Frost, Jeaniene
letztes Messer umschnallte.
Sie zog
eine Grimasse. »Tja, was das betrifft ... die habe ich nicht mehr.«
Ian zog
die Augenbrauen hoch. »Vor ein paar Monaten noch hast du ein ganzes Haus abgefackelt und einem Meistervampir den Kopf weggeblasen, und jetzt soll
das alles nicht mehr funktionieren?«
Cat besah
sich ihre Hände und seufzte. »Da ich vor meiner Verwandlung ein Mischling war,
hat das Schicksal sich einen Scherz erlaubt und mir Vampirblut statt Menschenblut
als Nahrung zugedacht. Mit diesem untoten Blut nehme ich jedes Mal Kraft auf
und manchmal eben auch die besonderen Fähigkeiten des betreffenden Vampirs.
Genau wie normale Vampire Leben aus dem Blut ihrer menschlichen Opfer beziehen.
Aber wie jeder andere Vampir regelmäßig Blut trinken muss, um am Leben zu
bleiben, brauche auch ich immer Nachschub, sonst lassen meine Kräfte mit der
Zeit nach. Die pyrokinetischen Fähigkeiten hatte ich mir sozusagen nur von
Vlad geborgt. Jetzt taugen meine Hände nur noch zum Messerwerfen. Ein bisschen
Funkensprühen ist vielleicht auch noch drin.«
Spade ließ
das Gehörte kurz auf sich wirken. »Solange das nicht allgemein bekannt ist,
können wir es trotzdem zu unserem Vorteil nutzen. Schon allein die Drohung, du
würdest deine pyrokinetischen Fähigkeiten einsetzen, kann für uns den
entscheidenden Vorteil bewirken, selbst wenn du sie in Wahrheit gar nicht mehr
besitzt.«
»Du willst
also, dass ich bluffe, wenn es heikel wird?«, fragte sie
ungläubig.
Spade
zuckte mit den Schultern. »Wenn wir derart in Schwierigkeiten stecken, dass wir
darauf angewiesen sind, kann es auch nicht mehr schaden.«
Crispin
ließ ein bitteres Schnauben hören. »Hoffen wir, dass es so weit nicht kommt,
mein Freund.«
»Ganz
meine Meinung«, murmelte Ian.
Spade sah
nach, wie spät es war. Fast drei Uhr früh. Es war Zeit.
»Denkt
dran, der Sterbliche muss lebendig gefasst werden«, sagte er. Dann wurde sein
Tonfall schärfer. »Alle anderen können sterben.«
Denise
schimpfte leise vor sich hin, als sie zusammen mit Bootleg und einem zweiten
Vampir namens Lyceum am Hafen von Fontvielle ankamen. Für wie dumm hielt Spade
sie eigentlich? Oh, klar, er zählte darauf, dass sie das Schiff
zu den richtigen Koordinaten im Meer steuerte. Darum hatte er ihr auch gleich
zwei Vampire an die Seite gestellt.
»Du
riechst wütend«, stellte Bootleg in munterem Tonfall fest.
»Für wie
blöd hält der mich eigentlich?«, sagte Denise, diesmal laut. »Ja, klar, ich bin
ja hier geradezu unverzichtbar. Bloß weiß
ich nicht mal, wie man ein Boot steuert!«
Lyceum
konnte sich das Lachen kaum verkneifen. »Ich weiß ja nicht, was die anderen
vorhaben, cherie, aber wenn Spade es mir nicht
erzählt hat, muss es etwas Gefährliches sein. Du hast doch wohl nicht geglaubt,
dass er dich mitnehmen würde? Du bist ein Mensch.«
So wie der
Vampir das sagte, hörte es sich an wie Dummkopf. Denise
ballte die Fäuste. Das Überlegenheitsgetue, das Vampire gegenüber Sterblichen
an den Tag legten, war gleichermaßen übertrieben wie nervig.
»Mensch
sein heißt nicht unbedingt schwach sein«, stieß sie hervor. »Und man lässt ja
wohl nicht seine einzige Zeugin zurück, wenn man auf Tätersuche geht.«
»Doch,
wenn die Suche gefährlich ist«, antwortete Bootleg achselzuckend. »In deinem
Fall gilt das sogar erst recht.«
Denise sah
ihn neugierig und wütend an. Glaubte man, sie als weibliche Sterbliche wäre
besonders hilflos, oder hatte Spade Bootleg verraten, was sie im Blut hatte?
»Warum in meinem Fall?«
»Wegen
Giselda«, erklärte Bootleg.
»Wie
wahr«, pflichtete Lyceum ihm bei.
Denise
verstand nur Bahnhof. »Wer oder was ist Giselda?«
Die beiden
Vampire tauschten einen Blick aus, der Denise erstarren ließ. »Denkt gar nicht
dran, mir irgendwas zu verheimlichen, sonst... sonst sage ich Spade, dass ihr
mich habt entwischen lassen«, improvisierte sie. »Und ich überfallen worden
bin«, fügte sie der Vollständigkeit halber noch hinzu.
Woraufhin
die beiden sofort »Mon dieu!« und »Das ist nicht fair!« riefen.
»Doch, ich
bin schließlich eine verrückte Menschenfrau und daher zu allem fähig, wie ihr
ja wisst«, warnte Denise die beiden, weil inzwischen all ihre inneren
Alarmglocken schrillten.
Lyceum
warf Bootleg einen bösen Blick zu. »Du hast die Rede darauf gebracht. Also
sagst du es ihr.«
Bootleg
stieß eine Art Seufzer aus. »Giselda war Spades Geliebte während der
Napoleonischen Kriege. Er wollte sie heiraten, aber
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