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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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verkrampfte sich, richtete sich dann auf, trat langsam aus der Bank und ging zu Stefan. In bedrohlicher Nähe blieb er vor ihm stehen.
    «Und auf was», knurrte er, «stützen Sie Ihre sogenannten Erkenntnisse?»
    Stefan wich nicht zurück. «Er hat Tagebuch geführt, nicht wahr?»
    «Und Sie haben dieses Tagebuch selbstverständlich gelesen.»
    «Sie wissen ganz genau, dass ich es nicht gelesen haben kann, weil Ihre Familie es in einem Banksafe in Hereford aufbewahrt.»
    Erneutes Gemurmel in den Bänken.
    «Und solange Sie nicht bereit sind, dieses Tagebuch herauszugeben, können Sie nicht einmal den Versuch machen, irgendetwas von dem zu widerlegen, was ich gesagt habe. Oder etwa doch?»
    James erwiderte selbstbewusst: «Meines Wissens liegt kein Tagebuch, das in irgendeiner Verbindung mit Ihren frei erfundenenBehauptungen steht, in einem Banksafe, weder in Hereford noch sonst wo.»
    Wie zwei Boxer standen sie sich im Licht des Scheinwerfers gegenüber. Der großgewachsene Bull-Davies in seiner schweren Tweedkleidung ließ Stefan noch bleicher und schwächlicher erscheinen. Jemand sollte den Kampf beenden, dachte Merrily.
    «Also haben Sie es aus dem Safe geholt. Das haben Sie doch, oder nicht?»
    Stefan starrte James in die Augen. Als er weitersprach, klang seine Stimme leise und beschwörend.
    «Bitte sagen Sie uns die Wahrheit, James. Sie wissen, dass Thomas vor seinem Tod eine Beichte ablegte und der Kirche eine enorme Spende hat zukommen lassen, damit er genau hier bestattet wurde. Zwischen dem Altar und dem Apfelgarten, wo sein geliebter Wil begraben lag, in ungeweihter Erde. Ein Mann, der sich lieber das Leben genommen hat, als sich dafür anklagen zu lassen, dass er schwul war. Angeklagt und verraten von demselben verlogenen Mann, seinem treulosen Liebhaber, der   …»
    «Sie mieses Stück Dreck!», brüllte James und stürzte sich auf Stefan. Im gleichen Moment wurde die Kirche in helles Licht getaucht. Einige Frauen schrien, und die Männer sprangen auf.
    Geblendet hielt Merrily die Hände vor die Augen. Zwischen den Fingern hindurch sah sie, wie mehrere Männer zu James und Stefan rannten, die sich auf dem Boden prügelten. Sie lief ebenfalls nach vorn. Annie Howe war vor ihr. Als sie beim Lettner angekommen war, bemühten sich gerade mehrere Polizeibeamte, Bull-Davies und Stefan auseinanderzuzerren, die sich immer weiter mit den Fäusten traktierten. Merrily holte tief Luft und rief: «Im Namen Gottes, hören Sie sofort damit auf!»
    Augenblicklich kehrte Ruhe ein.
    Annie Howe sah sie an und lächelte beifällig. «Danke schön, Mrs.   Watkins.»
    Die zwei Beamten, die Bull-Davies festgehalten hatten, ließen ihn los. Er trat ein paar Schritte zurück und klopfte sich die Jacke ab.
    Der Beamte, der Stefan festhielt, ließ ihn nicht los. Es war Mumford. Annie Howe sagte: «Bernhard Stefan Alderson, ich verhafte Sie wegen Mordes an Richard Coffey. Sie haben das Recht zu schweigen, doch alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden   …»
    Der Rest ging im Tumult unter.
    Merrily schloss die Augen.

48   Danke, lieber Gott
    Atemlos vor Spannung öffnete Jane die Augen und sah auf.
    Voller Hoffnung sah sie auf, doch dann begann sie zu schreien. Die Gestalt, die vor ihr emporragte und den Mond verdeckte, war nicht Colette. Sie war viel zu groß für Colette.
    Erschrocken wich sie zurück, die Flasche fiel ihr aus der Hand, und Cider lief ihr über die Jeans. Ihre Lippen zitterten. Bitte, wollte sie sagen, bitte, ich bin betrunken.
    Die Gestalt blieb reglos stehen. Wenn es jemand von der Polizei gewesen wäre, würde schon längst eine Taschenlampe in ihr Gesicht leuchten. Sie schob sich enger an den Stamm des Apfelbaums, sodass sich ein hervorstehendes Rindenstück schmerzhaft in ihren Hinterkopf bohrte. Spätestens in diesem Augenblick wusste sie mit Sicherheit, dass sie nicht träumte.
    «Jane Watkins.» Die Stimme klang mitleidig. Und männlich. Und bekannt.
    «Oh Gott», sagte Jane. In ihrem Kopf schien dichter Nebel zuherrschen. Sie kannte die Stimme, aber sie wusste nicht mehr, zu wem sie gehörte.
    «Was machst du hier, Jane Watkins?» Wer immer es war, er kannte den Apfelgarten gut genug, um keine Taschenlampe zu brauchen.
    «Das ist nicht gerade gutes Benehmen, würde ich sagen.»
    «Oh Gott!» Jane seufzte auf. «Du bist es.» Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, war sie in Panik über den Marktplatz zu ihm gelaufen, und er hatte ihr gesagt, er werde im Apfelgarten

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