv und
er waren froh, dass nun seine Schwester nicht mehr in der Runde saß, sie hätte Monika
Salmann niemals ausreden lassen. Aber das war unausgesprochenes Ziel. Beide wollten
mehr wissen von diesem redseligen, so harmlos scheinenden Wesen.
    »Ich weiß
es nicht, es ist alles so furchtbar.« Ihr Weinen kam zur rechten Zeit, denn sie
wollte sich nun nicht weiter äußern. Offensichtlich wusste sie zurzeit nicht weiter.
    Johann

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