Frost, Jeaniene
wie mich.« Black Jack lehnte sich
großspurig lächelnd an seinen Schreibtisch. »Mein Meister ist Web. Du hast
bestimmt schon von ihm gehört, und er hat direkte Verbindungen zu den Urhebern
des Red-Dragon-Handels. Bessere Connections gibt es nicht.«
Spade
schnaubte. »Nette Geschichte, aber wo ist der Beweis? Kann ja jeder behaupten,
er würde zu Webs Sippe gehören. Einer, der es nicht besser weiß, würde das
sogar mir abnehmen.«
Jetzt
wirkte Black Jack frustriert. »Was für einen Beweis willst du denn? Wenn ich
Web alles erzählt habe, wirst du ihn ja selbst kennenlernen. Glaub mir, er wird
sie persönlich abholen wollen.«
»Ruf ihn
an. Sofort. Lass mich seine Stimme hören. Sonst haue ich mit ihr ab und suche
mir einen anderen Partner.«
Black Jack
ließ sich nicht gern drohen; das sah man an dem wütenden Ausdruck, der in
seinem Gesicht aufflackerte. Aber ebenso schnell glättete sich seine Miene
wieder zu einem Lächeln.
»Kein
Problem.«
Er
schnappte sich sein Telefon vom Schreibtisch und wählte vor sich hin pfeifend
eine Nummer. »Gib mir Web«, wies er die Person am anderen Ende der Leitung an.
Kurze Zeit später wurde sein Lächeln breiter.
»Meister.
Ich habe ausgezeichnete Neuigkeiten für dich.«
Blitzschnell
griff Spade sich den Hörer. Black Jack wollte ihn sich zurückholen, hielt aber
inne, als er den Blick sah, den Spade ihm zuwarf.
»Die
wären?«, hörte Denise eine ärgerliche Stimme aus dem Hörer schallen. Dann:
»Black Jack? Hörst du mich?«
»Sehr gut
sogar«, antwortete Black Jack, beinahe jauchzend. »Und mein Partner Henry auch
...«
Zu Denises
Überraschung unterbrach Spade die Verbindung. Black Jacks Freudenschreie
verwandelten sich in Flüche.
»Was zum
Teufel sollte das denn jetzt?«
Spade zog
sein Handy aus der Jackentasche und reichte es Denise. »Geh nach oben zum
Haupteingang und ruf unseren Wagen. Wir treffen uns dann dort.«
Froh darüber,
der Drogenhöhle voller Untoter entkommen zu können, griff Denise sich das
Handy und marschierte zur Tür.
Black Jack
wollte ihr sofort den Weg abschneiden, aber Spade war schneller und packte ihn
am Kragen. »Nein, mein Freund, wir beide haben noch Geschäftliches zu
besprechen, während sie den Wagen holt.«
Der andere
entspannte sich und stieß ein Kichern aus, das Denise schaudern ließ. »Okay.
Bis bald, Süße.«
»Ja, ja«,
murmelte Denise.
Über die
Metalltreppe erreichte sie den Gastraum des Drai's, über die hübschere dann das
Erdgeschoss des Barbary Coast Hotels. Ihr Fahrer meldete sich beim ersten
Freizeichen - vermutlich einer der Vorteile, den es hatte, wenn man in einem
Penthouse abstieg. Gerade hatte sie dem Mann erklärt, wo er sie abholen sollte,
und wollte Spades Handy zuklappen, da beschlich sie eine eisige Vorahnung.
Spade
hatte sie noch nie allein losgeschickt, um den Wagen zu holen. Seine
Höflichkeit grenzte schon fast ans Extreme, ganz zu schweigen von seinem
Beschützerinstinkt. Und doch hatte er sie gerade mit einem aufgeschlitzten Arm
zwei Etagen voller Vampire durchqueren lassen. Da stimmte doch was nicht.
Denise
wirbelte herum und rannte praktisch ins Hotel zurück an den Leuten vorbei und
die Treppe zum Club hinunter. Im Drai's drehten sich ein paar Köpfe nach ihr
um, als sie vorbeisprintete, aber das kümmerte sie nicht, sie konzentrierte
sich nur auf die Treppe, die sie noch von Spade trennte. Kaum hatte sie den
schmalen Flur erreicht, da flog auch schon Black Jacks Tür auf, und Spade
erschien. Sein Jackett war zerfetzt, sein Hemd voller Blut, und in der Hand
hielt er ein blutiges Silbermesser.
Denise
musste Black Jacks Büro nicht von innen sehen, um zu begreifen, was geschehen
war. »Du hast ihn umgebracht«, flüsterte sie.
Spade
steckte das Messer unter sein Jackett und schenkte ihr einen frustrierten
Blick. »Du solltest gar nicht hier sein.«
Denise
starrte ihn an, nahm die todbringende Aura um ihn herum in sich auf. Ihre
stärker werdenden Gefühle für Spade hatten sie in letzter Zeit blind gemacht,
aber offenbar hatte sich nichts geändert. Spade war ein Vampir, der in einer
von Gewalt bestimmten Welt lebte. Blut wird folgen. Tod auch. So ist
es immer.
Sie hatte
schon den Mund zu einer entrüsteten Antwort geöffnet, da packte Spade sie so
schnell, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah. Hinter ihnen wurden Schreie
laut, man hörte Türen schlagen und ploppende Geräusche. Spade drückte sie mit
dem Gesicht an seine Brust, sodass sie nichts mehr sehen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher