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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Geschehen zu sein. Als wären die anderen Schauspieler und sie das Publikum. Als könnte sie die Situation nicht beeinflussen, weil sie nur   … tja, weil sie fast noch ein Kind war. Niemand würde ihr zuhören, wenn sie etwas sagte.
    Ihr Magen fühlte sich scheußlich gebläht an. Eine Art flüssiges Gas stieg ihre Speiseröhre hoch, und sie schluckte. Sie hatte sich an die Kirchenmauer gelehnt, und die groben Steine waren feucht. Schleimig. Widerlich.
    «Los, kommt schon», sagte einer von ihnen. «Wir haben ein paar Flaschen organisiert und ein paar nette Kleinigkeiten.»
    «Ach ja?», sagte Colette.
    «Hübsche bunte Pillen», sagte einer, der Mark hieß. «Kein Müll. Hab sie aus Leominster.»
    Colette sah sie an. Sie hatte sich an die Kirchenmauer gelehnt und eine Hand auf die Hüfte gestützt.
    «So seht ihr aus, ihr Langweiler. Glaubt ihr wirklich, wir setzen uns jetzt alle unsere Walkmans auf, tanzen in der Vorhalle hier rum und tun so, als wär’n wir bei der tollsten Rave-Party? Meldet euch wieder, wenn ihr ein bisschen älter seid.»
    «Wie alt sollen wir denn sein?», fragte der vierte Junge, der mit Mark gekommen war und die Pillen hatte.
    «Alt genug, um nicht mehr mit Kindern rumzuhängen», sagte Colette.
    Jane war beeindruckt. Die Jungs sagten erst mal nichts. Sie roch ihren Bieratem durch den Schweißgeruch. Vielleicht würden sie ja einfach abziehen.
    Doch dann sagte Dean Wall mit gefährlich leiser Stimme: «Du hältst uns also für Kinder, ja?»
    Danny Gittoes legte ihm die Hand auf den Arm. «Lass gut sein, Dean.»
    Dean schüttelte ihn ab. «Ich hab schon mehr rumgefickt, als diese Schlampe sich vorstellen kann.»
    «Wie heißt es nochmal?», Colette lächelte höhnisch. «Benutze keine Wörter, deren Bedeutung du nicht verstehst?»
    Dean brauchte einen Moment, bis ihm aufging, was sie gemeint hatte. Dann stieß er einen knurrenden Laut aus.
    «Genau. Soll ich dir beweisen, dass ich verstehe, wovon ich rede?»
    «Lass, Dean», sagte Danny. «Du hast es versaut.»
    «Komm her   …» Dean bewegte sich gelenkig wie ein Affe auf Colette zu. «Komm her, du verdammte Klugscheißerin.» Mit seinen Riesenpranken grabschte er nach Colettes Brüsten. Sie sprang zurück wie eine Katze, zielte und spuckte ihn an.
    «Fass mich
ein Mal
an, du Schleimbolzen, und ich reiß dir die Eier ab!»
    «Huuuuch!» Danny Gittoes und Mark wichen mit nur halb gespieltem Entsetzen zurück.
    Aber nicht Dean. Jetzt war es ihm ernst. «Du arrogante Kuh», knurrte er. «Willst mit unsereins nichts zu tun haben, was? Du bist doch nichts weiter als eine Nutte. Stehst vor eurem beschissenen Café wie ein notgeiles Strichluder. In Wahrheit bist du total scharf drauf, stimmt’s?»
    «Tja,
kann
sein.» Colette zuckte nicht mit der Wimper. «Abersolange du mir nicht eine von den allerbesten Karotten deines Vaters mitbringst   …»
    Mit seiner ganzen Massigkeit stolperte Dean auf Colette zu, die herumwirbelte und ihn anzischte. Sie war zu schnell für ihn, aber es waren vier, und innerhalb einer Sekunde hatten sich alle auf sie gestürzt. Obwohl Jane glaubte, sie hätte in der Ferne eine Männerstimme rufen hören: «Was ist denn dort hinten los?», kam niemand.
    Also schlug Jane ihre Fingernägel in den Rücken einer Lederjacke. «Neiiiin!», schrie sie.
    Bevor ihr Schrei verklungen war, wurde ihr bewusst, dass mehr als nur Töne aus ihrem Mund kommen würden. Ihr war unheimlich schlecht. So unheimlich schlecht   …
    «Oh! Oh
Scheiße
! Du ekelhaftes Biest!» Dean Wall ruderte mit den Armen. Er tropfte. Er stank nicht mehr nach Schweiß. «Du verdammte, ekelhafte kleine   …»
    Er zog seine Jacke aus und schüttelte sie. Erbrochenes flog durch die Luft, während sich Danny und Mark in sicherer Entfernung vor Lachen krümmten.
    «Tut mir leid», keuchte Jane und wischte sich den Mund am Ärmel ab. «Echt, das wollte ich   …»
    Doch da wurde sie am Handgelenk gepackt und hastig weggezogen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als loszurennen, wenn sie nicht hinfallen wollte.
    «So kommt ihr nicht davon, ihr verdammten Miststücke!», hörte sie Dean hinter sich brüllen.
    «Dann komm uns doch nach, du Schleimbeutel!», kreischte Colette triumphierend.
     
    Auf der Treppe zum
Black Swan
blieb Merrily stehen.
    «Was war das?»
    «Jugendliche, schätze ich.»
    «Auf dem Friedhof?» In Liverpool passierte das jede Nacht, hier auf dem Land hatte sie nicht damit gerechnet.
    «Sie haben nicht gerade viel Auswahl, wenn sie sich im

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