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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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war ein paar Jahre älter als die anderen und arbeitete schon auf dem Bauernhof.Lloyd sah gut aus, fuhr einen hypermodernen weißen amerikanischen Pick-up und wurde von den Mädchen aus der Schule angeschwärmt, hauptsächlich wahrscheinlich, weil er immer so auf Abstand bedacht war.
    «Was liegt an, Dean?»
    «Hier gibt’s keine Probleme, Lloyd.»
    «Alles in Ordnung, Mädels? Nerven euch die Jungs hier?» Wie sein alter Herr war Lloyd ein Gentleman der alten Schule. Was manchmal ziemlich unspannend sein konnte.
    Colette antwortete leichthin: «Wie er gesagt hat, wir haben keine Probleme.» Jane, der immer noch schlecht war, ärgerte sich. Lloyd Powell hätte die Szene beenden können. Sie wollte weg.
    «Sicher?», fragte Lloyd.
    «Ja», sagte Colette. «An dem Tag, an dem ich mich nicht mehr gegen solche Nullnummern wehren kann, trete ich ins Kloster ein.»
    Lloyd zuckte die Schultern und schlenderte zurück zum Marktplatz. Jane begann zu ahnen, dass es noch viele Gelegenheiten geben würde, bei denen sie sich wünschte, Colettes Dreistigkeits-Koeffizient läge nicht so weit über dem Ledwardiner Durchschnitt.
    Trotzdem bemühte sie sich, cool zu bleiben.
    «Und, was ist jetzt mit eurem Feierabend-Club?»
    Colette Cassidy seufzte. Dean Wall grinste. Er war wirklich unheimlich groß und muskulös. Sein Vater hatte am anderen Ende des Dorfes einen Hofladen, und Dean half ihm oft genug, die Kartoffelsäcke zu schleppen.
    «Er meint die Vorhalle der Kirche», sagte Colette.

9   Eine Nacht im Selbstmörder-Obstgarten
    «Arme Merrily.» Wie ein kleiner weißer Terrier folgte Dermot Child ihr aus dem Gemeindesaal. «Soll ich Sie zum
Black Swan
zurückbegleiten?»
    Merrily nahm ihren Mantel vom Haken. «Sie können
mit
mir zum
Black Swan
gehen. Wenn er auf Ihrem Weg liegt.»
    «Also   … ja.» Child hielt ihr die Außentür auf. «Ich denke, ich nehme noch einen Absacker.»
    Merrily suchte nach dem Schlüssel. Sie hatte einen riesigen Schlüsselbund in der Tasche; offenbar war der Pfarrer in diesem Dorf für die Sicherheit sämtlicher öffentlicher Gebäude zuständig. Vielleicht könnte sie wirklich einen Beistand brauchen.
    Aber das würde nicht Mr.   Child sein. Fast wäre er schon zu Dermot geworden, aber jetzt hatte sie sich wieder für Mr.   Child entschieden. Er bewunderte sie reichlich unverhohlen, aber ob er auf ihrer Seite war, konnte sie nicht einschätzen. Schlechte Kombination.
    «Rod und Terry sind ja ziemlich schnell verschwunden.» Child lächelte ironisch, während sie den Parkplatz überquerten.
    Das stimmte allerdings. Rod Powell hatte sich zum
Ox
aufgemacht, und Cassidy war in Richtung seines Restaurants davongeeilt, um Caroline brühwarm von den jüngsten Verwicklungen zu berichten.
    «Haben viel zu besprechen, vermute ich», sagte Merrily.
    «Oh ja.» Dermot Child hüpfte fast beim Gehen, sein weißes Haar federte bei jedem Schritt mit. Er gehörte zu den Menschen, die bei jedem Streit aufblühen und aus jeder Auseinandersetzung neue Energie zu ziehen scheinen. Angenehme Gesellschaft, aber niemand, dem man seine geheimen oder auch nicht so geheimen Gedanken anvertrauen würde.
    «Also.» Sie versenkte ihre Hände in den Taschen ihrer neuen, aber noch billigeren falschen Barbourjacke. «Was haben Sie damit gemeint, mit
arme Merrily

    «Tja   …» Er sah die dunkle Straße entlang, als stünde dort irgendwo die Zukunft geschrieben. «…   sieht so aus, als ob Sie den schwarzen Peter gezogen hätten.»
    «Warum?»
    «Weil es ganz gleich ist, welche Entscheidung Sie treffen. Ob Sie sich nun für oder gegen die Aufführung eines Hexenprozesses in der Kirche entscheiden. Entweder sind Sie die moderne, radikale Pfarrerin, die sich kein bisschen um die Empfindlichkeiten der Dorfgemeinschaft schert, oder Sie sind einfach eine weitere Reaktionärin, die keinen Staub aufwirbeln und es sich nicht mit den Dorfhonoratioren verscherzen will. Pfarrer muss wirklich ein höllischer Job sein.»
    «Warten Sie mal. Weshalb sind Sie denn so sicher, dass ich diese Entscheidung zu treffen habe?»
    «Also wirklich!» Dermot Child blieb stehen und lehnte sich gegen das weiße Geländer eines kleinen georgianischen Hauses, in dem Kent Asprey, der joggende Arzt, seinen Sitz hatte. «Sie waren doch eben dabei, als sie es
beschlossen
haben!»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Also, Bull-Davies hat sich abgesetzt   … aus Gründen, die wir sicher bald erfahren werden. Dann hat Ihnen Rod Powell geraten, Ihr Gewissen zu

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