Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
Vom Netzwerk:
„Was soll ich denn nur tun?“
    „Also ich würde mit ihm in die Tierklinik fahren, sonst stirbt er vielleicht.“
    „Kannst du uns fahren?“
    Leon nickte: „Klar, kein Problem.“

 18. Kapitel
    Schweigend fuhren wir durch die Nacht. Die rote digitale Anzeige der Uhr in Leons Auto zeigte 2:30 Uhr. In seiner Kiste herrschte – wie in seinem Büro – das totale Chaos. Ich hatte erst einmal Kartons mit Elektrokram auf die hintere Sitzbank stellen müssen, um mich überhaupt hinsetzen zu können. Auf dem Boden lagen zerknüllte Tüten von Bäckereien und Imbissen, leere Wasserflaschen und eingedrückte Coladosen, die ich mit meinen Füßen in eine Ecke schob. Da ich so müde war, störte mich das alles nicht, es war schließlich sein Schweinestall. Vor mir baumelte ein grünes Duftbäumchen, das nach gar nichts mehr roch. Ich gähnte und rieb mir die Augen. Oskar lag immer noch röchelnd in einer Katzentransportbox, die ich einmal auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Ich hatte ihm ein dickes Handtuch unter den Bauch gelegt, damit er nicht fror. Leon hatte im Internet eine Tierklinik gefunden, die Notdienst hatte. Diese befand sich aber leider nicht in Kiel, sondern ganz in Rendsburg. Leon war ein routinierter Autofahrer, das gab mir sofort ein gutes Gefühl. Er fuhr zügig, aber nicht zu schnell, und wenn er die Kupplung betätigte, gab es kein Ruckeln und auch kein Aufheulen des Motors, wie ich es schon bei vielen anderen Männern erlebt hatte. Da ich mich selbst als gute Autofahrerin betrachte, bin ich als Beifahrerin überaus kritisch. Dominic zum Beispiel machte mich wahnsinnig. Vor einiger Zeit waren wir zusammen in Hamburg gewesen, um an einer Fortbildung für Journalisten (Wie verkaufe ich mich richtig?) teilzunehmen. Er hatte Kaffee in einer Thermoskanne dabeigehabt, die er während der Fahrt öffnete, um sich etwas in einen Becher einzuschenken, den er zwischen seine Oberschenkel geklemmt hatte. Horror! Beim Erzählen und Gestikulieren nahm er darüber hinaus auch gern beide Hände vom Lenkrad. Ich war so etwas von froh gewesen, als wir in Hamburg angekommen waren ... Lebend! Leon hingegen konzentrierte sich voll und ganz auf das Fahren. Leise Hip-Hop Musik dudelte aus dem Radio. Ich schloss die Augen und lehnte mich in meinem Sitz etwas zurück. Sofort kamen mir die Bilder von Lars und mir, bei unserem Versuch uns zu küssen, in den Sinn. Warum musste gerade in diesem Moment Celine erscheinen? „Babe“ hatte er sie genannt. Ich verstand die Welt nicht mehr. Er hatte doch den Blickkontakt zu mir gesucht, mich zum Tanzen aufgefordert und mich im Aufzug angemacht. Wir wären mit Sicherheit im Bett gelandet, wenn Celine uns nicht dazwischengefunkt hätte. Die Räder des Autos knirschten und Leon stellte den Motor aus. „Wir sind da, Sonia!“
    Ich öffnete die hintere Tür, holte die Transportbox mit Oskar hervor und trug diese vorsichtig zur Tür der Tierklinik, die sich in einem efeuberankten alten Backsteinhaus befand. Leon betätigte die Klingel und kurze Zeit später erschien ein verschlafener junger Mann im weißen, geöffneten Kittel, der sich als „Kramer“ vorstellte und uns aufforderte, kurz im Wartezimmer Platz zu nehmen. Der mit Neonlicht erhellte Raum war sparsam möbliert. An den Seiten standen einfache Metallstühle und in der Mitte befand sich ein Tisch, auf dem sich Tierzeitschriften und Prospekte für Impfstoffe und Ergänzungsfutter stapelten. An den Wänden klebten Poster von Hunden, Katzen und Wellensittichen. Oskar hatte sich aufgerappelt und klopfte laut mit den Hinterbeinen, ein Zeichen, dass er Angst hatte oder sich zumindest nicht wohl fühlte. Endlich kam Doktor Kramer und führte uns in ein Behandlungszimmer, in dessen Mitte ein Untersuchungstisch aus Metall stand, über dem eine runde OP-Leuchte hing, die wie ein UFO aussah.
    „Was kann ich für Sie tun?“, fragte uns der Tierarzt freundlich. Unter seinem geöffneten Kittel blitzte ein hellgelbes Hemd hervor, dazu trug er lässige Jeans. Ich schätzte sein Alter auf Ende zwanzig. Er sah mit seinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen fast ein bisschen wie Erol Sander aus. Ich kam mir vor wie in einer Krankenhausserie im Fernsehen.
    „Oskar geht es gar nicht gut“, erwiderte ich, „er hat total rote Augen, niest und röchelt. Es hört sich echt schlimm an.“
    Dr. Kramer bat mich, meinen Hasen herauszuholen und auf dem Tisch abzusetzen. Zunächst überprüfte er mit seinem Stethoskop die Herztöne, dann schaute er sich

Weitere Kostenlose Bücher