Frost, Jeaniene
trinken. Hier war vermutlich alles mit
irgendwelchen Psychodrogen versetzt, aber als sie die Bar erreicht hatten,
bestellte sie der Höflichkeit halber einen Scotch. Blieb zu hoffen, dass es
Black Jack nicht auffiel, wenn ihr Glas nicht leer wurde.
Etwa zehn
Minuten vergingen, während derer Spade an seinem eigenen Scotch nippte und sich
dabei in belanglosem Geplänkel mit Black Jack erging. Denise war so frustriert,
dass sie fast mit den Zähnen geknirscht hätte, was nicht gegen die allmählich
in ihr aufkommenden Gefühle von Panik und Platzangst half. So viele
bleiche Gesichter. Kühle Leiber überall. Blut würde folgen. Tod auch. So war es
immer.
Black Jack
warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Alles okay mit dir, Süße? Riechst
reichlich nervös.«
Denise
versuchte mit aller Macht, ihre Erinnerungen zu verdrängen, aber sie stürmten
mit solcher Macht auf sie ein, dass sie sie einfach nicht unter Kontrolle
bekam. Wir sitzen in der Talle. Das grässliche Heulen. Die
Schreie. Eine feuchte Masse auf dem Küchenboden ...
»Ich
schaffe das einfach nicht«, murmelte sie.
Spade
begann, ihr mit festem, beruhigendem Griff die Schultern zu massieren. »Ist ja
gut, Darling, entspann dich. Du kriegst ja gleich deinen Stoff.«
Denise
konzentrierte sich auf seine Hände - stark, kühl und beständig fühlten sie sich
an. An ihnen konnte sie sich festhalten, während sie versuchte, ihre Gedanken
aus dem tödlichen Treibsand ihrer Erinnerungen zu befreien. Alles ist
gut. Du bist nicht dort. Du bist hier, und Spade wird nicht zulassen, dass dir
etwas geschieht.
»Was
braucht sie denn?«, wollte Black Jack wissen.
»Oxycodon«,
antwortete Spade knapp. »Hab's im Hotel vergessen. Aber mach dich nicht
verrückt, alles okay mit ihr.«
»Ich habe
vielleicht noch welches«, meinte Black Jack mit einem Lächeln. Selbst in
Denises Zustand, gefangen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, erinnerte
dieses Lächeln sie an einen Hai - ein humorloses Zähnefletschen.
»Genau,
warum sehen wir uns nicht mal an, was du so anzubieten hast?«, gab Spade
vielsagend zurück.
»Kommt mit
in mein Büro.«
Sie
folgten Black Jack zu einer Tür. Dahinter führte eine weitere Treppe nach
unten; vielleicht diente sie sonst als Lieferanteneingang oder Notausgang. Am
Ende lag ein kurzer Flur mit drei Türen. Black Jack öffnete die erste links und
hielt sie ihnen auf, das raubtierhafte Grinsen noch im Gesicht.
Das
Letzte, worauf Denise Lust hatte, war, noch tiefer unter der Erde in einem Raum
mit noch weniger Ausgängen festzusitzen, aber sie hatte keine Wahl. Als sie
auf einem Sofa mit Leopardenfellmuster Platz genommen hatten, ging ihr Atem
bereits schwerer, und ihr Herz raste. Spade zog sie auf seinen Schoß, als sei
das die normalste Sache der Welt, während er ihr Nacken und Schultern weiter
mit seinen starken Fingern massierte. Denise klammerte sich an die Berührung,
während sie versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Alles
okay. Du bist in Sicherheit... und das hier ist garantiert die hässlichste Couch auf der ganzen Welt.
»Du bist
also der Meinung, du hast Red Dragon im Angebot, hm?«, meinte Black Jack
gedehnt. »Dann lass doch mal sehen.«
Spade
beugte sich vor. »Nicht so schnell. Ich habe dir gesagt, dass ich besseren
Stoff habe als du, aber deinen habe ich ja noch nicht testen können, oder?«
Black Jack
schnaubte. »Hätte ich dir nicht schon so viel Kohle abgeknöpft, würde ich
schwören, du wärst bloß auf eine Gratisprobe aus. Hast du was von deinem Stoff
dabei?«
Denise
erstarrte, aber Spade zögerte nicht. »Ja.«
»Na dann.«
Black Jack öffnete eine der unteren Schubladen seines Schreibtisches, kramte
kurz darin herum und förderte dann ein winziges dunkles Fläschchen daraus zutage.
Er reichte es Spade. »Das ist erstklassiges Red Dragon, zehn Kubikzentimeter.
Verkaufe ich zum Freundschaftspreis von einem Riesen. Wenn du mir auch nur halb
so gute Qualität liefern kannst, erstatte ich dir alles, was du in den letzten
beiden Nächten verloren hast. Wenn nicht, schuldest du mir noch mal so viel.
Abgemacht?«
»Abgemacht.«
Mit einer
Hand nahm Spade das Fläschchen entgegen, während er mit der anderen weiter
methodisch Denises Schultern massierte. Die hielt beinahe den Atem an, als er
das Behältnis öffnete und sich den Inhalt in den Mund kippte. Was sollte das
denn? Würde er davon nicht außer sich vor Blutgier geraten wie schon einmal?
Spade
schloss die Augen und schluckte. Denises Herz wummerte, als
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