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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Epoche damals. Da sind alle möglichen schrecklichen Sachen passiert.»
    Schreckliche Sachen?
    «Aber er war Pfarrer   … hier in der Kirche?»
    Er antwortete nicht. Er schien ihre Anwesenheit plötzlich vollkommen vergessen zu haben. Er starrte durchs Fenster zum umgebautenHinterhaus. Colette Cassidy lehnte immer noch in der Tür, und ein bärtiger Mann ging auf sie zu. Sein Blick klebte an ihren Beinen.
    «Die Kirche», sagte Jane. «War er hier in der Dorfkirche Pfarrer?»
    «Oh Scheiße.»
    Es war bei diesem Licht schwer zu sagen, aber Jane hatte den Eindruck, dass der Verkäufertyp blass wurde. Dann sah er sie an.
    «Hör mal   … bist du allein hier?»
    «Also   …»
    Ihr wurde unbehaglich zumute, und sie machte einen Schritt zur Tür.
    «Ich meine,   … du bist nicht mit diesem Kerl dort draußen gekommen, oder?»
    «Was?»
    Der bärtige Mann hatte sich jetzt dem Laden zugewandt. Er trug eine Sonnenbrille und starrte herüber. Er wirkte wie ein ganz normaler Tourist, der vielleicht gerade auf seine Frau wartete.
    «Warum denkst du, ich würde ihn kennen? Ich habe ihn noch nie gesehen.»
    Der Verkäufertyp hatte seine Brille wieder aufgesetzt. Er wirkte überhaupt nicht mehr cool   … er zitterte. Er biss sich auf die Lippe.
    «Ja. Gut. Sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun,   …?»
    «Jane.»
    «Jane.» Er wirkte gehetzt. «Jane, könntest du mal kurz auf den Laden aufpassen?»
     
    «Also», sagte Gomer Parry an seiner Zigarette vorbei, «das hier gehört alles Ihnen, Frau Pfarrer.»
    Sie hatte es aufgegeben, die Leute zu korrigieren, die sie mit Frau Pfarrer ansprachen. Man konnte wohl von niemandem verlangen, einen mit Pfarramtsvertreterin anzusprechen.
    Gomer deutete auf eine Wiese. Nicht ganz ein Hektar, schätzte Merrily. Die Fläche erstreckte sich auf dem leicht abfallenden Gelände vom Friedhof bis zum Fluss hinunter.
    «Die letzten paar Jahre», sagte Gomer, «ham wir so Ende Juli hier gemäht und das Heu an die Powells verkauft. Hätten ihn auch selber mähen lassen können, aber wenn ich schon die Geräte hab, warum soll ich ihm dann den Profit überlassen? Außerdem: Bei Gomer Parry Landwirtschaftsdienste wird ordentlich gearbeitet.»
    «Und was berechnen Sie dafür, Gomer?»
    «Tja, wissen Sie», sagte Gomer Parry. «Bin ja raus aus’m Geschäft. Im verflixten Ruhestand. Berechne gar nichts mehr, verstehn Sie?»
    Wie Minnie, mit der er seit vier Jahren verheiratet war, nicht müde wurde zu wiederholen, gab es Gomer Parry Landwirtschaftsdienste nicht mehr. Was nach Merrilys Ansicht viel mit Gomers allgemeiner Niedergeschlagenheit zu tun haben dürfte.
    «Aber die laufenden Kosten», sagte sie. «Die Unterhaltung der Maschinen und Fahrzeuge   …»
    «Ach, tut gut, die alten Dinger ab und zu nochmal anzuwerfen. Is jetzt nur noch ein   …», Gomer brauchte einen Moment, bis er das hässliche Wort aussprechen konnte, «Hobby.»
    Er tat ihr leid. Anscheinend hatte sich Minnie geweigert, ihn zu heiraten, bevor er nicht den Betrieb an seinen Neffen Nev übergeben hatte und nach Ledwardine umgezogen war. Doch wie er immer wieder betonte, war er erst achtundsechzig. Und was bedeutete achtundsechzig schon im Zeitalter der Servolenkung?
    Konnte es wirklich sein, dass Minnie nicht verstanden hatte, dass Landwirtschaftsdienste ein Teil seines Namens war, ein Teil von ihm selbst?
    «Aber wenn Sie mal Zeit haben, können Sie mich ja bei dem alten Burschen erwähnen», sagte Gomer. «Kann ja nix schaden, was?»
    «Alter   … Oh. Natürlich.» Merrily nickte. «Ich bin sicher, dass Er so etwas wahrnimmt.»
    «Nix für ungut, wissen Sie, aber so, wie ich das sehe, arbeit ich besser draußen auf Gottes Erde, statt den Leuten in der Kirche mit meinem erbärmlichen Gesang den Spaß an ihren Liedern zu verderben.»
    «Mmmh», sagte Merrily zweifelnd. «Na ja, darüber können wir uns vielleicht ein anderes Mal ausführlicher unterhalten.»
    «Ich streite nie mit Geistlichen», beendete Gomer das Thema. «So, jetzt zu den Gräben. Hab schon immer zu Hochwürden Hayden gesagt, die Gräben sind in einem saumäßigen Zustand. Nich gereinigt worden, seit ich hier wohne, und das sind im Oktober vier Jahre. Da unten hat sich aller möglicher Mist angesammelt.»
    Gomer führte Merrily auf einem gewundenen Pfad zwischen Gräbern aus dem achtzehnten Jahrhundert bis zum anderen Ende des Friedhofs, wo der Apfelgarten der Powells angrenzte. Der nahezu kreisförmige Friedhof lag auf einer leichten Erhebung, an

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