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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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eine Apfeltasche mit. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war. Draußen wurde es allmählich hell, und ich freute mich darauf, gleich ins Bett gehen zu können. Zum Glück hatte ich frei. Die gesamte Redaktion von Citylight brauchte nicht ins Büro zu kommen, das war jedes Jahr nach dem Kieler-Woche-Empfang so. Im Auto wiederholte ich noch einmal die Frage nach dem Vater von Luisa. Leon antwortete mir, dass er es nicht wüsste, aber ich glaubte ihm nicht. Als wir endlich zu Hause waren, nahm Leon die Katzentransportbox mit Oskar und trug sie in meine Wohnung. Meine Wohnung! Mittlerweile hatte ich seltsamerweise das Gefühl, als ob Leon hierher gehörte. Er war zwar chaotisch und unordentlich, aber so etwas wie ein guter Freund geworden. Nicht jeder Typ hätte mich in die Tierklinik begleitet, da war ich mir ziemlich sicher. Ich öffnete die Box, in der Oskar langgestreckt lag. Ich setzte ihn behutsam in seine Badewanne und ging dann in die Küche, um Wasser zu kochen. In einer Dose fand ich noch einen Beutel Kamillentee. Als ich gerade in einem Unterschrank nach einer Plastikschüssel suchte, betrat Leon die Küche. Er hatte seine Brille abgenommen und trug nur eine Boxershorts und ein graues enges T-Shirt. „Ich geh’ dann mal ins Bett“, sagte er.
    „Okay“, sagte ich und richtete mich auf, „und vielen Dank noch einmal!“
    „Dafür nicht!“ Er schaute mich an, als wolle er noch etwas sagen. Ich ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Das hatte ich noch nie gemacht, aber in diesem Moment hatte ich das Bedürfnis, es zu tun. Leon zog mich dicht an seinen Körper, nicht begehrend, sondern weich und liebevoll. Dann ließ er mich wieder los. „Schlaf schön!“
    Ich war verwirrt. Das hatte sich schön angefühlt. Ich holte mir einen Kinder-Schokoladenriegel aus dem Kühlschrank, den ich mit zwei Bissen verschlang. Und da es so lecker gewesen war, gleich noch einen. Danach ging es mir besser. Ich legte den Beutel Kamillentee in die Plastikschüssel und goss heißes Wasser darauf. Sofort breitete sich der süßlich würzige Duft in meiner Küche aus. Ich stellte die Schüssel neben die Badewanne von Oskar, dann ging ich ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Zum Duschen hatte ich keine Lust mehr.
     
    „Schwanger? Bist du dir sicher?“ Gitti, unsere Empfangsdame, war sich absolut sicher. „Sie hat es mir selbst gesagt“, flüsterte sie. „Das erzähle ich dir natürlich nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit!“
    „Natürlich!“, erwiderte ich mit fester Stimme, obwohl ich genau wusste, dass Gitti, die heute in einem schwarzen Stretchkleid, das ihre füllige Figur eher unvorteilhaft betonte, zur Arbeit erschienen war, dafür sorgen würde, dass sich diese Neuigkeit in Windeseile verbreiten würde. Ich stand bei Gitti hinter dem Tresen, weil ich mir meine Post holen wollte. Mein Magen knurrte, denn ich hatte noch nicht gefrühstückt, deshalb griff ich in Gittis Gummibärchenschale, die wie immer randvoll gefüllt war. „Ich darf doch?“, fragte ich kauend.
    „Bediene dich!“
    „Was hat sie denn noch so erzählt?“, fragte ich, nach dem ich den Batzen Gummibärchen heruntergeschluckt hatte. Gitti starrte auf ihren Bildschirm und schob ihre Maus hektisch hin und her. Unsere Empfangsdame stand mit der modernen Technik ständig auf Kriegsfuß.
    „Warum bewegt die sich denn nicht?“
    Ich beugte mich zu ihr hinunter. „Lass mich einmal!“ Tatsächlich war der Courser auf dem Bildschirm festgefroren. Ich zog den USB-Stecker hinten aus ihrem Rechner und steckte ihn erneut hinein. Nun ging es wieder. Gitti strahlte mich an. „Danke, Sonia!“
    „Also, was hat Celine denn sonst noch so gesagt?“, wiederholte ich meine Frage ungeduldig. Wir beide waren die ersten im Büro, deshalb musste ich die Zeit nutzen, um möglichst viel zu erfahren. Gitti setzte ihre Lesebrille, die an einer Kette um ihren Hals hing, auf die Nase und studierte unseren Terminkalender. „Sie sagte, dass sie heute zum Arzt muss wegen einer Vorsorgeuntersuchung. Mutterpassmäßig, du weißt schon ...“
    „Ach so!“, erwiderte ich möglichst beiläufig, stellte mich vor den Tresen und blätterte in der frisch gedruckten Juliausgabe von Citylight.
    „Ist das Kind von Lars?“
    Gitti hob ruckartig den Kopf und blickte mich argwöhnisch an: „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ich dachte nur, weil er sie ja auch das letzte Mal ins Krankenhaus gefahren hat, als es ihr so schlecht ging“, antwortete ich unschuldig.

Unsere

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