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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sie auch den alten Bull-Davies überprüft?»
    «Oh, na sicher. John, den Bezirksrat und Friedensrichter. Der örtliche Polizeibeamte krümmt sich auf seiner Türschwelle. Es tut mir unendlich leid, Sie belästigen zu müssen, Sir, aber dieses dumme Mädchen, das Sie freundlicherweise einmal beschäftigt haben   … Es ist nur eine Formalität, Sir, wenn Sie so gütig wären, zu bestätigen, dass Sie dieses Mädchen nie mehr wiedergesehen haben, vielen Dank, Sir, ich entschuldige mich nochmals untertänigst dafür, Sie belästigt zu haben, Sir.»
    Alison warf ihre Haare zurück.
    «Leute wie du, Lol, die bei den Sechzigern nur an Musik und Revolte denken, vergessen immer, dass es damals auf dem Land noch ziemlich primitiv zuging. Man beißt eben nicht in die Hand, die einen füttert.»
    «Und was, glaubst du, ist ihr passiert?»
    «Früher habe ich gedacht, sie hätten ihr einfach Geld gegeben, damit sie ins Ausland verschwindet. Aber inzwischen weiß ich, dass sie so viel Geld gar nicht hatten. Außerdem sind wir hier wie gesagt auf dem Land. Und was macht man auf dem Land, wenn einen etwas stört? Was machst du mit dem Fuchs, der in deinen Hühnerstall einbricht? Was machst du mit den Dachsen, die deineKühe angeblich mit Tuberkulose anstecken, auch wenn sie offiziell unter Artenschutz stehen? Was machst du mit der Frau, die droht, dich vor allen Leuten bloßzustellen?»
    «Hat sie das denn getan?»
    «Ganz bestimmt nicht. Sie hat vermutlich nur um ein paar tausend Pfund gebeten. Vielleicht hat er sich ja Sorgen darüber gemacht, dass sie ihn sein Leben lang anzapfen würde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie an so etwas überhaupt gedacht hat. Sie wollte einfach nur ein bisschen Unterstützung haben.»
    «Lucy hat gesagt, sie war naiv. Unschuldig.»
    «Was es ihm noch leichter gemacht hätte.»
    «Leichter?»
    «Sie loszuwerden. So wie man es auf dem Land immer gemacht hat. Mit Schädlingen.»
    «Das ist   …»
    «Schwierig, aber nicht unmöglich. Außerdem wusste ich schon, dass er es ist, als ich das erste Mal hierherkam.»
    «Mit mir?»
    «Nein, schon vor Jahren. Vor mindestens zehn Jahren. Das Verschwinden meiner Mutter ließ mir keine Ruhe. Also habe ich ein paar Freundinnen zum Zelten hier in der Gegend überredet. Sie wussten natürlich von nichts. Als Großmutter gestorben war   … sie hatte es nicht leicht, weißt du, sie ist mit siebzig noch putzen gegangen, damit ich studieren konnte. Und dann ist sie voller Selbstzweifel und Reue gestorben. Dabei konnte sie überhaupt nichts dafür. Sie war eine Heilige. Ich habe mir sofort einen Job gesucht und gedacht, diese verdammten reichen widerlichen Schweine, sie haben meine Mutter umgebracht, und sie haben meine Großmutter umgebracht, und ich wollte einfach   … ich wollte   …»
    Sie klammerte sich mit beiden Händen an der Sitzfläche ihres Stuhls fest. Er hatte sie noch nie so außer sich gesehen. Dann warf sie wieder das Haar zurück und nahm sich zusammen.
    «Wir waren also zelten, Julie, Donna und ich. Der Sommer war schön, und wir hatten uns Mountainbikes gemietet. Ich hatte die Route auf der Karte eingezeichnet, und als wir bei Upper Hall vorbeikamen, sah ich ihn, den guten alten John Bull-Davies, wie er die Heuernte überwachte. Er saß mit seinem fetten Hintern am Rand der Wiese auf einem Jagdhocker. Das verfluchte Arschloch.»
    «Woher wusstest du denn, dass er es ist?»
    «Das wusste ich nicht. Zuerst jedenfalls. Ich bin allein zu ihm rüber und habe ihn gefragt, wo es nach Canon Pyon geht. Es war heiß. Ich trug Shorts und ein knappes Top und schwitzte unheimlich. Und er sagte, ich sähe ja schrecklich verschwitzt aus und könnte vielleicht was langes Kühles vertragen. Das werde ich nie vergessen. Was langes Kühles. Er hat mich mit den Augen ausgezogen. Muss schon über sechzig gewesen sein, damals. Dann hat er die anderen beiden am Gatter warten sehen. Das war ihm wohl zu viel. Also hat er mir den Weg nach Canon Pyon erklärt.»
    «Du meinst, er hätte es wirklich bei dir versucht, obwohl lauter Leute auf dem Feld gearbeitet haben?»
    «Garantiert. Vermutlich wollte er sogar, dass sie es mitbekommen. Der alte Bull, so potent wie immer. Sie haben jede Frau flachgelegt, die ihnen gefiel. So war das eben. Es war ihr Recht. Droit de Seigneur. Bevor ich zu den Fahrrädern zurückgegangen bin, habe ich ihn mir ganz genau angesehen. Habe mir jede beschissene Einzelheit eingeprägt. Er muss zu seiner Zeit ein gutaussehender Typ

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