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Frost, Jeaniene

Frost, Jeaniene

Titel: Frost, Jeaniene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtjaegerin
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für eine Überraschung gut, was, Schätzchen?«
    Ians
Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er genau wusste, was in ihr vorging ... und
auch warum.
    Also war
sie davongelaufen, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Besser, Spade
hielt sie für verrückt, als dass er sie durchschaute wie Ian.
    Ihre
Umgebung nahm sie nur als undeutliche Kulisse wahr. Sie hatte keine Ahnung,
wohin sie lief. Nur fort, mehr
wollte sie nicht. Zu dieser Uhrzeit war der Verkehr so spärlich, dass sie
nicht stehen bleiben musste, wenn sie eine Straße überqueren wollte;
vielleicht kümmerte es sie aber auch einfach nicht, ob Autofahrer wegen ihr auf
die Bremse steigen mussten. All die hohen Gebäude, die schmalen Straßen, der
endlose Asphalt. Sie kam sich vor wie in einem immer enger werdenden Labyrinth.
Selbst der Nachthimmel war nur als schmaler Streifen zwischen den drohend
aufragenden Gebäuden zu erkennen.
    Mit
eisenhartem Griff wurde sie am Ellbogen gepackt. Denise versuchte, sich
loszureißen, aber es nutzte nichts. Im Gegenteil; sie wurde emporgehoben und
gegen einen großen, festen Leib gedrückt. Ihre Füße zappelten noch, so schnell
war alles gegangen.
    »Loslassen!«,
keuchte sie.
    Spades
Gesicht war ihrem ganz nah. Er hatte sein Jackett im Club gelassen und sich
offensichtlich auch nicht die Mühe gemacht, sein Hemd zuzuknöpfen, denn seine
nackte, muskulöse Brust presste sich an ihr Sweatshirt.
    »Alles in
Ordnung, Denise«, redete er mit fester Stimme auf sie ein. »Du wirst nicht
verfolgt. Du bist in Sicherheit.«
    Natürlich.
Spade dachte, sie hätte gerade wieder eine ihrer Panikattacken gehabt. Was ja
irgendwie auch stimmte, nur dass der Auslöser diesmal ein anderer gewesen war.
    »Mir
geht's schon wieder besser. Ich musste bloß ... von dort weg«, erklärte sie,
ihr Atem ging stoßweise.
    Spades
Augen wurden schmal, er lockerte seinen Griff, ließ sie aber nicht los. Denise
bemühte sich, ruhiger zu atmen, und hoffte, die sexuelle Erregung, die sie im
Club überkommen hatte, würde sich nicht mehr zurückmelden.
    »Ach so.«
    Er hatte
sie noch immer nicht losgelassen. Denise versuchte probehalber, sich aus
seinem Griff zu lösen. Spades Hände ließen ein wenig locker, aber seine Arme
blieben, wo sie waren.
    Denise
zermarterte sich das Hirn nach etwas, das sie von den Gefühlen ablenken konnte,
die Spades Umarmung in ihr auslöste. »Diese Stadt erdrückt mich. Immer nur Häuser,
Häuser und noch mehr Häuser. Regt sich hier
denn gar nichts?«
    Seine
Lippen kräuselten sich, während sie im Stillen schon über ihre Wortwahl
stöhnte. »Ich meinte das im Sinne von Bäumen und Gras ...«
    »Ich weiß,
was du gemeint hast«, fiel er ihr ins Wort, das schiefe Grinsen noch im
Gesicht. »Du warst sogar schon in die richtige Richtung unterwegs. Komm.«
    Endlich
ließ er die Arme sinken, legte ihr aber leicht die Hand auf die Schulter.
Denise ging neben ihm her, hin- und hergerissen zwischen dem Drang, ihm zu
sagen, er solle sich das Hemd zuknöpfen, und dem Spaß, den sie daran hatte, ab
und zu einen Blick auf seine nackte Brust zu erhaschen.
    »Ist dir
nicht kalt?«, fragte sie ihn schließlich. Ihr war kalt. Sie hatte ihren Mantel
im Crimson Fountain liegen lassen. Zum Glück trug sie ein dickes Sweatshirt und
hatte auch die langen Handschuhe nicht abgelegt. Schließlich sollte niemand
die dämonischen Zeichen auf ihren Armen sehen.
    »Nicht
direkt«, antwortete Spade. »Vampire reagieren nicht wie Menschen auf Kälte. Ich
kann sie natürlich spüren, aber ich empfinde sie anders. Ich würde ja vorschlagen
zurückzugehen und deinen Mantel zu holen, aber wir haben schon den halben Weg
zum Hotel hinter uns.«
    Denise
warf einen Blick auf das nächste Straßenschild - und war verdutzt. Ein Schauder
ganz anderer Art überkam sie.
    »Wie weit
bin ich gelaufen?«
    Spades
Gesicht wirkte gleichermaßen ernst wie mitfühlend. »Etwa ein Dutzend Blocks.«
    Eigentlich
war das in den paar Minuten unmöglich. Selbst ein Olympionike hätte damit seine
liebe Not gehabt. Roms Zeichen machten sich stärker bemerkbar, als ihr bewusst
gewesen war.
    »O
Scheiße«, flüsterte Denise.
    Spade
sonderte keins der üblichen tröstlichen Klischees ab, die die Leute in
derartigen Situationen so gern von sich gaben, wofür sie ihm dankbar war. Nach
Randys Tod hatte sie genug solch gut gemeinter Phrasen zu hören bekommen. Warum
konnte sich die Menschheit nicht einfach damit abfinden, dass das Leben
manchmal eben zum Kotzen war? Begriff denn niemand,

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