Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
Verbindung zueinander, aber das hatte ich nicht erwartet.
In meiner Hand kniff Vic das Auge zu einem dünnen Schlitz zusammen, während er auf den Welpen hinabstarrte.
»Toll«, murmelte das Schwert. »Einfach toll. Jetzt haben wir noch einen davon.«
»Halt den Mund, Vic.« Ich legte das Schwert ab und ging zurück zu dem Welpen.
Der Wolfswelpe hatte einen flauschigen, aschegrauen Pelz und sah aus, als würde er vielleicht ein Kilo wiegen. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, streckte ich zögernd die Hand aus. Ich wusste nicht, ob er mich riechen konnte, ob er irgendeine Ahnung hatte, wer ich war oder was mit seiner Mom passiert war, aber der Welpe schob sofort den Kopf unter meine Hand und leckte mir die Finger. Die verschiedensten Gefühle blitzten in meinem Kopf auf. Der Welpe war verwirrt, hatte Angst und Hunger.
Es waren die schönsten Gefühle, die ich je gespürt hatte.
Diese reinen Empfindungen zerschlugen die kalte, harte Schale, die seit Notts Tod mein Herz umgab. Ein Lächeln glitt über mein Gesicht, und Tränen rannen mir über die Wangen. Ich wickelte den Welpen wieder in die Decke, dann tastete ich nach meinem Handy. Ich war zu aufgeregt, um zu simsen, also tippte ich die Schnellwahlnummer. Sie hob beim zweiten Klingeln ab.
»Grandma!«, schrie ich. »Du wirst nie erraten, was passiert ist!«
»Süße?«, fragte Grandma Frost. »Geht es dir gut? Was ist los?«
Ich wollte ihr gerade antworten, da öffnete der Wolfswelpe für den Bruchteil einer Sekunde, für einen winzigen Moment die Augen. Was ich sah, nahm mir den Atem und sorgte dafür, dass ich mich fragte, ob ich träumte. Das Telefon rutschte mir aus den Fingern und fiel mit einem Knall zu Boden.
»Gwen? Gwen!« Grandmas Stimme drang aus dem Hörer, aber ich achtete überhaupt nicht darauf.
Stattdessen sah ich den Wolf an. Und wieder öffnete der Welpe für einen winzigen Moment die Augen. Ich hatte mich vorhin nicht geirrt, und ich bildete mir auch nichts ein.
Die Augen des Wolfes hatten dieselbe Farbe wie Vics einzelnes Auge – die sanfte Färbung der Dämmerung.
»Ein Fenriswolfwelpe«, sagte Professor Metis eine Stunde später verwundert. »Ich habe noch nie zuvor einen gesehen.«
Metis stand in meinem Zimmer, zusammen mit Trainer Ajax, und wir alle drei starrten auf den Wolf hinunter. Metis hatte einen Karton mitgebracht, den ich mit Decken ausgepolstert hatte. Die Professorin hatte mich den Welpen mithilfe einer Milchflasche füttern lassen und jetzt schlief der kleine Wolf – ein Mädchen. Ich streckte die Hand aus, um die winzigen Ohren des Wölfchens zu streicheln, und die Zufriedenheit des Welpen erfüllte mich.
»Glauben Sie, das ist der Grund, warum Nott hergekommen ist?«, fragte ich. »Damit ich mich um sie kümmern kann? Glauben Sie, sie wusste, dass sie sterben würde?«
Ajax zuckte mit den breiten Schultern. »Die Welt und die Götter funktionieren nach mysteriösen Regeln, Gwen. Aber Nott hat etwas von sich selbst hinterlassen, und wir werden uns gut darum kümmern. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Hmpf«, knurrte Vic missbilligend von seinem Platz an der Wand. »Wenn ihr mich fragt, wird es nur eine Menge Ärger machen und überall Haare verteilen.«
Ich starrte Vic böse an und wollte ihm gerade wieder sagen, er solle den Mund halten, als mir auffiel, dass das Gesicht des Schwertes ganz weich wirkte und in seinem Auge eine Träne glitzerte.
»Doch ich muss zugeben, das kleine Vieh ist ziemlich süß. Zumindest für etwas, das Pelz trägt«, murmelte Vic.
Er schnüffelte ein paarmal, und ich hatte den Eindruck, dass er nach oben gegriffen und sich die Träne aus dem Auge gewischt hätte, hätte er, na ja, tatsächlich eine Hand besessen, um das zu tun. Also nahm ich ein Taschentuch aus dem Spender auf meinem Schreibtisch und wischte damit vorsichtig über das Auge des Schwertes.
Vic lächelte mich an, dann richteten wir beide unsere Aufmerksamkeit wieder auf den Wolfswelpen.
»Wie willst du sie nennen?«, fragte Metis.
Ich dachte kurz darüber nach. »Nyx.«
»Nach der griechischen Göttin der Nacht?«, fragte Ajax.
Ich nickte. »Ja, weil sie aus der Dunkelheit gekommen ist, genau wie Nott.«
In ihrer Kiste bewegte sich die junge Wölfin leicht, als hätte sie den Namen ihrer Mom gehört, obwohl Metis mir erklärt hatte, dass sie zumindest für die nächsten Tage noch blind und taub sein würde.
Ich streichelte trotzdem weiter ihre winzigen, seidigen Ohren, genau wie Nott es sich
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