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Frostengel

Frostengel

Titel: Frostengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamina Berger
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Tasche nahm und die Küche verließ. Was war denn mit der los? Sonst war ihr Kochen zu aufwendig. Sie sagte immer, wir würden ohnehin alle auswärts zu Mittag essen, da reichte am Abend auch ein belegtes Brot.
    Corinna kam in ihrem Schlafshirt in die Küche. Mit ihren verstrubbelten Haaren sah sie zum Knuddeln aus, aber ich hatte ihre Eskapaden vom Vortag noch nicht verziehen, also wünschte ich ihr nicht mal einen guten Morgen.
    Sie ging zum Schrank hinüber. Ihre nackten Füße hinterließen klatschende Geräusche auf dem PVC. Nachdem sie sich Kaffee eingeschenkt hatte, blickte sie mich an. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Hast du Mama was erzählt?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    Meine Schwester biss sich auf die Lippen. »Wirst du es noch tun?«
    Ich antwortete nicht gleich. Dann schüttelte ich wieder den Kopf. Was würde es ändern, wenn Mutter Bescheid wüsste? Sie glaubte Corinna doch sowieso alles, was sie ihr auftischte. Und ich wäre wieder mal die Petze.
    Corinna zauberte ein strahlendes Lächeln in ihr Gesicht. »Danke! Danke!« Sie umarmte mich ungestüm.
    »Freu dich nicht zu früh! Das wird trotzdem ein Nachspiel haben«, brummte ich. Aber ich wusste, dass ich ihr nicht länger richtig böse sein konnte.
    Ich nahm mir zwei Äpfel aus der Schale und verstaute sie in meinem Rucksack. Dann stellte ich Corinnas und meine Tasse in den Geschirrspüler und rief meiner Schwester zu, sie solle sich beeilen.
    Ich stand bestimmt schon fünf Minuten in Jacke, Stiefeln, Schal und Handschuhen im Flur und hatte bereits das Gefühl, einen Hitzschlag zu bekommen, wenn ich nicht gleich ins Freie kam, als Corinna mit wehenden Haaren aus ihrem Zimmer anflitzte. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, ließ sie offen und nahm ihren Mantel vom Haken in die Hand.
    »Fertig!«, rief sie und war noch vor mir draußen auf der Straße.
    Bei der Bushaltestelle standen etliche Schüler. Bestimmt würde der Bus rappelvoll sein und ich hasste nichts mehr als Menschenaufläufe, die einem nicht mal Luft zum Atmen ließen. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass ich auch noch zu Fuß pünktlich in der Schule sein konnte, wenn ich mich beeilte. Da fiel mir ein, dass ich, wenn ich Glück hatte, den Fahrer erwischen würde, der Samstagabend Dienst gehabt hatte.
    Im Bus schlängelte sich Corinna nach hinten zu ihren Freunden, die ihr einen Platz freigehalten hatten. Ich stellte mich gleich zur Fahrertür, neben Harald, den Busfahrer, der letzten Samstag Dienst gehabt haben musste. Wie um alles in der Welt sollte ich ein Gespräch mit ihm anfangen? Vor allem würde er vielleicht denken, ich wolle ihn anquatschen.
    Aber dann gab ich mir einen Ruck. Ich hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich würde über meinen Schatten springen oder ich würde mich damit abfinden müssen, dass ich nie erfahren würde, ob Julia in dem Bus gesessen hatte. »Sie sind doch auch am Samstagabend gefahren, oder?«, fragte ich.
    Harald musterte mich mit einem Blick, der mir unangenehm war. Ich war froh, dass die dicke Jacke meinen Körper vor ihm verbarg. Dann sagte er: »Jep!«
    »Ist Ihnen meine Freundin Julia aufgefallen? Langes blondes Haar, etwa die gleiche Statur wie ich?« Ich holte Julias Foto aus meiner Geldbörse, doch er warf nur einen ganz kurzen Blick darauf.
    »Mit der hab ich dich schon öfter gesehen.« Es klang wie eine Frage, war aber wohl eine Feststellung.
    »Wahrscheinlich.«
    »Nee, also wenn das die ist, mit der du öfter unterwegs bist, dann ist sie bei mir nicht eingestiegen. Wann soll das gewesen sein?«
    Ich überlegte. Leon hatte gesagt, er sei um zehn gegangen, während Julia noch geblieben war. Das deckte sich auch mit den Aussagen der anderen, die ich im Grätzel befragt hatte. Also sagte ich: »Die genaue Uhrzeit weiß ich nicht, aber es müsste nach zehn gewesen sein.«
    Ich dachte, er würde mir gar nicht mehr antworten, aber er musste sich wahrscheinlich auf den Verkehr konzentrieren oder er dachte nach. Harald kurbelte am Lenkrad, um in die nächste Busstation einzufahren. Dann drückte er zwei Tasten und die Türen öffneten sich. Gewissenhaft blickte er in den Rück- und in den Seitenspiegel, bevor er die Türen wieder schloss und die Fahrt fortsetzte. Erst jetzt antwortete er mir. »Nein, die letzte Tour ist um Viertel vor zwei. Nach zwölf waren kaum mehr Leute drin.« Er grinste. »Glaub mir, ich erinnere mich an jedes hübsche Mädchen, deine Freundin war mit Sicherheit nicht dabei.«
    Ich

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