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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Sieben
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entsetzlichen Geschichten hintereinander weg, ohne große Pausen.
Liv blieb keine Zeit, auf die einzelnen Geschehnisse zu reagieren, die jede für
sich das Leben eines Menschen gänzlich auf den Kopf gestellt hätten. Monika Salmanns
faltenlose Gesichtszüge zeigten keine Regung, sie erwartete auch keine von Liv –
bis zum Schlusssatz: »Der liebe Gott hat es trotzdem gut mit mir gemeint, denn er
hat mich immer beschützt und aufgepasst, dass ich nichts Böses tue.«
    Liv nickte
nur stumm und hielt sich an ihrem Glas fest, als Monika noch einen draufsetzte und
von ihrem Heute erzählte. Dass sie täglich ihre von solch großem Leid getroffene
bettlägerige Mutter pflege. Detailliert schilderte sie den Tagesablauf, der meist
mit Waschen und Wickeln beginne und ende. Liv stellte sich diese kraftraubende Tätigkeit
bildlich vor und ihre Skepsis wich der Bewunderung für diese Frau.
    »Das könnte
ich nicht, glaube ich«, entwich es Liv, sie anstarrend.
    »Du glaubst
gar nicht, zu was man alles fähig ist«, entgegnete sie und klopfte Liv auf den Oberschenkel.
Damit holte sie sie wieder ins Jetzt.
    »Wer kümmert
sich denn jetzt um Ihre Mutter?«, fragte Liv und entschuldigte sich sogleich für
das erste ›Sie‹.
    »Ihr geht
es zum Glück zurzeit etwas besser, so konnte ich sie in gute Hände geben, eine sehr
gute Fachpflegerin ist ständig bei ihr und versucht, mich zu ersetzen. Ich habe
eben noch mit meiner Mutter telefoniert.« Sie brach den Satz ab, verzog ihr Gesicht
und setzte zum Weinen an.
    »Ich dachte,
deine Mutter könne nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen«, warf Liv erstaunt
ein.
    »Also tauschen
Frank und du euch doch aus, ich wusste es ja. Denn das hatte ich bis jetzt nur meinem
Kommissar Frank erzählt.«
    Liv blieb
cool und log zurück: »Ich wusste es nicht genau, ich vermutete es nur«, wich sie
aus.
    »Ja, ja,
sie hatte einen Schlaganfall und ist seitdem stumm und gelähmt, leider. Aber hören
und verstehen kann sie. Ich spreche dann am Telefon mit ihr und die Schwester erklärt
mir, wie sie mit den Augen reagiert. So machen wir das.«
    Beide waren
sie wieder mit den Gedanken bei den Tötungen. Ihre Tränen waren getrocknet, Livs
Mitleid durch klaren Verstand verdrängt.
    »Werden
Sie – äh, du – das Angebot von den Geschwistern annehmen?«, fragte Liv direkt.
    Sie schaute
Liv an, zuckte mit ihren Schultern, lächelte und trank ihren Champagner. Sie sah
niedlich aus, freute sich wie ein kleines Kind und schaute wohl frohen Zeiten entgegen.
Im Blaulicht der Bar blinkten die gebleichten Zähne wie Neonröhren.
    »Lass uns
tanzen!«, sie sprang auf, zog Liv am Arm und ging in rhythmischen Schritten Richtung
Tanzfläche.
    Liv wehrte
sich, sie war jetzt nicht in der Stimmung. Zudem hatte sie es nicht gerade darauf
abgesehen, mit Monika Salmann im direkten Vergleich zu stehen. Sie hatte einen Pony,
Liv nicht, sie hatte einen längeren Pferdeschwanz und sie war dünner als Liv. Zurück
an ihrem Platz, beobachtete Liv die sich räkelnde Monika Salmann. In kürzester Zeit
zog sie alle Blicke auf sich. Männer und Frauen, angezogene und abgeschreckte Blicke.
Nach wenigen Minuten hatte sie einen Tanzpartner. Wie eine Schlange wand sie sich
um den Mann, den sie mit ihrem Blick fixierte. Ihre Lippen waren halb geöffnet,
sogar ihre Zungenspitze war sichtbar. Er konnte seine Hände nicht mehr bei sich
halten und zog sie an sich heran. Sie wand sich aus seinem Griff – und so ging es
minutenlang. Der Mann wurde immer forscher. Plötzlich erstarrte ihr weicher Körper
und sie stieß ihn mit einem Kuss auf die Wange weg. Sie kam zurück zu Liv. Der Mann
blieb fragend stehen und schaute ihr enttäuscht nach. Sie würdigte ihn keines Blickes
mehr.
    »Hochachtung!
Das war ja eine perfekte Vorstellung«, teilte Liv mit.
    »Wieso,
was meinst du?« Monika Salmann lächelte, nippte an ihrem Champagner und kam ganz
nah an Liv heran. »Wer hat meinen Schatz getötet? Sag mir, wer kann so etwas tun?«
    »Es kommen
sehr viele in Betracht, glaube ich, sogar hier im Raum. Es gibt eine Menge Menschen,
die ein Motiv gehabt hätten. Die Frage ist, wer es wirklich getan hat.«
    »Bin ich
auch verdächtig?«
    »Du hast
doch ein Alibi – und du warst die Einzige, die auf eine Zukunft mit ihm baute. Es
sei denn, der Schwerenöter hatte eine andere, eine Jüngere vielleicht, und wollte
dich loswerden.« Liv lachte provozierend.
    Sie lachte
nicht mit. »Ich sage dir, er war meine Zukunft. Ich wollte ihn und eine

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