Froschkuss (German Edition)

Würde Lars der Mann sein, der nachts aufstand, um einen Säugling zu wickeln und einen Kinderwagen durch den Park zu schieben? Bestimmt nicht! Da war ich mir hundertprozentig sicher. Wenn nun aber Celine tatsächlich von Lars schwanger war, würde sie sich mit ihm herumschlagen müssen, und das gab mir eine gewisse Genugtuung. Ich las meinen Speed-Dating-Artikel ein letztes Mal durch und lud das Dokument dann in die Dropbox. Jetzt brauchte ich erst einmal einen Kaffee. Als ich an Celines Schreibtisch vorbeikam, sah ich, wie sie sich gerade eine saure Gurke in den Mund schob. Wenn das kein Beweis war!

 16. Kapitel
    Es duftete einfach himmlisch. Wie herrlich es doch war, eine super Köchin zur Freundin zu haben! „Was gibt es denn?“, fragte ich Karla, die mit dem Rücken zu mir am Herd stand und in einem großen gusseisernen Topf rührte. „Lass dich überraschen!,“ erwiderte sie und drehte sich um. „Es ist ein spanisches Rezept, sehr lecker!“ Sie nahm ihr Glas Hugo und wir stießen beide an: „Auf einen schönen Abend!“
    Dieses Getränk war wirklich lecker und in diesem Sommer der neue In-Drink. Kein Mensch trank mehr Aperol Spritz. Ich sowieso nicht mehr seit diesem Abend mit dem Meeresbiologie-Studenten Daniel. Hugo bestand aus Prosecco, Holunderblütensirup, Limette und einem Blatt Minze, was dem Ganzen einen besonderen Kick gab. Ich drehte mein Glas, und die Eiswürfel klirrten leise. „Hast du die DVD von der Hochzeit des Jahrhunderts parat?“
    Karla nahm ein Olivenbrot in die Hand und schnitt es auf dem Tisch in dünne Scheiben. Sie lachte: „Na klar! Außerdem habe ich auch noch die Hochzeit von Fürst Albert und Charlene auf der Festplatte gespeichert. Die Aufnahme können wir uns auch ansehen.“
    „Albert und Charlene?“ Ich überlegte einen Moment. „Ach stimmt ja, die haben kurz nach William und Kate geheiratet, nicht? Aber seitdem hat man von den beiden nicht mehr viel gehört, oder?“
    „Du sagst es!“, erwiderte meine Freundin und drapierte das Brot in einem länglichen Bastkorb, in dem die Scheiben der Reihe nach genau reinpassten. Was es alles so gibt ... „Ich glaube ja, dass die Heirat der beiden eine Farce ist.“
    „Wie kommst du denn darauf? Er sah doch ganz happy aus und Charlene hat doch sogar geweint, oder?“
    „Alles Show“, meinte Karla, „Albert musste endlich unter die Haube und Charlene wollte Fürstin von Monaco werden.“ Sie hielt für einen Moment inne. „Dabei kann die noch nicht einmal Französisch.“
    Karla trug zwei Suppenteller auf, füllte unsere Gläser neu und zündete die Kerze an. Dann stellte sie den dampfenden Topf auf den Tisch: „Lass es dir schmecken.“ Die spanische Suppe war wirklich köstlich. Sie bestand aus ganz viel Gemüse, Chorizo und Gambas und einer würzigen Brühe mit viel Knoblauch. Ich aß zwei Teller und tunkte mit dem Brot auch den letzten Tropfen Sud auf. Als Nachtisch hatte Karla eine weiße Mascarponecreme mit Himbeersoße zubereitet, die sie in einem kleinen Weckglas servierte. Sie legte mir einen Holzlöffel daneben, der wie gebatikt aussah. „Hast du den eingefärbt? Der sieht ja toll aus!“
    „Ja, die Löffel habe ich in Lebensmittelfarbe getaucht, sieht witzig aus, nicht?“ Karla gingen solche Sachen so einfach von der Hand, das bewunderte ich an ihr. Sie konnte nicht nur super kochen, sondern hatte auch ein Händchen für Design und Dekoration. Sie war in der Lage, mit ein paar Schleifen, Kärtchen und Aufklebern jedes Geschenk in ein Kunstwerk zu verwandeln. Ich hingegen brach mir fast die Finger, wenn ich nur eine Schleife binden sollte. Dafür war ich ein hervorragender Esser, dachte ich, und öffnete schuldbewusst den Knopf meiner Jeans. Wie würde das erst sein, wenn ich einmal schwanger wäre? Meine ohnehin schon reichlich vorhandenen Gelüste würden mit Sicherheit die tollsten Kapriolen schlagen und mir garantiert das Gewicht einer Nilpferdkuh bescheren. Nun musste ich leider schon wieder an die dünne Celine denken, die sich von sauren Gurken und grünen Äpfeln ernährte. Das Leben war so ungerecht! Überhaupt waren mir in letzter Zeit die vielen dünnen Frauen und Mädchen aufgefallen, die alle Size Zero trugen, wie ihre prominenten Vorbilder. War das noch normal? Size Zero bedeutet Größe 32, also Kindergröße, wenn man es genau betrachtete. Und so sahen diese Frauen auch aus: dünne Ärmchen und Beinchen, hagere Schultern und Mini-Popöchen. Obwohl ich dieses Aussehen nicht als schön empfand