Frozen Time (German Edition)

Titel: Frozen Time (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers

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Wissenschaftlern, die auf jährlichen Kongressen zum Austausch ihrer Forschungsergebnisse zusammenkommen. Vielleichthat Milo ja vor, eines Tages in die Elite der medizinischen Forscher aufzusteigen, zutrauen würde ich es ihm. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, verlangsamt unsere Kapsel ihr Tempo und hält schließlich an.
    FreizeitCenter B-VI-7 steht in großen Buchstaben über dem Eingang des riesigen Gebäudes. Es nimmt in der Länge einen gesamten Straßenzug ein und ist zehn Stockwerke hoch. Umgeben ist es von einer Grünanlage mit hohen Bäumen und zahllosen Beeten, GreenRobs stutzen mit ihren langen Greifarmen die Äste, graben mit ihren Schaufelarmen und zupfen mit den Zangenfingern einzelne verwelkte Blättchen aus den bunten Blüten. Mehrere MowRobs fahren geräuschlos nach einer einprogrammierten Choreografie auf dem leuchtend grünen Gras herum. Es ist still, nur das Plätschern der Brunnen ist zu hören und leise Vogelstimmen. Ein Schmetterlingsschwarm flattert über die Wiese.
    Menschen kann ich nicht entdecken. Ich finde es irritierend, eine solche Freizeitanlage ohne einen einzigen Menschen zu sehen. »Kurz vor Mittag«, sagt Milo zur Erklärung.
    Während wir auf den Eingang des Gebäudes zugehen, ertönt tatsächlich der Dreiklang der Mittagsmelodie, und schon nach wenigen Minuten füllt sich die Grünanlage. In geordneten Zweierreihen kommen zunächst die kleinsten Juniors aus dem PrimarLernCenter, begleitet von ihren Erziehern, die große Decken auf einer Wiese ausbreiten, damit die Kinder dort ihre Mittagsmahlzeit einnehmen können. Die Luft ist plötzlich erfüllt von Kinderstimmen. Kurze Zeit später treffen auch die größeren Juniors aus den JuniorLernCentern ein, die sich ebenfalls ihre Plätze suchen. Die Erzieher verteilen das Essen und die Kinderstimmenverstummen. Ohne zu sprechen, verzehren alle ihre Mahlzeit.
    Sie bieten ein hübsches Bild, finde ich, all diese unterschiedlich großen, blau und weiß gekleideten Juniors, die einvernehmlich essen. Ich betrachte es zusammen mit Milo vom Eingang des Gebäudes aus, wo wir stehen geblieben sind. Das Bild ist mir vertraut, und doch fühlt es sich fremd an, wie eines der Holos in meinem SmartSet. Nur ein Abbild, keine Erinnerung, ich selbst bin kein Teil davon.
    »Bist du sicher, dass ich hier gelebt habe?«, frage ich Milo. »In diesem Block?«
    Er nickt. »Das hat Mitra mir gesagt.«
    »Wollen wir reingehen und auch etwas essen?«, fügt er hinzu.
    Ich zucke die Schultern.
    »Na komm.«
    Durch einen Torbogen betreten wir das FreizeitCenter.
    »Herzlich willkommen und viel Spaß«, begrüßt uns eine muntere Frauenstimme, die uns damit signalisiert, dass die Codes unserer Insignals von den Eingangsscannern erfasst worden sind.
    Die Eingangshalle, deren Glasfronten sich über die gesamte Gebäudehöhe erstrecken, ist bereits voller Menschen, die ebenfalls hier ihre einstündige Mittagspause verbringen. Es sind Juniors, so wie wir, die in diesem Block leben und ihre Ausbildung absolvieren. Ich weiß, dass es so sein muss, denn am Ende ihrer Ausbildungszeit werden sie einen Block näher an das Zentrum ziehen, wo ihnen ein anderes FreizeitCenter zur Verfügung stehen wird. Sie alle scheinen ihr Ziel zu kennen und streben ohne Hast, aber auch ohne zu bummeln darauf zu.
    Meine Augen flackern unruhig hin und her. Obgleich mir alles, was ich sehe, bekannt vorkommt, droht es dennoch, mich zu überwältigen. Nach den ruhigen Wochen im MediCenter ist es fast zu viel für mich, unter so vielen Menschen zu sein.
    »Möchtest du essen, shoppen, spielen, entspannen oder Sport treiben?«, fragt eine Stimme in meinem Ohr.
    »Essen«, antworte ich leise und bin froh, eine Orientierung zu bekommen. Ich sehe, dass Milos Lippen dasselbe Wort formen, also hat sein SmartSet genau wie meines die Navigation übernommen.
    »Bitte komm zum InfoScreen«, sagt die Stimme.
    Wir treten in die Hallenmitte, wo die InfoScreens in einem großen Kreis angeordnet sind. Sobald wir beide vor einem davon stehen, erscheint die Liste mit Speisen, die heute für uns zur Auswahl angeboten werden: Thunfischsteak mit gedünstetem Gemüse, Lachstartar mit Sommersalat oder Fischragout.
    Ich höre Milo leise seufzen. Ob er die gleichen Auswahlmöglichkeiten bekommen hat wie ich? Dann scheint er kein großer Fischfan zu sein.
    Ich entscheide mich für Thunfisch, denn der enthält das nervenstärkende Vitamin Niacin – wieder eine der vielen Informationen, die mein