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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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ist los?«, murmelte Vic, während sein halber Mund sich zu einem weiten Gähnen öffnete.
    »Ich glaube, da draußen ist etwas«, murmelte ich.
    Das Schwert blinzelte mit seinem einzelnen Auge, das in der Dunkelheit des Zimmers leuchtete wie ein purpurner Mond. »Du glaubst? Du weißt es nicht? Gypsy, wie oft habe ich es dir schon gesagt? Weck mich nur auf, wenn es Schwierigkeiten gibt – oder Schnitter herumlungern, die ich töten kann.«
    Damit schloss Vic das Auge, um wieder einzuschlafen. Ich schenkte dem Schwert einen bösen Blick und war in Versuchung, es wachzurütteln, aber ich hatte inzwischen gelernt, dass man Vic einfach keine Manieren beibringen konnte. Er mochte ja überwiegend ein unbelebter Gegenstand sein, aber er hatte definitiv seinen eigenen Willen.
    Ich stellte sicher, dass das Schwert gut in meiner Hand lag, dann zog ich den Vorhang zur Seite und spähte nach draußen.
    Ich sah überhaupt nichts – gar nichts.
    Nein, das stimmte so nicht. Ich sah nichts Verdächtiges. Das Fenster blickte auf den Garten hinaus, wo ein großer Ahornbaum stand, dessen Äste mein Fenster berührten. Als Kind war ich immer aus dem Fenster geklettert, hatte mich in den Baum gesetzt und dort meine Comics gelesen. Ich hatte meine Mom damit fast zu Tode erschreckt. Grandma ebenso. Sie hatten beide geglaubt, ich würde ausrutschen, fallen und mir den Hals brechen, aber das war nie passiert. Im Klettern war ich sogar ziemlich gut. Dank meiner Gypsygabe hatte ich die Äste immer darauf kontrollieren können, welche stark genug waren, mein Gewicht zu halten, und welche brechen konnten.
    Doch im Moment schwankten die Äste, als hätte sie gerade ein Windstoß von der Stärke eines Tornados getroffen. Seltsam. Sonst bewegte sich nichts, und auch die Büsche im Garten wiegten sich nicht im Wind. Doch der Baum sah aus, als wäre plötzlich ein ganzer Vogelschwarm gleichzeitig aus seiner Krone gestartet.
    Vielleicht war es der Gedanke an Vögel, aber ich sah gerade noch rechtzeitig auf, um einen Schatten zu entdecken, der träge am Himmel schwebte – fast, als würde er über dem Haus kreisen.
    Plötzlich dachte ich an all die Schnitzereien und Bilder von Schwarzen Rocks, die ich gesehen hatte, als ich die Karte des Schnittermädchens berührt hatte. War es möglich, dass sie einen Rock geschickt hatte, um mir hinterherzuspionieren? Um in mein Fenster zu spähen? Vielleicht sogar, um das Glas zu zerpicken, sich die Karte zu schnappen, die sie hatte fallen lassen, und mich zu töten? Mir lief ein Schauder den Rücken hinunter, und ich packte Vic fester.
    Ich spähte in die Nacht. Mein Blick glitt nach rechts und links, nach oben und unten, auf der Suche nach einem Rock, einem Nemeischen Pirscher oder irgendeinem anderen mythologischen Monster, das vielleicht in den Wolken über oder den Schatten unter mir lauerte. Doch ich konnte nichts entdecken. Es war nicht allzu spät, aber Frost hatte die Landschaft bereits mit kalten, silbrigen Scherben überzogen. Der Anblick wäre hübsch gewesen, hätte ich nicht genau gewusst, wie viel sich in den Schatten verstecken konnte …
    Und wieder erklang das Knurren.
    Ich erstarrte und wartete darauf, dass das Geräusch abbrach wie beim letzten Mal. Doch diesmal ging es weiter und weiter wie ein Auto, das im Leerlauf an der Straße steht. Also konzentrierte ich mich, um diesmal wirklich zu lauschen, statt mich einschüchtern zu lassen. Da ging mir auf, dass es kein Nemeischer Pirscher war, wie ich gefürchtet hatte. Dann wäre das Knurren eher ein zischendes Jaulen gewesen. Nein, dieses Knurren klang eher nach einem … Hund. Einem sehr großen, sehr wütenden Hund.
    Ein Schatten löste sich von der Garage hinter dem Haus, glitt in die Büsche und verschwand durch eine Lücke im Lattenzaun. Dahinter öffnete sich der Garten zu einem Hügel, der mit Dornsträuchern und Brombeerbüschen bewachsen war, aber mein Blick saugte sich an diesem einen Schatten fest, um herauszufinden, was genau es war.
    Etwas mit vier Beinen und einem Schwanz glitt in das Gebüsch und verschwand aus meinem Blickfeld. Es hätte ein streunender Hund sein können – oder ein Fenriswolf.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich einem verletzten Fenriswolf geholfen. Seitdem schien er in mir fast eine Freundin zu sehen. Aber ich hatte den Wolf nicht mehr gesehen, seit wir das Powder Skiresort verlassen hatten. Metis und die anderen Professoren hatten nach ihm gesucht, aber der Wolf war in die umgebenden Berge entkommen.

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