Frontlinien
entkommen«, sagte er.
Janeway schwieg, als Bolis den Auslöser seiner Waffe
betätigte.
Mit einem dumpfen Fauchen entlud sich der Strahler.
10
Bolis’ Disruptor fauchte so laut, dass es in Janeways Ohren schmerzte.
Sie rechnete damit, von einem Energieblitz getroffen zu werden, aber stattdessen hörte sie, wie der Edesianer hinter ihr zu Boden sank.
»Wir werden angegriffen«, sagte Bolis. Er zog Janeway auf die Beine und schenkte dem betäubten Edesianer keine
Beachtung. »Kommen Sie. Ich bringe Sie zu Ihrem Schiff.«
Er zog sie aus dem Zimmer und durch den Korridor.
Edesianische Soldaten eilten mit Geräten hin und her, nahmen Reparaturen vor und kümmerten sich um Verletzte. Janeway bemerkte, dass es sich fast ausschließlich um sehr junge Leute handelte. Sie erweckten den Eindruck, gerade erst die Pubertät hinter sich zu haben.
»Hier entlang.« Bolis schob Janeway zu einer Luke, hinter der sich eine Leiter erstreckte.
Sie steckte den Kopf durch die Öffnung und blickte in die inneren Bereiche der Orbitalstation.
»Warum?«, fragte sie. »Warum helfen Sie mir?«
»Wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagte Bolis und deutete nach unten.
Weitere Explosionen donnerten und die Station schüttelte sich um sie herum, als Janeway nach unten zu klettern begann.
Als sich die Korridore immer mehr mit Staub und Trümmern füllten, war Janeway froh, in dem isolierten – und saubereren –
Schacht unterwegs zu sein, der einer Jefferiesröhre ähnelte.
»Befindet sich der Marodeur dort draußen?«, fragte Janeway.
»Nein. Aber drei große Verbände von Gimlon-Abfangjägern greifen an. Sie kamen aus drei verschiedenen Richtungen und mit unserer stark geschrumpften Streitmacht konnten wir sie nicht aufhalten. Die erste Angriffswelle wurde erst hier zurückgeschlagen.« Bolis atmete schwer und Janeway stellte fest, wie warm es geworden war.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte er. In der Ferne entluden sich Disruptoren, wie um seine Worte zu bestätigen.
»Warum helfen Sir mir?«
Janeway zögerte und wartete auf die Antwort.
»Bleiben Sie in Bewegung, Captain«, sagte Bolis und es klang sehr drängend. »Ich verspreche, es Ihnen später zu erklären.«
Janeway kam der Aufforderung nach, in der Hoffnung, dass der Edesianer sein Versprechen einlöste.
Was war mit den transferierten Besatzungsmitgliedern?
Wollte Bolis ihr wirklich helfen?
Steckte ein Trick dahinter? Sollte Bolis versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen, um wichtige Informationen über die Voyager von ihr zu bekommen?
»Zuerst müssen wir uns in Sicherheit bringen, Captain«, sagte er. »Anschließend reden wir über die Konsequenzen Ihres Handelns.«
Wie geheimnisvoll.
Was plante er? Und wie konnte sie diese neue Entwicklung zu ihrem Vorteil nutzen? Jetzt gab es eine echte Chance, dass ihr Schiff und die Crew alles heil überstehen konnten. Ihre einzige Sorge galt dem Umstand, was Bolis als Gegenleistung für seine Großzügigkeit verlangte. Janeway war lange genug im All unterwegs, um zu wissen: Es existierten so viele politische Schattierungen wie Sterne in der Milchstraße. Wenn Bolis nicht irgendeine Art von Einfluss hatte, war er nutzlos.
Sie zögerten beide, als es erneut zu einer Explosion kam und die Leiter heftig vibrierte. Janeway vermutete, dass die zweite Angriffswelle der Gimlon heranrollte.
»Was ist mit meinem Schiff?«
Es krachte laut und Bolis schwieg, während die Wände um sie herum zitterten.
»Ihr Schiff ist repariert«, antwortete er dann. »Die Schilde haben wieder volle Kapazität und Ihr Vorrat an
Photonentorpedos wurde erneuert.«
Verblüfft verharrte Janeway auf der nächsten Sprosse. »Wie haben Sie das fertig gebracht?«
»Klettern Sie weiter«, forderte Bolis die Kommandantin auf.
Als sie sich wieder in Bewegung setzte, fügte er hinzu: »Wir konnten die von Ihnen verwendeten Gehäuse nachbauen – sie ähneln denen, die wir für unsere Plasmatorpedos verwenden.
Antimaterie steht uns reichlich zur Verfügung. Die
notwendigen Schaltkreise und Steuerungssysteme lieferte Ihr Chefingenieur.«
Gut. Die Voyager hatte also wieder volles defensives und offensives Potenzial… Endlich einmal eine gute Nachricht. Es gab noch Hoffnung.
Janeway hätte fast das Gleichgewicht verloren, als ihr Fuß keine weitere Sprosse fand, sondern ein Deck.
Die Kletterpartie scheint vorbei zu sein, dachte sie.
Sie wich beiseite und Bolis kam herab.
Als er neben ihr stand, deutete er zu einer Tür. »Sie müssen mir jetzt
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