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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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muss er sich herumschlagen. Außerdem ist er stärker als du.»
    «Danke.»
    «Ich nehme nie ein Blatt vor den Mund.»
    «Wir hatten Gefühle füreinander», sagte Lol. «Ich weiß, dass ich naiv bin, aber man zieht schließlich nicht mit jemandem um, wenn man nicht glaubt, dass die Beziehung eine Zukunft hat.»
    Lucy schüttelte den Kopf über Lols Einfältigkeit. Lol dachte an den Tag, an dem er beim Nachhausekommen Bull-Davies’ Landrover vor dem Cottage hatte stehen sehen, bis unters Dach vollgepackt mit Alisons Sachen. Sie war unheimlich gelassen und pragmatisch gewesen, hatte sich mit ihm an den Küchentisch gesetzt und ihm einfach nur gesagt, dass es aus war. Dann hatte sie ihn zum Abschied auf die Wange geküsst, als ginge sie nur kurz einkaufen.
    «Wenn du sie in dieser schrecklichen Dreikönigsnacht gesehen hättest», sagte Lucy, «dann wärst du jetzt nicht mehr so verdammt verständnisvoll. Wo warst
du
eigentlich in dieser Nacht?»
    «In Oxford. Habe für einen Typen einen Songtext geschrieben.»
    «Eine kaltherzige Frau. Und vollkommen oberflächlich. Reiten, Geländejagden, im schlammverspritzten Landrover rumfahren, die Gutsherrin spielen   …»
    «Das klingt ja, als wäre sie romantisch», sagte Lol. «Das ist sie nicht.»
    «Nein. Sie ist gerissen. Sie manipuliert. Sie setzt ihr gutes Aussehen ein, um ihre Ziele zu erreichen, und nutzt die Midlife-Crisis von Bull-Davies aus. Sie hat ihn an den Eiern, und sie wird ihn nicht mehr aus ihren Fängen lassen. Und wenn du glaubst, ihre vorübergehende Sorge, der kleine Laurence könnte sich was angetanhaben, wäre ein Zeichen dafür, dass sie zurückkommt, wenn sie von Bull-Davies genug hat, bist du noch dümmer, als ich geglaubt habe.»
    «Danke.»
    «Ich sage alles geradeheraus, Laurence. Du warst nur das Sprungbrett auf ihrem Weg ins Gutshaus. Der arme James.»
    «Der arme James?» Lol setzte sich auf den Stuhl hinter dem Verkaufstresen. «Ihm
gehört
schließlich das Gutshaus mitsamt dem Hügel, auf dem es steht. Und jetzt ist auch noch Alison bei ihm. Wirklich, der arme James.»
    «Tut mir leid. Ich kannte eben seinen Vater. Beziehungsweise Patricia Young, die vermutlich auch eine Alison für ihn war.»
    «Familientradition, was?»
    «So war es in den meisten alten Gutsherrenfamilien. Ich habe zwar gesagt, sie war eine Alison des alten Bull-Davies, aber sie war ganz anders als deine Alison. Patricia war fröhlich und gescheit, wenn auch ein bisschen naiv. Genau wie du. Sie hat als Stallmädchen oben im Gutshaus gearbeitet und nicht gewusst, dass es zu den Aufgaben der Stallmädchen dort gehörte, mit ihrem Herrn ins Heu zu gehen, wenn ihm danach war.»
    Lucy runzelte die Stirn. Sie nahm ein Taschenbuch aus einem Regal und legte es Lol auf den Verkaufstresen.
    «Der alte John Bull-Davies war ein geiler Mistkerl. Hat sich nur für Frauen interessiert und dafür alles andere den Bach runtergehen lassen: Geld, Ländereien, sein Ansehen. Wenn er nicht gestorben wäre, hätte James überhaupt nichts mehr geerbt. Andererseits wäre das vielleicht ganz gut gewesen, denn James scheint beim Militär eine ganz gute Figur gemacht zu haben. Jetzt muss er zusehen, wie er mit dem Erbe zurechtkommt. Und anscheinend ist er seinem Vater ähnlicher, als ich gedacht habe.»
    «Was ist aus dem Stallmädchen geworden?»
    «Ich habe Patricia geraten, von dort wegzugehen, und das hatsie auch getan. Aber ich bin sicher, dass er einen Ersatz für sie gefunden hat – oder zwei oder drei   –, bevor er starb. Wird Zeit, dass diese Familie ausstirbt, würde ich sagen. Upper Hall könnte ja ein Altenheim werden. Und das sagt eine überzeugte Traditionalistin. Nein, ich hoffe, dass Alison ihn dazu bringt, alles zu verkaufen und wegzuziehen. Es ist nicht gut für ihn, hier zu leben, denn James hat so etwas wie ein Gewissen. Aber das ist nicht dein Problem.»
    Lol verstand nicht, was sie meinte. Lucy sah auf ihn herunter und schob ihm das Taschenbuch hin.
    «Ich bin so um halb sechs zurück», sagte sie. «Lies das, wenn keine Kunden da sind. Wenn gar keiner kommt, kriegst du es ganz durch.»
    Lol nahm das Buch.
Thomas Traherne: Ausgewählte Gedichte und Prosa.
    «Das ist der Mann, den du jetzt nötig hast», sagte Lucy. «Statt rumzusitzen und diese Trauermusik zu hören. Das ist nicht gut für dich. Wir haben Frühling. Lass Traherne in dein Leben.»
    Lol hatte von dem Typen schon gehört. Ein Visionär und Dichter des siebzehnten Jahrhunderts. Er war in Hereford geboren und

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