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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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Empfangsdame hob ihren Zeigefinger und drehte ihn langsam hin und her: „Was du aber auch immer denkst! Davon weiß ich nichts.“ Für mich hörte sich ihre Antwort so an, als würde sie es schwer bedauern, dass sie nicht über alle Geheimnisse in unserer Redaktion auf dem Laufenden war. „Ich muss dann mal“, sagte ich schließlich, und Gitti winkte mir nur kurz nach. Für mich war die Sache klar. Alle Erinnerungen und Bilder von Lars und Celine erschienen wie eine Diashow vor meinem inneren Auge: die beiden im Auto an der Raststätte, als ich Karla in Hamburg abgeholt hatte, Celines erstes Erscheinen auf unserer Themenkonferenz, das komische Verhalten von Lars, als ich ihn zufällig auf Sylt getroffen hatte, das Umkippen von Celine im Büro und schließlich das Bild von ihr, als Lars mich im Aufzug gerade küssen wollte. Er war der Vater. Ich hatte verloren. Mein Handy piepte, ich hatte eine SMS bekommen. Sie war von LARS:
    Muss dich unbedingt treffen. Mittwoch um acht im non Solo pane? Lars

 19. Kapitel
    Die Verkäuferin schob den roten Samtvorhang zur Seite. „Kann ich Ihnen helfen?“ Ich stand in der Umkleidekabine, die eng und stickig war, und war nackt bis auf das schwarze Spitzenunterhöschen und den Push-up BH, dessen Träger irgendwie viel zu kurz waren und mir fies in die Haut schnitten, deshalb bejahte ich ihre Frage. Mit einem Lächeln schob sich die füllige Dame, die ich auf Ende fünfzig schätzte, zu mir in die Kabine. „Wir machen die Träger immer ganz kurz, sonst fallen die uns nämlich vom Bügel.“ Sie stellte sich hinter mich und zupfte gekonnt an dem BH herum, bis alles tatsächlich passte: „Das sieht doch entzückend aus!“, raunte sie mir zu und unsere Blicke trafen sich in dem bodenlangen Spiegel. Sie hatte ein pausbäckiges Gesicht, freundliche hellblaue Augen und eine hohe Stirn, auf der die Fransen ihrer blond gesträhnten Kurzhaarfrisur klebten. Ich betrachtete mich kritisch und drehte mich zur Seite, um meinen Po zu begutachten. Der Slip sah ganz okay aus, der Stoff umhüllte meine Kurven wohlwollend und fühlte sich angenehm auf der Haut an. Von vorne sah das Ganze, wie ich fand, schon nicht mehr so gut aus. Warum hatte ich so kleine Brüste, aber so pralle Oberschenkel? Das sah alles einfach nicht wohl proportioniert aus, da konnte dieser Push-up BH auch nicht viel ausrichten. „Ich weiß nicht ...“, sagte ich deshalb, „mein Busen fühlt sich so eingequetscht an und diese Schalen sind irgendwie unbequem.“ Die Verkäuferin warf meinem Spiegelbild einen kritischen Blick zu: „Das kann sein, ich schau mal, ob ich noch etwas anderes finden kann.“ Kurze Zeit später reichte sie mir einen normalen Bügel-BH aus schwarzer Spitze herein: „Probieren Sie den doch einmal an.“ Sie hatte die Träger schon verstellt, sodass ich den BH mühelos schließen konnte. „Na, sehen Sie!“, kommentierte die Verkäuferin meine Erscheinung, nachdem sie sich diesmal ungefragt in meine Kabine gequetscht hatte. „Das steht Ihnen wirklich ausgezeichnet!“
    „Ja, mir gefällt es auch ganz gut“, antwortete ich unsicher.
    Die Verkäuferin tippte mir aufmunternd auf den Oberarm: „Sie wissen doch: Die Konkurrenz schläft nicht.“
    Fast hundert Euro wurde ich dafür los, um mit meiner weiblichen Konkurrenz mithalten zu können. Ob die Verkäuferin jeder Kundin diesen Schlachtruf mit auf dem Weg gab? Als ich den Dessous-Laden verließ, atmete ich erst einmal tief durch. Ich überlegte mir, ob ich mir für das Treffen mit Lars außerdem noch etwas Neues zum Anziehen kaufen sollte. In den Läden gab es tolle Sommermode, die wegen des anhaltenden schlechten Wetters (es regnete eigentlich fast immer), zu Schäppchenpreisen angeboten wurden. Ich entschied mich, erst einmal ein Croissant beim Bäcker zu essen und dazu einen Latte macchiato. Ich fand einen Tisch am Fenster und stellte meine Tüte mit meinen neuen Dessous auf den Stuhl neben mir. Übermorgen würde ich mich mit Lars treffen! Wenn ich daran dachte, war ich so aufgeregt, als ob mir eine mündliche Prüfung bevorstand. Jedenfalls hatte ich schöne Unterwäsche, das beruhigte mich ein wenig. Ich biss von meinem Croissant ab (280 Kalorien!) und trank einen Schluck Kaffee hinterher, einfach köstlich diese Mischung. In letzter Zeit versuchten immer wieder Bekannte und Freunde, mir den Spaß an den Kohlenhydraten zu vermiesen. „Low Carb“ war das Credo, nach dem diese Menschen lebten. Kohlenhydrate, also alles was lecker war

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