Froschkuss (German Edition)
und mir nur noch Blome da. Ich überlegte, ob ich mich nicht lieber auch verabschieden sollte. „Ich hau jetzt ab“, sagte Sophie und Dominic nickte zustimmend. „Ich komme auch mit“, seufzte ich und folgte den beiden zur Garderobe. Wir standen schon vor dem Aufzug, der uns ins Erdgeschoss bringen sollte, als Lars plötzlich erschien. Die Tür öffnete sich und ich erhaschte nur einen vielsagenden Blickwechsel zwischen Dominic und Sophie, die sich hastig mit den Worten „mir müssen noch kurz etwas besprechen“ verabschiedeten, sodass ich mich allein mit Lars im Aufzug wiederfand. Die Tür schloss sich, Lars stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Er sah so sexy aus in seinem weißen Hemd und der lässigen dunkelgrauen Anzugshose! Für einige Sekunden, die mir endlos erschienen, musterten wir uns gegenseitig. Wer würde den ersten Schritt machen? Ich sicher nicht! Ich wollte schon irgendetwas Belangloses sagen, als sich Lars ruckartig auf mich zubewegte. „Sonia!“ Mir wurde heiß und kalt zugleich, als er mich gegen die Wand des Aufzuges presste und mir ein Bein zwischen meine Schenkel schob. Die Fahrstuhlknöpfe drückten sich unangenehm in meinen Rücken, aber das war mir egal, denn die Luft zwischen mir und Lars vibrierte. Würde er mich jetzt küssen? Ich schloss die Augen und spürte, wie sich seine Lippen den meinen näherten, als der Aufzug auf einmal ruckelte und wir gegeneinander gestoßen wurden, sodass sich nicht unsere Lippen, sondern unsere Zähne berührten. „Aua!, entfuhr es mir.
„Lars!“ Die Tür hatte sich geöffnet und davor stand Celine, ihr Handy ans Ohr gepresst. Lars rückte von mir weg und ich stand einfach nur da, vollkommen paralysiert. Was wollte die denn hier?
Lars verließ den Fahrstuhl. „Babe, was ist denn los?“, fragte er besorgt und legte den Arm um sie. Dann schloss sich die Tür und der Aufzug fuhr wieder nach oben. Als ich im Längengrad ankam, war mein Gesicht tränenüberströmt. „Sonia, was ist den mit dir los?“ Sophie nahm mich in die Arme und schob mich in Richtung Toiletten. „Komm, wasch dir erst einmal das Gesicht.“ Sie beauftragte Dominic, einen Schnaps zu besorgen, und als ich mich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, drückten die beiden mich in einen der Lounge-Sessel und nötigten mich, einen Grappa zu trinken. Ich war fix und fertig, deshalb bestanden meine beiden Kollegen darauf, mich mit einem Taxi nach Hause zu bringen, damit ich „keinen Blödsinn“ mache. Als ich endlich die Tür zu meiner Wohnung öffnete, war mir so schlecht, dass ich es gerade in letzter Minute zur Kloschüssel schaffte. Danach ging es mir etwas besser. Ich vermied es, in den Spiegel zu sehen, und putzte mir nur kurz die Zähne, um den widerlichen Geschmack im Mund loszuwerden. Ich zog mich im Wohnzimmer ohne das Licht anzumachen bis auf den Slip aus, warf meine Klamotten auf einen Stuhl und legte mich einfach aufs Sofa. In dem Moment, als ich mir die Decke über den Kopf gezogen hatte, war ich auch schon eingeschlafen, bis mich ein Rütteln (der Aufzug?) aus meinem Alptraum (Celine und Lars stehen vor dem Traualtar und ich will etwas sagen, bringe aber kein Wort heraus) riss. Im fahlen Mondlicht erkannte ich Leon, der sich stirnrunzelnd über mich beugte. „Hast du zu viel getrunken?“, sagte er und es hörte sich so an, als würde er beim Sprechen Kaugummi kauen. „Oskar geht es gar nicht gut. Er macht so komische Geräusche. Hörst du das gar nicht?“
Ich richtete mich auf und die Decke rutschte herunter. „Ich hol’ dir mal dein T-Shirt“, murmelte mein Mitbewohner, stand auf und drückte auf den Lichtschalter. „Spinnst du!“, kreischte ich, und hielt mir eine Hand schützend vor die Augen. Mein Kopf dröhnte und mein Magen fühlte sich flau an. Leon ging aus dem Zimmer und kam kurze Zeit später mit einem T-Shirt zurück. „Ich mach’ dir mal einen Tee. Du siehst gar nicht gut aus.“ Plötzlich hörte ich ein Fiepen. „Oskar!“ Ich stürzte zu der aufgeschnittenen Badewanne, in der Oskar schwer atmend und langgestreckt lag. „Mein Kleiner, was ist denn los mit dir?“
„Ich glaub’, der hat eine Lungenentzündung“, hörte ich Leon neben mir sagen. Er reichte mir einen Becher mit Tee: „Hier, trink das mal!“
Ich streichelte meinen Hasen, der wirklich krank aussah. Seine Augen waren rot, seine Nase verstopft und sein Atem hörte sich irgendwie röchelnd an. Ich blickte zu Leon, der barfuß und in Jogginghose neben mir stand:
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