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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freistellung von der Dienstverpflichtung auf den Tisch. Sie nahm ein paar Tabletten gegen ihren Kater und fuhr sofort nach Berlin.
    »Munition!« brüllte Doelles.
    Er lag in einer flachen Mulde hinter seinem Maschinengewehr und duckte sich unter dem russischen Trommelfeuer.
    »Munition!« brüllte es auch aus den anderen Löchern und Trichtern. Nur vereinzelt fielen noch Schüsse.
    Und in ein paar Minuten würde der Russe angreifen.
    »Bei der nächsten Feuerpause zurückziehen«, entschied Oberleutnant Peters. »Weitersagen.«
    Doelles brüllte den Befehl zum nächsten Mann.
    Kurz darauf wurde das russische Feuer schwächer.
    »Los!«
    Doelles packte sein MG und rannte mit eingezogenem Kopf nach rückwärts.
    Oberleutnant Peters wartete, bis alle seine Männer ihre Löcher verlassen hatten. Dann rannte auch er los.
    Die Russen schossen jetzt Sperrfeuer.
    Oberleutnant Peters lief als letzter dicht vor der Feuerwalze her. Er rannte um sein Leben. Keuchend, mit starren Augen, nach Atem ringend.
    Fünf Schritte vor der rettenden Deckung krepierte hinter ihm eine Granate. Peters spürte nur noch einen scharfen Stich … Hauptfeldwebel Müller und Jupp Doelles zerrten Peters hinter die Deckung.
    »Was nun?« murmelte Doelles verstört, als er dem Toten die Augen zudrückte.
    »Wir gehen erstmal noch weiter zurück«, entschied Müller. »Ich werde die Kompanie führen, bis wir einen neuen Chef kriegen.«
    Drei Tage später marschierte ein Trupp von 42 Mann in das zerschossene Dorf ein. Zwei Kübelwagen, drei Panjewagen und eine Feldküche zuckelten hinterher.
    Doelles kniff die Augen zusammen und starrte in das Gesicht des Offiziers, der in einem Kübelwagen saß.
    »Mensch«, er stieß Müller in die Seite, »das ist doch der Kramer!«
    »Tatsächlich!« Müller rückte sein Koppel gerade. »Der ist gar nicht mal so schlecht.«
    Die 42 Mann, die Kramer mitbrachte, waren die Reste seiner Kompanie. Auf Befehl der Division sollten sie mit den Überlebenden der 4. Kompanie zusammengelegt werden, um eine neue Kompanie wenigstens auf dreiviertel ihrer Sollstärke zu bringen.
    »Abteilung – halt!« kommandierte ein Feldwebel. »Weggetreten!«
    Unteroffizier Fritz Pumpe nahm sein Gewehr von der Schulter und sah sich mißtrauisch um.
    Jupp Doelles schlenderte langsam auf ihn zu. Er witterte die verwandte Seele.
    Dicht vor dem baumlangen Unteroffizier blieb er stehen und sah an ihm hoch.
    »Dir haben se wohl zuviel Backpulver ins Essen getan, was?« fragte er.
    Pumpe sah auf den kleinen, stämmigen Kölner herab. Irgendwann hatte er den Kerl schon mal gesehen.
    Er überlegte, und es fiel ihm tatsächlich ein. Damals, als er dem Leutnant seine Gedichte für Lore hatte zeigen wollen – ja, da war dieser Lümmel dazwischengekommen.
    »Wie heißt du denn?« fragte Doelles weiter.
    »Pumpe«, sagte der Unteroffizier.
    »Ach nee!« Doelles grinste breit. »Ist das auch 'n Name?«
    Der lange Pumpe stieß ein warnendes Knurren aus. »Wie heißt denn du?«
    »Doelles.« Der Obergefreite sah Pumpe herausfordernd in die Augen.
    »Doelles?« Pumpe richtete sich auf und trat einen Schritt näher. »Bist du etwa der Jupp Doelles?«
    Doelles' Gesicht verzog sich zu einem befriedigten Grinsen.
    »Ich wußte gar nicht, daß mein guter Ruf über die Kompanie hinausgeht«, sagte er. »Aber wenn sogar die 6. Kompanie …«
    Ein kurzer Schwinger von Pumpes Faust schlug ihm den Rest des Satzes in den Hals zurück.
    »Du lebst also noch, du Schuft!« Die Worte kamen durch dicke Watte. Ein zweiter Schlag knallte gegen Doelles' Kopf. »Das beste Mädchen der Welt bekommt von dir ein Kind – und du Schuft läßt sie sitzen.«
    Ein dritter Schlag landete an der Kinnspitze. Der Obergefreite Doelles sackte in ein tiefes, schwarzes Loch …
    Anfang Oktober traf die Theatertruppe Fritz Garten in ihrem Standquartier in Minsk ein. Mit Lore waren sie wieder vollzählig. Nur Karl Pykora fehlte …
    Man hatte Garten einen Ersatz angeboten. Aber dieser hatte abgelehnt.
    »Für Karl Pykora gibt es keinen Ersatz«, hatte er geantwortet. »Ihr könnt einen Menschen nicht austauschen wie ein Maschinenteil.«
    Walter Meyer hatte zugestimmt: »Nee. Wir bleiben unter uns. Lieber setz ich mich wieder hinter den Klimperkasten.«
    Sonja Deppes Formen verursachten schon am ersten Tag einen kleinen Zwischenfall.
    Ein Oberzahlmeister mit guten Beziehungen schickte seine Karte. Sie war an einem riesigen Pralinenkarton befestigt und enthielt die dringende Bitte, ihn zwecks

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