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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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russischen Panzer durch Dabuscha. Hinter ihnen rückten russische Infanteristen an.
    Sorensen amputierte gerade ein Bein, als die Tür aufgestoßen wurde. Drei breitflächige Gesichter starrten ihn an. Drohend richteten sich die Läufe der Maschinenpistolen auf seine Brust.
    Sorensen warf nur einen flüchtigen Blick auf sie. »Halten Sie fest, Hellmann«, fuhr er seinen Unteroffizier an. »Wie soll ich einen Zirkelschnitt machen, wenn Sie das Bein loslassen?«
    Einer der drei Russen kam vorsichtig näher, sah auf das Bein, das Sorensen abtrennte, und hielt ihm die Mündung seiner Waffe entgegen.
    »Nurr Totte und Krankä?« fragte er in hartem, gutturalem Deutsch.
    »Ja.« Dr. Sorensen nickte ihm kurz zu. »Machen Sie bitte die Tür zu. Es zieht.«
    »Ihr allä gefangen«, verkündete der Russe.
    »Weiß ich. Aber trotzdem können Sie doch die Tür zumachen.«
    Sorensen trennte das Bein ab und ließ es zu Boden fallen. Es rollte dem Russen direkt vor die Füße. Erschrocken wich der Mann einen Schritt zurück. Dann wandte er sich zur Tür.
    »Tür zu!« brüllte Sorensen hinter ihm her.
    Vier Wochen später blies der eisige Wind nicht mehr. Eine strahlende Sonne schien von einem blauen Himmel, der wie blankgeputzt aussah.
    »Jetzt haben wir das Schlimmste überstanden, Kinder«, sagte Fritz Garten zu seinen Kollegen. »Wer diesen Winter überlebt hat, den kann eigentlich kaum noch etwas überraschen.«
    Schon eine Woche später stellten sie fest, daß das eine Fehldiagnose war. Mit dem schmelzenden Eis und dem Schnee zerfloß die schwarze Erde Rußlands zu Schlamm.
    Es gab keine Wege und Straßen und Felder mehr. Das Land verwandelte sich in einen riesigen Morast.
    Der Schlamm hängte sich an die Truppe Fritz Gartens auf der Fahrt zu dem Dorf Uslowja.
    Am Morgen waren sie auf einer noch vereisten, nur vom Schmelzwasser schwammig gewordenen Straße gestartet. Gegen Mittag saßen sie in einer endlosen Schlammlandschaft fest.
    »Verdammter Mist!« Walter Meyer starrte aus der Fahrerkabine des Busses auf die Räder, die sich immer tiefer in den Morast wühlten.
    »Wir sitzen fest, was?« schrie Fritz Garten ihm zu.
    »Fester geht's nicht mehr.« Meyer deutete auf die weggesunkenen Räder.
    Karl Pykora klappte seinen Akkordeonkasten auf. »Wie wär's inzwischen mit etwas guter Hausmusik?« fragte er.
    Er griff ein paar Akkorde: »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern …«
    Fritz Garten blinzelte Irene zu. Der Karl hat sich gefangen, dachte er erleichtert. Jetzt gehört er zu uns. Mit Haut und Haar.
    »Wo stecken wir überhaupt?« fragte Sonja.
    »Irgendwo muß hier in der Nähe ein Nest sein«, sagte Walter Meyer. »Korenowo oder so ähnlich heißt es. Und da muß doch irgendein deutscher Haufen liegen. Kein Kaff in Rußland ohne Landser. – Ich werd mal 'ne Leuchtkugel abschießen.«
    »Damit die Partisanen wissen, wo sie uns finden, was?« sagte Garten.
    »Die kommen in der Nacht sowieso«, meinte Meyer trocken.
    Er schob die dickläufige Leuchtpistole durch das Fenster. Mit einem leisen ›Plopp‹ fuhr eine rote Leuchtkugel aus dem Lauf und zog eine steile Bahn durch die klare Luft.
    Aber es kam keine Antwort.
    »Hier ist weit und breit kein Mensch«, sagte Garten nach der vierten Leuchtpatrone.
    »Noch drei Stück, dann ist Sense.« Meyer schob eine neue Patrone in den Lauf.
    »Na, hoffen wir nur …« Fritz Garten unterbrach sich.
    Kleine, schwarze Punkte bewegten sich durch den Schlamm. Zwanzig, dreißig Mann, schätzte Garten.
    »Sie kommen!« rief Erika freudig, als sie Gartens Blick folgte.
    Die anderen drängten sich an die Fenster und sahen den Männern entgegen, die sich durch den zähen Schlamm arbeiteten.
    »In 'ner Viertelstunde sind die hier«, verkündete Walter Meyer optimistisch. »Dann kommen wir raus aus diesem Dreck.«
    Garten starrte den Männern schweigend entgegen. Sie kamen nicht in Kolonne. In weit auseinandergezogener, gestaffelter Linie bewegten sie sich auf den Bus zu.
    Garten war Soldat gewesen. Er wußte: So geht man zum Kampf vor. Die auseinandergezogene gestaffelte Linie war eine Angriffsformation.
    Erika war die erste, die Gartens Erschrecken bemerkte.
    »Was ist denn, Fritz?« fragte sie ängstlich.
    »Partisanen.« Garten nickte in Richtung auf die Schützenlinie, die auf den Bus zukam.
    Ein lähmendes Schweigen legte sich über die acht Menschen.
    »Sie können uns doch nichts tun«, sagte Karl Pykora angstvoll. »Wir sind doch keine Soldaten.«
    »Wir sind Deutsche. Das

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