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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Gebäude für Englisch und Geschichte und das naturwissenschaftlich-mathematische Gebäude. Inari und Sergei eilten auf das naturwissenschaftlich-mathematische Gebäude zu. Also wollten sie mich doch ins Akademiegefängnis bringen. Die beiden Männer traten durch die Türen, und dann ging es runter, runter und immer tiefer nach unten, durch eine Serie von verschlossenen Türen und an anderen Sicherheitsmaßnahmen vorbei, bis wir schließlich das unterste Stockwerk tief unter der Erde erreichten.
    Endlich stellten die Männer mich wieder auf die Füße. Ich entwand mich ihrem Griff und rieb mir die Oberarme, wo ihre Hände mich umklammert hatten. Wir standen in einem dämmrigen Flur vor einer Tür, die aus demselben grauen Stein bestand wie der Rest des Gebäudes. Eisengitter zogen sich über die Tür, und in die Oberfläche waren zwei Sphinxe eingemeißelt. Wieder starrten die Sphinxe auf ihre Füße, statt die Köpfe zu drehen und mich anzusehen.
    Ich hätte nie gedacht, dass ich die unheimlichen Blicke all der Statuen und Reliefs einmal vermissen würde, aber langsam geschah genau das. Irgendwie war ihr wachsames Starren zu einem Teil meines Alltags geworden. Jetzt traf mich ihre Abwesenheit, besonders da es sich anfühlte, als könnten sie es einfach nicht mehr ertragen, mich anzusehen. Vielleicht hassten die Statuen mich ja auch, genau wie alle anderen. Bitterkeit stieg in mir auf und brannte wie Säure in meiner Brust.
    Sergei zog einen Schlüssel aus einer der Taschen seiner Robe, während Inari mich im Blick behielt. O bitte. Als hätte ich auch nur die leiseste Chance, ihnen zu entkommen. Sergei trat vor, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Obwohl ich genau wusste, dass es kommen würde, sorgte das laute Quietschen der Angeln dafür, dass ich das Gesicht verzog. Sergei öffnete die schwere Tür und bedeutete mir, in den Raum dahinter zu treten. Als hätte ich eine andere Wahl.
    Ich ging an ihm vorbei, trat in den Türrahmen und starrte in das Gefängnis. Der große, runde Raum wurde von einer Kuppel überspannt, genau wie die Bibliothek der Altertümer. Ringsum erhoben sich drei Stockwerke mit Glaszellen, während in die Decke eine Hand gemeißelt war, die eine austarierte Waage hielt – dasselbe Symbol, das auch in den Kragen der Protektorats-Roben eingestickt war.
    In der Mitte des Raums, direkt unter der Hand mit der Waage, stand ein steinerner Tisch mit ein paar Stühlen. Dort hatte Preston Ashton gesessen, wann immer ich meine psychometrische Magie eingesetzt hatte, um in seinen Geist zu sehen. Ich hatte mich durch seine Erinnerungen gegraben und Metis und den anderen verraten, was Prestons Schnitterfreunde planten. Noch ein Punkt, in dem ich versagt hatte, da ich jetzt diejenige war, die in diesem Gefängnis saß.
    Ich hörte ein Rascheln und sah zu dem Schreibtisch neben der Tür. Keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, aber irgendwie war Raven schneller hier angekommen als wir. Sie saß an ihrem üblichen Platz am Schreibtisch und blätterte durch eines der Hochglanzmagazine, die sie scheinbar ständig las. Raven war eine alte Frau, sogar noch älter als meine Grandma Frost. Ihr Haar war schneeweiß, und die langen, wehenden Kleider, die sie immer trug, passten dazu. Falten durchzogen Ravens Gesicht und wirkten so tief und dunkel wie die schwarze Farbe, die Football-Spieler sich ins Gesicht schmierten. Auch auf den Armen und Händen hatte sie Falten und braune Leberflecken, im Wechsel mit alten, verblassten Narben.
    Raven saß zurückgelehnt auf ihrem Stuhl und hatte die schwarzen Kampfstiefel auf den Tisch gelegt. Für einen Moment suchten ihre schwarzen Augen meine, bevor sie sich wieder dem Magazin zuwandte. Im Akademiegefängnis Wache schieben war einer von vielen Jobs, die Raven in Mythos erledigte. Immerhin hatte sie mich überhaupt angesehen, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Das sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte, wenn schon alle Statuen mich ignorierten.
    »Los«, sagte Sergei. »Setz dich.«
    Ich trat in den Raum, während der Krieger mir folgte. Ich hielt auf meinen üblichen Stuhl zu, aber Sergei berührte meinen Arm.
    »Nicht auf dieser Seite«, sagte er. »Du musst dich auf die andere Seite setzen.«
    Dort hatte Preston gesessen und wahrscheinlich alle zu befragenden Gefangenen vor ihm. Ein kleiner Teil von mir hatte immer noch gehofft, dass diese ganze Sache nur ein riesiges Missverständnis war, das irgendwie aufgeklärt werden konnte. Doch diese Hoffnung

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