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Frohes Fest!

Frohes Fest!

Titel: Frohes Fest! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke (Hrsg)
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eine enorm lange Zeitspanne – auf jeden Fall lang genug für Jesus.
    Er erschien im Energiefeld.
    Sie alle sahen ihn. Jesus Christus schritt hindurch, aus seiner Realität in unsere Wirklichkeit.
    Matthew erkannte ihn sofort. Jesus sah genauso aus, wie er durch die Jahrhunderte hindurch auf Gemälden dargestellt wurde. Ich bemerkte das später dann selbst. Dunkle Haare, dunkle Hautfarbe, bärtig, in eine blendend weiße Robe gehüllt, einen Ausdruck extremer Heiligkeit um Lippen und Augen. Um seinen Kopf herum glühten noch immer elektrische Entladungen.
    Er sprach.
    »Ihr kennt mich«, sagte er.
    Sie erkannten und verstanden ihn. Matthew gestand mir später, daß er bis dahin nie an die Vielsprachigkeit Jesu geglaubt hatte. Die Gestalt vor ihnen war tatsächlich Jesus Christus, nach zweitausend Jahren ins Leben zurückgerufen. Unser Heiland stand neben Metall-Ringkernspulen unter der Kuppel eines Laboratoriums 380000 Kilometer von der Erde entfernt.
    »Friede sei mit euch«, sagte Jesus, und sie fühlten den Frieden. Keiner zweifelte an seiner Person.
    Sogar die Nichtchristen waren überzeugt. Teresa, Professor Peabody … sie sahen ihn und glaubten.
    Jesus erzählte ihnen, daß er gekommen sei, um wieder zur Menschheit zu sprechen. Dies war die auserwählte Zeit, zu der ein neues Zeitalter beginnen werde. Und er war zum Mond gekommen, sagte er, weil die Menschen einer wissenschaftsorientierten Zeit für alles wissenschaftliche Beweise sehen wollten. Das Team des Raumkrümmungsexperiments würde diesen Beweis erbringen. Auf der Mondbasis war die Wiederkunft Jesu so gründlich aufgezeichnet worden, daß wohl kaum einer auf Erden daran zweifeln konnte.
    »Und nun«, sagte Jesus, »muß ich eine Weile mit meinem Vater allein sein. Ich werde mich in die Wildnis begeben.«
    Sie sahen, wie er sich umdrehte und langsam auf die Wand zuging. Erst dann begriff Matthew, was der Heiland mit ›Wildnis‹ gemeint hatte. Mit plötzlicher Sicherheit wußte er, daß Jesus durch die Kuppelwand hindurch hinaus in die eintönigste Wildnis schreiten würde, die der Mensch je kennengelernt hatte: das harte Vakuum der Mondoberfläche.
    »Warte!« schrie Matthew. »Dort draußen gibt es keine Luft! Du wirst sterben!«
    Jesus hielt inne und sagte langsam und betont: »Mein Freund, ich bin jenseits des Todes. Wir werden uns bald wiedersehen, sehr bald.«
    Dann verschwand er durch die Wand hindurch und war fort.
    Matthew rannte zur nächsten Fensterluke, schaltete die Polarisierung ab und schaute hinaus. Dort draußen auf der staubigen Kraterfläche schritt eine weißgekleidete Gestalt fort. Ohne Helm …
    »Genauso war es«, beendete Matthew seine Erklärungen, während ich im Lagerraum saß und ihm zuhörte. Dann sagte er mir noch mal, falls ich ihn immer noch nicht verstanden haben sollte: »Sarah, ich sah Jesus zu uns kommen. Er ist hier. Auf dem Mond. Bei uns.«
    Van sagte: »Das klingt unbegreiflich. Wie konnte selbst Jesus durch eine Wand gehen?«
    »Das hat er schon früher gemacht«, sagte Matthew. »Johannes 20, Vers 26. Vielleicht hat er seine Phase im Energiefluß verändert.«
    »Ich bin ganz sicher, daß du recht hast«, sagte ich. Ich faßte nach Matthew, nahm seine Hand und tätschelte sie. »Jesus muß hier sein. Ich glaube dir, Liebling.«
    Mein Glaube war stark. Ich wußte in meinem Herzen, daß Matthew den auferstandenen Christus gesehen hatte.
    Mein Kopf schien zu schwimmen – mir war schwindlig. Ich fühlte einen Rausch der Freude und der Demut. Ich war ein Mitglied der Generation, die erwählt war, seine Wiederkehr zu erleben. Zweitausend Jahre lang hatten die Menschen im Glauben daran gelebt und waren gestorben, daß Jesus sie erlösen werde, und nun fand der durch die Generationen hindurch weitergegebene Glaube seine Erfüllung. Jesus war hier!
    Ich hatte Schwierigkeiten, mich wieder auf die Realität meiner Umgebung zu konzentrieren. Dies war ein Lagerraum auf dem Mond, in dem immer noch ein paar Kisten herumstanden, die der Bildwerfer zu einem schneebedeckten Abhang machen würde. Die Wände waren schwarz bemalt. Auf ihnen glitzerten Sterne, um jenen ersten Heiligabend darzustellen – vor so langer Zeit in Bethlehem. In meiner Nähe standen meine Holovid-Geräte und der Bildwerfer wie riesige Insektenroboter. Im wirklichen Bethlehem hatte es so was nicht gegeben. »Ich frage mich«, sagte ich, »was Jesus wohl zu all dem sagen wird.«
    Bevor Matthew oder Van darauf antworten konnten, öffnete sich die Tür. Ein

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