Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
Kopf. »Nicht viel. Ich habe nur ein paar Gesprächsfetzen aufgefangen, hauptsächlich Sticheleien zwischen Preston und dem Schnittermädchen. Sie hat allerdings etwas von einem Unterschlupf gesagt. Glauben Sie, sie sind noch in der Gegend?«
Nickamedes nickte. »Das ist wahrscheinlich. Es sind erst ein paar Stunden vergangen, also hatten die Schnitter wahrscheinlich noch keine Chance, Preston außer Landes zu schmuggeln, um ihn zu seinen Eltern zu bringen. Wo auch immer die sich verstecken.«
Metis, Nickamedes und Ajax fingen an, sich darüber zu unterhalten, wo die Schnitter Preston versteckt haben konnten und was sie als Nächstes tun würden, um für seine Sicherheit zu sorgen. Oliver und Grandma Frost warfen ab und zu etwas ein.
Vielleicht lag ich falsch, aber ich hatte das Gefühl, dass alles, was bisher geschehen war, genau so gelaufen war, wie die Schnitter es gewollt hatten. Sicher, das Schnittermädchen hatte im Kolosseum die Karte fallen lassen, weshalb wir wussten, dass der Helheim-Dolch irgendwo in der Bibliothek versteckt war, aber sonst hatten wir nichts. Im Kolosseum waren mehrere Schüler getötet worden, ich hatte den Dolch nicht gefunden, und jetzt war auch noch Preston entkommen und konnte wieder Leute terrorisieren. Ich würde sagen: Schnitter 100, Gwen 0.
Und es sah auch nicht so aus, als würde sich dieser Punktestand in nächster Zeit ändern.
Wir schafften es erst nach Einbruch der Dunkelheit, Grandma Frosts Haus halbwegs aufzuräumen und alles so weit wie möglich wieder in Ordnung zu bringen. Metis versuchte mich zu überreden, mit ihr zurück in die Akademie zu fahren, aber ich weigerte mich, weil ich über Nacht bei meiner Grandma bleiben wollte. Grandma rechnete aufgrund ihrer Visionen nicht damit, dass Preston und das Schnittermädchen zurückkehrten, doch ich konnte das Gefühl einfach nicht abschütteln, dass sie noch mal versuchen könnten, ihr wehzutun. Also blieb ich, zusammen mit Nott, die sich immer noch in der Garage versteckte. Metis verkündete, sie wolle ein paar Wachen – die Männer und Frauen in den Schutzanzügen – auf der Straße postieren, um alle Vorgänge im Blick zu behalten.
Mehrere Stunden später kam Grandma in mein Zimmer, um mich zuzudecken. Ich lag auf dem Bett, starrte an die Decke und grübelte.
»Oh, oh«, sagte Grandma, als sie sich auf die Bettkante setzte. »Diesen Blick kenne ich. Was ist los, Süße?«
Ich seufzte. »Da war noch etwas. Etwas, das ich gesehen habe, als ich den toten Mann berührt habe, etwas, das ich den anderen nicht erzählt habe.«
Grandma nickte. »Das habe ich mir schon gedacht, so still wie du warst. Was hast du gesehen, Gwen? Mir kannst du es erzählen. Mir kannst du alles erzählen.«
Ich rollte mich herum, um sie anzusehen. »Als ich im Akademie-Gefängnis mit dem Schnittermädchen gekämpft habe, hatte sie die Chance, mich zu töten – aber sie hat es nicht getan. In der Erinnerung, die ich von ihr gesehen habe, hat sie Preston erklärt, dass sie mich nicht getötet hat, weil die Schnitter irgendeine Art von Plan haben. Was glaubst du, könnte das sein? Denkst du … denkst du, es hat irgendwas mit mir zu tun? Denn ich würde ihnen nie helfen. Niemals. Aber trotzdem haben ihre Worte mir Angst gemacht.«
Grandma Frost streckte den Arm aus und umfasste meine Hand, aber ausnahmsweise beruhigte mich die Wärme ihrer Berührung nicht. »Ich weiß, dass du den Schnittern niemals freiwillig helfen würdest, Süße«, sagte sie. »Niemand kann wissen, was dieses Mädchen gemeint hat. Vielleicht hat sie ja nur vor Preston angegeben.«
»Aber ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist«, beharrte ich. »Ich habe das Gefühl, ich übersehe etwas Offensichtliches. Es ist, als hätte ich alle Teile eines Puzzles, aber sie passen einfach nicht zusammen, egal wie sehr ich es versuche.«
»Ich weiß, Süße. Manchmal geht es mir mit meinen Visionen genauso, besonders wenn ich nur Teile der Zukunft einer Person sehe. Du wirst es herausfinden«, sagte Grandma. »Irgendwann wirst du die Antwort finden. Ich habe Vertrauen in dich, und deine Mom und Nike auch. Vergiss das nie.«
Sie küsste meine Wange, und die vertraute Wärme ihrer Liebe hüllte mich ein. »Und jetzt versuch zu schlafen.« Damit verließ Grandma das Zimmer.
Auch wenn ich nicht damit rechnete, wirklich schlafen zu können, tat ich, worum sie mich gebeten hatte, und rutschte tiefer unter meine Decke. Wahrscheinlich war ich genauso erschöpft wie Nott, denn schon
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