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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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wollte. Dann suchte ich mir im Internet ein paar Nummern von Hautärzten heraus und wählte die erste Nummer. Ich sagte der Sprechstundenhilfe artig meinen Namen und bat sie, mir ganz schnell einen Termin zu geben, am liebsten gleich. „Das geht leider gar nicht“, erwiderte die Dame am Telefon säuerlich, „die Frau Doktor hat erst wieder im Oktober einen Termin frei.“
    „Dann ist es zu spät!“
    „Früher geht es leider nicht.“
    Bei dem nächsten Hautarzt sah es auch nicht besser aus und auch drei weitere Praxen konnten mir erst ab November einen Termin anbieten, nur wenn ich Privatpatientin wäre, ginge es schneller. Ich lief noch einmal ins Bad, um meine Pickel zu betrachten. Waren es in der Zwischenzeit nicht noch mehr geworden? Gruselig! Ich sah aus wie ein Zombie. Ich entschied mich, noch fünf weitere Ärzte anzurufen. Wenn ich dann keinen Termin für heute bekam, würde ich Lars absagen müssen. Als ich den dritten Hautarzt von meiner Liste anrief, hatte ich endlich Glück. Ich könne gleich kommen, müsse aber eventuell mit einer längeren Wartezeit rechnen. Das war mir egal, ich hatte mir ja ohnehin schon frei genommen und heute auch nichts anderes vor. Die Hautarztpraxis befand sich am Dreiecksplatz, also nicht weit weg von meiner Wohnung, deshalb raste ich mit dem Fahrrad dorthin. Ich fuhr mit dem Aufzug in den ersten Stock, wo sich die Praxis befand, denn ich war ziemlich außer Atem. Nachdem ich einen Anmeldebogen ausgefüllt und der Sprechstundenhilfe meine Versicherungskarte gegeben hatte, durfte ich mich ins Wartezimmer setzen, das in einem freundlichen Gelb gestrichen war. Zehn Patienten warteten bereits, aber damit hatte ich schon gerechnet. Ich griff mir die Gala und vertiefte mich in den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Welt der Promis, Schönen und Reichen. Danach las ich die Brigitte, den Spiegel und eine Handwerkerzeitung, in der ich einen interessanten Bericht über die Sanierung eines Badezimmers fand. Mein Bad gefiel mir nämlich schon lange nicht mehr, aber leider hatte ich überhaupt gar kein handwerkliches Geschick, um zum Beispiel so einen Designer-Waschtisch einzubauen. Ob Leon mir dabei helfen konnte? Endlich, nach zwei Stunden Wartezeit, war ich an der Reihe. Leider durfte ich noch nicht den Untersuchungsraum betreten, sondern musste noch einmal im Flur warten. Allmählich wurde ich ungeduldig. Ich betrachtete ein Poster, das mir gegenüber an die Wand geheftet war und Fotos von Frauen mit üblen Hautproblemen zeigte: Warzen, dunkle Hautflecken, erweiterte Äderchen und ganz schlimme Akne. Furchtbar! Hoffentlich waren meine Pickel bis Morgen heilbar. Der Hautarzt, der mich schließlich in seinen Untersuchungsraum rief, war um die fünfzig Jahre alt, hatte einen Kugelbauch und kaum noch Haare auf dem Kopf. Ich durfte mich erneut setzen und er nickte mir aufmunternd zu: „Was kann ich für Sie tun?“
    Ich seufzte: „Kann man das nicht sehen? Mein Gesicht ....“
    „Oh, ja, das sieht ja schlimm aus“, erwiderte er, nachdem er sich seine Brille aus der Brusttasche seines Kittels gezogen und auf die Nase gesetzt hatte. Er beugte sich zu mir herab und holte eine Lupe heraus. „Das sieht sehr unspezifisch aus!“, sagte er schließlich kopfschüttelnd.
    „Unspezifisch!“, rief ich entsetzt, „was soll das bedeuten?“
    „Unspezifisch bedeutet, dass Ihre Pickel nicht für eine bestimmte Erkrankung typisch sind.“
    Er blickte erneut durch seine Lupe: „Also Akne ist es nicht. Auch eine allergische Reaktion kann ich ausschließen.“
    „Können Sie gar nichts machen?“
    Er setzte sich an den Schreibtisch und tippte etwas in seinen Computer: „Am besten Sie warten erst einmal ein paar Tage ab“, schlug er vor, „vielleicht verschwinden die Pickel dann von selbst.“
    „Das geht nicht!“, erwiderte ich geschockt, „bis morgen muss das weg sein.“ Der Hautarzt runzelte fragend die Stirn.
    „Ich habe ein wichtiges Vorstellungsgespräch“, ergänzte ich flehend.
    Leider fiel dem Hautarzt auch keine so schnell wirkende Heilmethode ein, allenfalls käme eine Behandlung mit Fruchtsäure in Frage, die allerdings nicht von der Krankenkasse bezahlt werde. Ich versprach, mir das zu überlegen und verabschiedete mich.
    „Kopf hoch, das wird schon“, rief mir der Mediziner noch nach, als ich mit hängenden Schultern sein Untersuchungszimmer verließ.
    Da ich keine Lust hatte, mich weiter unter Menschen aufzuhalten, radelte ich schnell zurück in meine Wohnung, um im

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