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Frösche: Roman (German Edition)

Frösche: Roman (German Edition)

Titel: Frösche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Backe!«
    Yuan Backe parierte sofort: »Geh vorsichtig mit ihr um. Du willst doch noch einen Sohn von ihr!«
    Nase trat Backe gegen das Schienbein: »Ich sage doch, halt dein Drecksmaul!«
    Backe lachte: »Ich hör ja schon auf! Aber ich beneide euch beide! Da seid ihr jahrelang verheiratet und du hast immer noch jede Nacht deine Frau im Arm, knutschst und knuddelst sie. Da sieht man mal: Eine Liebesheirat ist doch was anderes als eine arrangierte.«
    Nase meinte: »Jede Familie hat ihre eigenen Nöte und Sorgen! Einen Scheißdreck verstehst du!«
    Ich klopfte auf Nases Bauchansatz: »Den Generalsbauch hast du auch schon! Dir geht’s gut!«
    Nase meinte: »Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass ich mal so ein Leben führen würde.«
    »Das haben wir dem Vorsitzenden Hua Guofeng zu verdanken«, sagte Backe.
    »Ich denke, wir haben es dem Vorsitzenden Mao zu danken. Wenn der alte Herr nicht aus eigenem Antrieb gestorben wäre, würde alles wie früher laufen«, erwiderte Nase.
    Jetzt trafen wieder neue Gäste ein. Sie standen im Hof beieinander und hörten uns zu. Die zuerst angekommenen, die sich schon im Haus niedergelassen hatten, kamen wieder heraus, als sie merkten, dass draußen mehr los war.
    Mein kleiner Cousin mütterlicherseits, Jinxiu, drängelte sich zu Nase durch und sagte, zu ihm aufblickend: »Großer Bruder Chen, bei uns im Dorf erzählen sie sagenhafte Geschichten über dich.«
    Nase fischte ein Päckchen Zigaretten aus der Jackentasche, schnippte meinem kleinen Cousin eine zu und zündete sich selbst auch eine an. Dann schob er beide Hände in die schräg geschnittenen Taschen seiner Lederjacke und – was für ein cooler Typ! – sagte lässig: »Lass hören! Was erzählen die über mich?«
    »Die sagen alle, du hättest nur zehn Yuan RMB bei dir gehabt, als du mit dem Flugzeug nach Shenzhen geflogen bist.« Mein kleiner Cousin kratzte sich am Hals. »Und du seist einfach hinter einer sowjetischen Delegation her spaziert. Sehr großspurig seist du gegangen. Das Flugplatzpersonal und die Stewardessen hätten angenommen, du gehörtest zu dieser Delegation, und hätten sich alle gleichzeitig vor dir verneigt und dir zugerufen: Хорошо! Хорошо! Gut! Gut! In Shenzhen angekommen, seist du der russischen Delegation in ein luxuriöses Hotel gefolgt, wo du drei Tage und Nächte lang bestens gegessen und getrunken hättest und man dir einen Haufen Geschenke gemacht habe. Die geschenkten Sachen hättest du auf der Straße verkauft. Zwanzig Digitaluhren hättest du dafür bekommen. Die hättest du hier wieder verkauft und so Geld gemacht. Das hättest du einige Mal hintereinander getan. So seist du zu deinem Wohlstand gekommen.«
    Nase strich sich über seine große Nase: »Und was weiter?«
    »Die Leute sagen, als du nach Jinan gekommen und dort durch die Straßen gebummelt seist, hättest du einen Alten getroffen, der weinend auf der großen Straße gestanden habe. Den hättest du gefragt: ›Großvater, was weinst du?‹Der Alte habe gesagt: ›Ich bin nur ein Weilchen vor die Tür gegangen, finde aber nun den Weg nach Hause nicht mehr.‹ Du hättest den Alten nach Hause gebracht. Der Sohn des Alten sei der Vertriebsleiter der Zigarettenfabrik von Jinan gewesen und habe, als er sah, dass du ein gutes Herz besitzt, mit dir Freundschaft geschlossen. Deswegen besäßest du jetzt die Möglichkeit, zum Großhandelspreis Zigaretten einzukaufen.«
    Nase lachte laut: »Kleiner, das sind doch Geschichten wie aus einem Roman! Ich erzähl dir, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Ich bin wirklich ein paar Mal mit dem Flugzeug geflogen. Aber immer mit Flugschein, und den habe ich mir gekauft. Und was die Zigarettenfabrik in Jinan angeht, kenne ich da wirklich ein paar Leute. Aber die Zigaretten, die sie mir verkaufen, sind so geringfügig billiger als der übliche Preis am Markt, dass ich so gut wie nichts an einem Päckchen verdiene.«
    »Ist ja auch egal, wie du’s machst. Jedenfalls hast du es drauf und bist ein echter Könner!«, sagte mein kleiner Cousin mit Inbrunst. »Mein Vater sagt, ich soll dich bitten, bei dir in die Lehre gehen zu dürfen. Damit du mein Meister wirst.«
    »Kleiner, der wirkliche Könner steht hier.« Chen Nase zeigte mit dem Finger auf Yuan Backe. »Er versteht sein Handwerk. Er beherrscht es, in den Sternen und Erdadern zu lesen, er kennt die Geschichte der letzten fünfhundert Jahre, und alle Ereignisse der kommenden fünfhundert Jahre kennt er auch, zumindest zur

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