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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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ihren gebogenen Schnäbeln und den scharfen Krallen nach jemandem zu schlagen.
    Während ich auf die Seite starrte, verschwamm und zerfloss das Foto, als wäre die Tinte immer noch feucht und leicht zu verschmieren. Ich seufzte. Nicht schon wieder. Die Statuen waren so schon unheimlich genug – ich konnte es wirklich nicht brauchen, dass meine Psychometrie sich einschaltete und sie noch lebensechter und beängstigender machte, als sie sowieso schon waren. Aber genau das geschah. Etwas in meiner Gypsygabe spielte verrückt und ließ mich Dinge sehen, die nicht wirklich da waren. Ich wusste nicht genau, warum.
    Obwohl ich wusste, was passieren würde, konnte ich nicht anders, als zu starren, als die Greifen im Foto anfingen sich zu bewegen, einen Buckel machten und sich streckten, als wären sie zwei Katzen, die aus einem langen Winterschlaf erwachten. Sie bogen ihre Körper hierhin und dorthin, ihre Löwenschwänze schlugen von rechts nach links, ihre Krallen schoben sich heraus und verschwanden wieder, Schnäbel öffneten sich und klappten mit lautem Klicken wieder zu. Dann drehten die Kreaturen den Kopf in meine Richtung, und ihre schmalen, lidlosen Augen starrten mich aus dem Foto heraus an. Die Greifen kamen auf mich zu, als wäre ich ihre auserwählte Beute …
    Ich schüttelte den Kopf. Die Greifen verfielen wieder in ihre ursprüngliche Position, und das Foto normalisierte sich. Vorsichtig lehnte ich mich zurück, den Blick vom Buch abgewandt. Gruselig.
    »Wie alle Statuen auf dem Campus sind die Greifen Wächter«, fuhr Metis mit ihrem Vortrag fort. »Das ist, was sie symbolisieren – Schutz, Hingabe, Aufopferung für ein höheres Ziel.«
    »Sie meinen, wie die Sphinxe, die am Haupttor sitzen?«, fragte eine Amazone am anderen Ende des Raums. »Diejenigen, die angeblich aus ihren Steinhüllen ausbrechen und angreifen, wenn ein Schnitter versucht, sich auf den Campus zu schleichen? Das ist doch, was passieren soll, richtig?«
    Metis nickte. »Genau. Alle Statuen, die Greifen und Sphinxe eingeschlossen, sind mit Magie und Schutzzaubern erfüllt, um den Campus zu bewachen und Schnitter fernzuhalten. Selbst wenn die Schnitter die äußeren Verteidigungslinien irgendwie überwinden sollten, würden die Statuen trotzdem einen Alarm auslösen, eine Sirene, die alle auf dem Campus warnt.«
    Mir fiel auf, dass die Professorin die eigentliche Frage des Mädchens, ob die Sphinxe wirklich zum Leben erwachen und die Schnitter in Stücke reißen würden, nicht beantwortet hatte. Nachdem ich gesehen hatte, was die Schnitter im Kolosseum angerichtet hatten, hoffte ich, dass tatsächlich genau das passieren würde. Ich verbrachte zu viel Zeit mit Vic – langsam wurde ich genauso blutrünstig wie das Schwert.
    »Nun ist natürlich nichts absolut sicher, aber ich möchte, dass ihr alle wisst, dass ihr auf dem Campus so sicher seid wie nur möglich«, erklärte Metis. »Deswegen wollte ich heute über die Statuen reden und auch erwähnen, dass alle Angestellten der Akademie sich der Aufgabe verschrieben haben, euch zu schützen – und jetzt, nach der Tragödie im Kolosseum, umso mehr.«
    Wieder sah Metis einen Schüler nach dem anderen an, bevor ihr Blick den meinen suchte. Ich wollte der Professorin glauben – das wollte ich wirklich –, aber nachdem ich gestern gesehen hatte, wozu die Schnitter fähig waren, wusste ich, dass niemand von uns sicher war, nicht mal hinter den Steinmauern der Akademie.
    »Jetzt zu eurem nächsten Aufsatz.«
    Alle stöhnten, aber Metis ignorierte es.
    »Ich möchte, dass ihr euch für den nächsten Aufsatz eine Statue aussucht, alles darüber recherchiert und einen Bericht über ihre Geschichte und alles andere schreibt«, sagte sie. »Ich erwarte mehrere Quellen und eine vollständige Bibliographie. Echte Bücher aus der Bibliothek, Leute, und nicht irgendwelche pseudomythologischen Zitate, die ihr auf der Akademie-Profilseite von Freunden gefunden habt.«
    Wieder stöhnten einige, aber dann schlug der Gong und übertönte das unzufriedene Gemurmel. Die anderen Schüler standen auf und packten ihre Sachen zusammen, aber ich blieb sitzen, den Blick wieder auf mein Mythengeschichtsbuch und das Foto darin gerichtet.
    Die Greifen, entschied ich. Ich würde meinen Aufsatz über die Greifen schreiben. Es war an der Zeit, dass ich diese seltsame, paranoide Angst überwand, die ich vor ihnen und allen anderen Statuen empfand.
    Außerdem musste ich über etwas schreiben, das mir Angst machte, wenn

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