Froschkuss (German Edition)
nicht mehr!“
Ich füllte mir ihre Reste auf meinen Teller: „Ich darf doch?“ Karla tupfte sich mit der Papierserviette den Mund ab: „Nur zu! Was ist jetzt eigentlich mit dir und Lars?“
Sofort verging mir die gute Laune und das Bild von Celine in ihrem Hängerkleidchen erschien vor meinem inneren Auge. Ich erzählte Karla, wie meine Kollegin in der Redaktion umgekippt war und von meiner Vermutung, dass sie schwanger sei, von Lars natürlich. „Schwanger! Glaubst du das wirklich?“ Meine Freundin kräuselte ihre Stirn und kramte in ihrer Handtasche nach einer Tube Lip-Gloss. „Das wäre nun wirklich der Hammer“, fuhr sie fort, während sie die Spitze der Tube über ihre Lippen gleiten ließ. „Das tut mir leid für dich“, sagte sie schließlich. „Andererseits ist sie dann aber auch keine Konkurrentin mehr für dich, beruflich meine ich. Die geht doch dann in Mutterschaftsurlaub, oder wie das heißt, und dann wird dein Arbeitsvertrag bestimmt verlängert.“
„Nein, nein“, erwiderte ich mutlos. „So oder so glaube ich nicht daran, dass ich im Herbst weiter bei Citylight arbeiten kann, erst recht nicht, wenn dieser Blome uns aufkauft.“
„Nun warte erst einmal ab“, tröstete mich Karla, „du findest bestimmt etwas Neues, viel Besseres, da bin ich mir ganz sicher. Bei deinem Können!“
Es tat gut, diese Worte zu hören und wie so oft dachte ich, wie schön es doch ist, eine Freundin wie Karla zu haben. Freundschaft unter Frauen ist nicht immer etwas Selbstverständliches. Zu oft führen Missverständnisse, Eifersucht und Zickenkriege zur Trennung. „Kommst du morgen zu mir?“, fragte mich Karla, nachdem wir aufgestanden und die Arme ineinandergehakt zurück zur Kiellinie marschierten. „Ich koch’ uns was Schönes und dann können wir uns die Hochzeit von William und Kate auf DVD angucken?“
„Die was?“, fragte ich verwundert.
„Das ist eine super Reportage der BBC. Ich will mir ein paar Anregungen für meine Hochzeit holen. Also kommst du?“
„Na klar! Eine Essenseinladung von dir kann ich doch gar nicht abschlagen!“
Als ich am nächsten Tag ins Büro kam, saß Celine schon an ihrem Arbeitsplatz. Sie trug eine schwarze Stretchhose und darüber ein weißes, weites T-Shirt. Ihre rotblonden Haare hatte sie mit einer Klammer nach oben gesteckt, was ihr ein mädchenhaftes Aussehen verlieh. „Hi, Celine“, begrüßte ich sie, woraufhin sie sich mit ihrem Stuhl gleich zur Seite drehte und ihre schlanken Beine übereinanderschlug. Sie begrüßte mich ebenfalls und ich bemerkte, dass sie ziemlich blass aussah. Oder lag es daran, dass sie überhaupt nicht geschminkt war? „Wie geht es dir“, fragte ich sie, „ist wieder alles okay?“
„Ja, ja“, erwiderte sie und griff nach einem grünen Apfel, der auf ihrem Schreibtisch lag und den sie schon angebissen hatte.
„Was hattest du denn? Hoffentlich nichts Ernstes?
Celine hob abwehrend die Hand: „Nein, ein Glück nicht! Es war wohl so eine Art Schwächeanfall.“
„Ach so, na dann weiterhin gute Besserung!“
Sie bedankte sich und drehte sich stöhnend zurück an ihren Arbeitsplatz, um weiterzutippen. Während ich meinen Speed-Dating-Artikel noch einmal durchlas, drehten sich meine Gedanken im Kreis. Vielleicht war Celine doch krank und nicht schwanger. Aber warum trug sie auf einmal weite bequeme Kleidung und ernährte sich hauptsächlich von grünen Äpfeln?
Ich ging ins Internet und gab: „Anzeichen einer Schwangerschaft“ ein und erhielt folgendes Resultat: bleierne Müdigkeit, Übelkeit, Gewichtszunahme, aber auch Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel, z. B. auf die berühmten sauren Gurken oder auf Leberwurstbrot mit Honig obendrauf. Manche Schwangere würden aber auch einen besonderen Appetit auf gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse verspüren. Also doch! Ich betrachtete die Fotos von schwangeren Frauen und niedlichen Babys, und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Wie es wohl wäre, schwanger zu sein? Alle Frauen auf den Fotos sahen glücklich aus mit ihren runden Bäuchen und den rosigen Wangen, als seien sie endlich am Ziel ihrer Wünsche angelangt. Ich hatte mir noch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, ob ich Kinder haben wollte. Auf jeden Fall gehörte der richtige Partner dazu, und daran haperte das Ganze bei mir nun mal. So richtig konnte ich mir Lars als Papa auch gar nicht vorstellen, wenn ich ehrlich war. Dazu war der doch viel zu selbstbezogen und eitel.
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