Froschkuss (German Edition)
Rock und eine bunt gemusterte Hose im Hippie-Look, zu der ich obenrum gar nichts anzuziehen hatte. Ich setzte mich, nur bekleidet mit meiner neuen schwarzen Spitzenunterwäsche, auf den Fußboden zwischen meinem Bett und der Wand und ließ meinen Kopf zurückfallen. Aua! Das tat richtig weh. Ich drehte mich nach hinten, um zu sehen, woran ich mich gestoßen hatte. Stimmt, da war ja diese Bilderleiste, die ich mir mal bei IKEA gekauft hatte. Als ich sie damals angebracht hatte, war mir nach der Fertigstellung aufgefallen, dass ich das Ding zu niedrig montierte hatte. Ich musste die Leiste unbedingt wieder abschrauben ... Vielleicht konnte Leon mir dabei helfen? Also, was sollte ich denn nun anziehen? Der blaue Rock und die weiße Bluse waren zu spießig, die schwarze Hose mit dem grauen Oberteil zu langweilig und die Hippie-Hose zu auffällig. Also blieb nur das schwarze Kleid übrig ... Aber war das nicht zu sexy? Lars sollte schließlich nicht auf den ersten Blick sehen, dass ich scharf auf ihn war. Andererseits konnte man mit Schwarz eigentlich nie etwas falsch machen, zudem kaschierte das Kleid meine dicken Oberschenkel. Obwohl ich ein Fan von High Heals war, wählte ich dazu halbhohe dunkelbraune Schuhe mit Keilabsatz. Meine Locken kringelten sich widerspenstig in alle Richtungen, deshalb knetete ich etwas Schaumfestiger hinein. Hellbeiger Puder sorgte dafür, dass meine immer noch gerötete Haut gleichmäßig matt schimmerte. Dann noch schwarze Wimpertusche, grüner Kajal und etwas pfirsichfarbener Lipgloss: Fertig! Zufrieden betrachtete ich mich im Badezimmerspiegel: Gar nicht mal so übel!
Als ich ins non Sole pane kam, saß Lars bereits an einem Tisch für zwei Personen. Das war schon einmal gut, denn ich bin bei einem Date nicht gern die Erste. Ich ging an dem Tresen mit der gläsernen Auslage vorbei, vor dem zwei junge Typen auf Barhockern in ein Gespräch vertieft waren. Der muskulöse Barkeeper polierte ein Sektglas, hinter ihm röchelte die Espressomaschine. Das non Sole pane ist alles in einem: ein Café, ein Restaurant, aber auch eine Bar und vor allem wegen des mediterranen Ambientes beliebt. Die Wände, an denen moderne Bilder in Alurahmen hingen, waren in warmen Gelbtönen gestrichen. Die dunkelbraunen Kaffeehaustische und -stühle und gepolsterte Sitzbänke bildeten dazu einen reizvollen Kontrast. An den Tischen saßen Studenten in lässigen Klamotten, Businesstypen, aber auch Frauen und Männer im Seniorenalter und verursachten ein lautes Stimmengewirr.
„Hi“, begrüßte ich Lars, der lächelnd von seinem iPhone aufblickte.
„Hi, Sonia, schön, dass du gekommen bist.“ Er schob mir die Speisekarte entgegen: „Möchtest du etwas essen? Du bist natürlich eingeladen.“
„Ja, gern“, erwiderte ich und begann zu lesen. Leider konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren, denn ich fühlte mich von Lars beobachtet. Warum er sich wohl mit mir treffen wollte? Er sah heute mal wieder zum Anbeißen aus mit seinem hellblauen Hemd und der eleganten grauen Anzugshose. Sein blondes dichtes Haar war zerzaust und nicht wie sonst perfekt gestylt, was mir sehr gut gefiel. Die Kellnerin kam an unseren Tisch und Lars gab unsere Bestellung auf; ich hatte mich für einen Salat und einen Weißwein entschieden.
Ich überlegte, ob ich gleich mit der Tür ins Haus fallen sollte, entschied mich dann aber doch für einen unbefangenen Einstieg in unser Gespräch.
„Wie war es denn so in Hamburg?“
Lars blickte kurz auf sein iPhone, das er rechts neben sich auf den Tisch gelegt hatte. „Ganz schön stressig“, erwiderte er und runzelte die Stirn, sodass sich seine Narbe über der Nase kräuselte. „In Hamburg ist vielleicht immer ein Verkehr.“
Die Kellnerin brachte unsere Weißweingläser und wir prosteten uns zu.
Ich fühlte mich unwohl, denn es war das erste Mal, dass ich mit Lars privat zusammensaß. Okay, wir waren zwar zuvor schon alleine gewesen, aber meistens im Büro. Eigentlich wusste ich so gut wie gar nichts von ihm und hundert Fragen brannten in meinem Kopf. War er mit Celine zusammen? War er der Vater ihres Kindes? Würde sich Blome Citylight unter den Nagel reißen? Und am wichtigsten: War er in mich verliebt?
„Wir sieht es denn bei uns anzeigenmäßig zurzeit aus?“, fragte ich stattdessen.
„Wir stehen eigentlich ganz gut da“, erwiderte er und fixierte mich dabei mit seinen Augen, „ich habe eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die macht sich ganz gut.“ Er nippte an seinem
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