Froschkuss (German Edition)
Internet nach möglichen Behandlungsmethoden zu forschen. Ich las verschiedene Forenbeiträge durch, fand aber keine wirklich hilfreichen Tipps. Schließlich rief ich in meiner Verzweiflung meine Mutter an, obwohl ich mir wieder anhören musste, dass ich mich so selten meldete. Auch die Frage, ob ich denn endlich mal jemanden „Nettes“ kennen gelernt hatte, ließ nicht lange auf sich warten. Meine Mutter gab mir den Tipp, mir Silicea Globuli aus der Apotheke zu besorgen. „Am besten du nimmst D12 und dann fünf Kügelchen jede Stunde, bis die Symptome abklingen“, riet sie mir. Ich hörte im Hintergrund meinen Vater Kommentare abgeben, nach dem Motto: „Was ist denn nun schon wieder los“, wahrscheinlich hatte meine Mutter den Lautsprecher angestellt, damit mein Vater alles mithören konnte. Wie ich das hasste! „Also fünf Kügelchen?“
„Ja, genau, mein Kind. Ab und zu kann es allerdings zu einer Erstverschlimmerung kommen, aber dann kannst du sicher sein, dass die Globuli wirken.“
„Erstverschlimmerung?“, schrie ich entsetzt, „schlimmer als jetzt geht es gar nicht. Hast du nicht noch einen anderen Tipp?“
Meine Mutter seufzte: „Dann versuche es einfach mit einem Kamille-Dampfbad. Schaden kann das nicht.“
Ich bedankte mich und versprach, bald mal wieder vorbeizukommen, aber ich müsse jetzt schnell Schluss machen, da ich gleich Besuch bekäme.
„Ein netter junger Mann?“, fragte meine Mutter sofort, sie konnte es einfach nicht lassen. Ich stellte einen Kessel mit Wasser auf den Herd und holte zwei Plastikschüsseln aus dem Schrank, da es ohnehin auch Zeit zum Inhalieren für Oskar war. In dem Moment, als ich meinen Kopf unter das Handtuch gesteckt hatte, kam Leon zur Tür herein. „Bis du krank?“, fragte er besorgt.
„Nur ein Schnupfen“, erwiderte ich aus meiner Kamillendampfhöhle heraus und hoffte inständig, dass er sich mit dieser Antwort zufriedengeben würde. Zum Glück konnte er mich nicht in meinem Zustand sehen.
„Gute Besserung, Sonia! Dann bis morgen, ich muss noch arbeiten.“
Wo er wohl die ganze Zeit – und vor allem die Nacht über – gewesen war? Vielleicht hatte er eine Frau kennen gelernt? Oder hatte er ein Date mit Nele gehabt? Zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass ich eifersüchtig war, auf wen auch immer. Ich musste mich jetzt auf meine Verabredung mit Lars konzentrieren. Diesen Mann liebte ich schließlich, seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Das Wasser in meiner Schüssel war erkaltet, und ich schob das Handtuch beiseite, um mich im Bad im Spiegel zu betrachten. Oh Gott! Nun war mein Gesicht rot wie eine reife Tomate und die Pickel waren noch deutlicher zu sehen. Ich wiederholte die ganze Prozedur, bis mir der Nacken schmerzte. Danach zog ich mich aus, verdunkelte mein Zimmer, legte das feuchte Handtuch auf mein Gesicht und schlief vollkommen erschöpft ein.
20. Kapitel
Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne, die durch mein Fenster schien, denn ich hatte vergessen, das Rollo hinunterzuziehen. Irgendetwas war heute los ... War heute nicht Mittwoch? Mein Date mit Lars, 20 Uhr im non Solo pane! Mein nächster Gedanke galt meinen Pickeln. Ob die Dinger über Nacht verschwunden waren? Ich sprang aus dem Bad, rannte die Treppe runter und öffnete die Tür zum Bad. Sie waren weg! Sie waren weg! Sie waren weg! Ich konnte mein Glück nicht fassen. Meine Pickel waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Wenn das kein gutes Zeichen war? Leider musste ich heute noch arbeiten, ich traute mich nicht, noch einen Tag „Kranksein“ bei Gitti anzumelden, zumal ich heute mit unserem Chef verabredet war. Zum Glück war Lars nicht im Büro, als ich dort ankam. Von Sophie erfuhr ich, dass er bei Blome in Hamburg war. Ich hatte nur Routinearbeiten zu erledigen, also Texte redigieren und Fotos für Artikel heraussuchen, deshalb verging die Zeit wie im Schneckentempo. Ich war einfach kein Schreibtischmensch. Wenn ich draußen unterwegs war, bei einer Veranstaltung oder bei einem Interviewpartner, war ich in meinem Element. Überstunden waren dann kein Problem, denn die Arbeit machte mir einfach Spaß.
Pünktlich um 17 Uhr verließ ich die Redaktion und eilte nach Hause, um mich zu duschen, umzuziehen und zu schminken. In meinem Zimmer breitete ich verschiedene Ensembles auf meinem Bett aus: eine schwarze Röhrenjeans und ein graues Wickeloberteil, einen blauen Rock und eine weiße Bluse, ein schwarzes Viskosekleid mit weit schwingendem
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