Froschkuss (German Edition)
bunt bestickten Flanellmantel trug und ihre Haare zu einem kleinen Knäuel nach oben gezwirbelt hatte. Wir begrüßten uns mit zwei Küsschen auf die Wangen, und ich warf einen Blick in den Kinderwagen, in dem Luisa selig schlummerte, die beiden Händchen zu Fäusten geballt. Die Kleine trug eine rosa Häkelmütze, unter der ihre dunkelbrauen Locken hervorquollen. „Och, ist die süß!“, flüsterte ich.
„Das stimmt!“, hörte ich eine mir bekannt vorkommende Frauenstimme sagen.
„Wir kennen uns doch!“, sagte ich verdattert und streckte Nele meine Hand entgegen. Sie stellte sich eng an Betty und überreichte ihr eine Tüte mit Brot.
Betty lächelte und verstaute die Tüte in ein Netz, das vorne am Kinderwagen angebracht war. „Danke, Liebes.“
Nele trug eine enge schwarze Jeans und einen langen ebenfalls schwarzen Strickmantel, wodurch sie noch magerer aussah, als sie ohnehin war. Ihre kurzen roten Haare hatte sie mit einer Sonnenbrille zurückgesteckt und an ihren Ohren baumelten lange silberne Ohrringe im Orient-Style. Wir plauderten ein wenig über das Wetter und die Kieler Woche. Die beiden seien in diesem Jahr noch gar nicht los gewesen, schon allein wegen Luisa.
„Für Babys ist das alles nichts“, sagte Nele, „erst wenn die Kleine größer ist, können wir ja mit ihr mal auf die Krusenkoppel gehen.“ Betty stimmte ihr lächelnd zu und streichelte liebevoll ihren Oberarm. Schließlich verließen wir alle drei die Bäckerfiliale. Wir verabschiedeten uns, und die beiden schoben den Kinderwagen in Richtung Innenstadt, weil sie bei H&M noch ein paar Sommerklamotten für Luisa besorgen wollten.
17. Kapitel
Ich schwitzte und schwitzte. Nun hatte ich bestimmt schon das fünfzigste Foto geschossen, einzelne Gäste, aber auch Gruppenfotos und Stimmungsbilder aus dem Längengrad. Ich trug ein enges schwarzes Minikleid, ein Glück, denn es bestand aus Viskose und deshalb konnte man keine Schwitzflecken sehen. Da ich zu dem Kleid schwarze Pumps trug, schmerzten mir auch meine Füße. Aber wie sagte schon meine Omi: Wer schön sein will, muss leiden. Die Stimmung war allerdings super. Die Gäste des Kieler-Woche-Empfangs amüsierten sich prächtig. Das Wetter spielte einigermaßen mit, deshalb war die Tür zur Terrasse, von der man einen wunderbaren Blick auf den Kieler Fährhafen hatte, geöffnet. Draußen standen Frauen und Männer in schicken Klamotten, die Cocktailgläser in den Händen hielten und sich angeregt unterhielten. Der Innenraum war sehr voll, die Gäste saßen an den gemütlichen Holztischen, in den Lounge-Sesseln im Eingangsbereich oder standen in Grüppchen beieinander. Servicekräfte mit weißen Schürzen servierten Sekt und Cocktails auf silbernen Tabletts und boten den Gästen leckere Tapas, in denen kleine Holzstäbchen steckten, zum Probieren an. Ich erblickte meine beiden Kollegen Sophie und Dominic, die an einem Tisch saßen. Ich suchte eine geeignete Position, um die beiden zu fotografieren, aber Sophie entdeckte mich: „Nee, Sonia, ich sehe so doof aus!“
„Quatsch!“, erwiderte ich und rückte mir einen freien Stuhl heran. „Das wäre ein super Foto geworden.“ Sophie hatte ihre roten Haare nach oben gesteckt und hatte für den heutigen Abend ein grünes, enges Cocktailkleid gewählt, in dem sie ganz zauberhaft aussah. Dominic, der ein hochgeschlossenes weißes Button-Down-Hemd trug, lächelte Sophie an: „Da muss ich Sonia zustimmen.“
Ich stellte meine Kamera vorsichtig auf den Tisch: „Habt ihr schon Lars gesehen?“
Sophie nippte an ihrem Sektglas: „Der steht irgendwo draußen mit Blome.“
„Wahrscheinlich dealen die beiden gerade das Ende von Citylight aus“, bemerkte Dominic trocken. Er faltete seine bleichen Hände und drückte sie durch. „Ich bin gespannt, wann sie es uns sagen.“
Ich nahm mir ein Glas Orangensaft vom Tablett, das mir ein junger sommersprossiger Mann mit abstehenden Ohren entgegenreichte. „Noch ist nicht aller Tage Abend!“
„Sonia, da bist du ja!“ Lars winkte mich zu sich heran. „Ich glaube, es gibt Arbeit“, sagte ich und schnappte mir meine Kamera, „bis bald, ich hoffe, wir sehen uns nachher?“ Meine Kollegen nickten. „Na klar, nachher trinken wir noch einen“, erwiderte Sophie. Lars zog mich mit auf die Terrasse, denn er wollte, dass ich ihn und Bernd Blome, der in einem dunkelblauen Anzug und roter Krawatte zum Empfang erschienen war, fotografierte. Blome hielt mir seine Hand entgegen: „Frau Grashorn,
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