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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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und verwandelt sich selbst in einen
Werwolf. Lady, verschwinden Sie hier! Gehen Sie nach Osten. So weit weg wie
möglich von … Gehen Sie nicht nach Port Radium, vielleicht schaffen Sie es
dann. Und sehen Sie jetzt nicht hin!«
    »Was?«
    Er zog eine Pistole aus der Tasche, schwenkte sie zitternd herum.
Chey zuckte zurück in dem Glauben, er wolle sie töten. Stattdessen schob er
sich die Mündung in den Mund und drückte ab.
    »Mein Gott!«, kreischte sie, aber
ihr Schrei ging im Donnern des Schusses unter. Sie fiel rückwärts ins
Wasser und fing den Sturz mit den Händen ab.

49   Sie
zwang sich, Frank Pickersgills Leichnam zu betrachten. Er sah schrecklich aus.
Dann stemmte sie sich in die Höhe und stolperte durch das Bachbett von ihm
fort.
    Zwang sich zur Umkehr.
    Sie hatte ihre Wahl getroffen. Als sie aus dem Turm gesprungen war,
hatte sie auch die Wölfin freigelassen – das war ihr klar gewesen. Niemand
wusste besser als sie, wozu das Geschöpf fähig war.
    Bobby, Balfour, die Pickersgills – sie wünschten ihr den Tod.
Ihnen war bewusst, wozu sie geworden war, und
sie handelten dementsprechend. Sie musste das Gleiche tun.
    Sie musste wie eine Kämpferin denken. Musste sich dem Überlebenskampf stellen, was auch immer geschah.
Falls sie lange genug durchhalten wollte, um Powell zu finden und ihm alles zu
erklären, war einiges zu bewältigen. Aufgaben, an denen sie wachsen und die sie
erfüllen musste.
    Es gelang ihr, das weniger steile andere Ufer hinaufzuklettern. Sie rollte sich auf die abgestorbenen
Blätter und den Schlamm, rang nach Luft und dachte an rein gar nichts.
Dann stieg sie wieder hinunter zu dem Leichnam.
    Die Jacke des Toten war an einigen Stellen blutverschmiert. Chey zog
sie ihm trotzdem von den Armen und kroch hinein. Er war ein Riese von Mann
gewesen, und sie war eine normal große Frau. Die Jacke schlotterte ihr am
Körper, hing ihr von den Armen und reichte ihr bis über die Knie. Aber sie hielt
warm. Chey schauderte, behielt sie jedoch an. So war es immer noch besser, als
nackt durch die Wildnis rennen zu müssen.
    Sie durchstöberte die Tasche. Es kam ihr wie eine Schändung vor. Wie
das reine Böse.
    Nein.
    Es war klug, so zu handeln.
    Ihr Gewissen verhielt sich eher
ruhig, während sie die Sachen durchsuchte. Sie fand eine Packung Ketchupchips,
die sie mit einer Hand aß, während sie mit der anderen weitersuchte. Da war
eine kleine Flasche Bourbon, die sie für spätere Gelegenheiten zur Seite legte.
Obwohl, den Alkohol eines Toten zu trinken, reichte sicherlich aus, um den Zorn
Gottes auf sich herabzubeschwören. Sie entdeckte eine Schachtel mit
Silberschrotpatronen, nahm vorsichtig eine Patrone heraus und hielt sie in der
Hand. Sie zog das rote Papier ab und fingerte ein Kügelchen heraus. Es war
völlig glatt, fühlte sich aber wie ein Glaskrümel an, als sie es zwischen zwei
Fingern hin und her rollte. Blut quoll zwischen den Linien ihrer Fingerspitzen
auf, und sie warf das Kügelchen in die Tasche zurück.
    Dann tastete sie ihre Schulter ab, verdrehte den Kopf und versuchte
einen Blick darauf zu erhaschen. Kratzer waren zu sehen, hässliche rote
Striemen, die entzündet aussahen. Die konnten nur von Silber verursacht worden
sein – also hatte Frank Pickersgill zuerst auf sie geschossen, bevor sie
ihn angegriffen hatte. Er hatte das erste Blut vergossen.
    Das half, zumindest ein klein wenig.
    In der Tasche steckte eine Karte. Eine exakte Karte mit Höhenlinien
und Holzfällerstraßen, die mit feiner grauer Tinte eingetragen waren. Chey
entdeckte den Feuerturm. Powells Hütte war nicht eingezeichnet, aber sie fand
den winzigen See, an dem Bobby mit dem Hubschrauber gelandet war. Sie hatte
nicht die geringste Ahnung, wo sie sich befand – sie saß an einem Bach,
aber davon zeigte die Karte Hunderte. Sie konnte überall sein. Dann suchte sie
nach Port Radium, was auch immer das sein
mochte, und fand den Namen vermerkt.
    Frank Pickersgill hatte gesagt, sie solle sich von Port Radium
fernhalten. Das schien Bobbys Ziel zu sein. Und Bobby würde Powell folgen. Wenn
sie alles zu einem Ende bringen wollte, musste sie also nach Port Radium. Wenn
sie überleben wollte.
    Der Ort lag an der Ostküste des Großen Bärensees, einer
Wasserfläche, die sich so ausdehnte, dass sie die ganze linke Seite der Karte
bedeckte. Etwas an dem Standort erschien ihr seltsam. Chey studierte ihn,
drehte die Karte um und fragte sich, warum er ihr so vertraut vorkam. Diesen
Teil der Welt kannte

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