Froschkuss (German Edition)
bildete sich dieser Kerl ein? Besucht unsere Themenkonferenz, sagt uns nicht, was er will und führt sich bereits jetzt so auf, als sei er unser Chef. „Was meinen Sie damit?“, fragte ich frech, denn ich hatte keine Lust, einfach kampflos aufzugeben.
Bernd Blome ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: „Das werden Sie schon sehen!“ Lars hatte genug und schlug mit der flachen Hand auf die weiße Tischplatte: „Die Konferenz ist beendet!“ In diesem Moment ging die Tür auf und Leon erschien: „Wir haben ein technisches Problem. Der Server ist abgestürzt, keiner kann arbeiten!“
„Das gibt’s doch nicht“, stieß Lars hervor, „das ist doch alles ein abgekartertes Spiel!“ Er schnaubte wütend: „Das wird ein Nachspiel haben, darauf könnt ihr euch verlassen.“ Ich freute mich, dass unser Plan aufgegangen war. Zum Glück war Celine auf einem Termin, sie hätte mit Sicherheit nicht mitgemacht.
Kurze Zeit später verließen Bernd Blome und Lars das Büro, um irgendwo zu Mittag zu essen. Auf dem Weg zur Küche begegnete ich Leon: „Danke!“, murmelte ich ihm zu. Er nickte erfreut: „Dafür nicht!“ Dominic und Sophie waren gerade dabei, sich einen Tee zu kochen, als ich die Tür öffnete. „Hoffentlich schmeißt er uns jetzt nicht alle raus“, jammerte Sophie und stellte zwei Tassen auf die Ablage. „Das kann der doch gar nicht einfach“, erwiderte ich und holte mir auch einen Becher aus dem Hängeschrank. „Wieso nicht? Das war doch heute eine glatte Arbeitsverweigerung!“
„So kann man das nun auch nicht sagen“, antwortete ich bestimmt, „das war Notwehr. Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie dieser Kerl sich unser Magazin unter den Nagel reißt und uns dann alle die Kündigung schickt.“
Dominic hielt den Wasserkocher unter den Hahn: „Das muss ja nicht unbedingt so kommen. So einfach sind Kündigungen nun auch nicht durchzusetzen. Und es gibt ja auch noch unsere Gewerkschaft ...“
Ich verteilte schnell drei Teebeutel auf die Tassen: „Mensch Dominic, wir haben doch noch nicht einmal einen Betriebsrat!“
„Dann müssen wir eben einen gründen, oder?“
Sophie zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
Zuhause recherchierte ich gleich, ob es möglich war, einen Betriebsrat zu gründen. Ich saß im Schneidersitz auf meinem Sofa, mein Mac Book auf dem Schoß, und las, dass es mindestens fünf wahlberechtige Mitarbeiter geben müsse, wir waren aber nur zu viert: Dominic, Sophie, Gitti und ich. Celine zählte nicht, da sie bei Citylight nur ein Praktikum absolvierte. Auch geringfügig Beschäftigte waren wahlberechtigt, aber unsere freien Mitarbeiter waren alle als Honorarkräfte tätig. „Mist!“, sagte ich und klappte den Deckel des Laptops zu.
„Was ist Mist?“, fragte Leon, der die ganze Zeit in der Küche gewerkelt hatte und nun mit einer kleinen Schüssel ins Wohnzimmer kam. Sofort breitet sich ein köstlicher Curryduft im Zimmer aus und mein Magen begann zu knurren.
Ich schluckte leise: „Ich habe gerade geguckt, ob wir einen Betriebsrat gründen können, aber wir sind einfach zu wenige Leute.“
Leon setzte sich neben mich und begann, sein Curry zu löffeln: „Warum wollt ihr das machen?“
„Na, damit uns dieser Blome nicht einfach vor die Tür setzen kann“, erwiderte ich ungeduldig.
„Wie kommst du eigentlich darauf, dass er das vorhaben könnte?“
Ich rückte ein Stück von ihm ab und erzählte ihm alles, was ich über ihn und seinen Medienkonzern herausgefunden hatte. Dann knurrte mein Magen so laut, dass auch Leon es hören musste. Er blickte mich durch seine Brille, die vom heißen Currydampf beschlagen war, fragend an: „Möchtest du auch etwas haben?“
„Ja, gern!“, erwiderte ich und wollte schon aufstehen, aber er berührte mich leicht am Oberschenkel. „Lass mal, ich hole dir etwas.“ Ich blieb elektrisiert sitzen, denn seine Berührung hatte sich wie ein leichter Stromschlag angefühlt, warm und kribbelig.
„Warum sollte euch Blome rausschmeißen“, fuhr Leon fort, als er zurückkam und mir ein Schälchen mit Curry reichte, das köstlich schmeckte. Es bestand aus Hühnchen, Gemüse und einer grünen Kokusnussmilch. „Na, das ist doch immer so, wenn ein Unternehmen verkauft wird“, erklärte ich weiter, „die setzen dann ihre eigenen Leute ein.“
„Mmm, kann sein“, meinte Leon leichthin und widmete sich ebenfalls seinem Essen. Wir schwiegen, aber es fühlte sich nicht unangenehm an,
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