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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mmh?»
    «Oh», sagte Jane. «Also, ich kenne ihn. Allerdings wusste ich das letzte Mal noch nicht, wie er heißt. Ich wohne erst seit kurzem hier. Ich weiß, wo er jetzt ist.»
    «Ich hab dir aber beschrieben, wie er aussieht   … Ach, egal.»
    «Es ist dort oben. Sehen Sie das komische kleine Gebäude auf dem Platz? Fahren Sie links daran vorbei, dann kommt eine ziemlich enge Straße. Sie sollten dort aber langsamer fahren als eben, sonst landen Sie unter einem Traktor oder so.»
    «Danke.»
    Jane sah dem Wagen nach. Sie hatte dem Typen nicht helfen wollen, aber irgendwann hätte er es ohnehin herausgefunden. Vermutlich stand Lol jetzt eine ziemliche Überraschung bevor.
    Hat einen Nervenzusammenbruch gehabt. War früher mal so was wie ein Popstar. Na ja, kein sehr großer   … ein kleiner, ein winziger Popstar.
    Das hatte sie vollkommen vergessen. Außerdem hatte Colette gesagt, Lol sei megatraurig. Und   … und   …
    Und sie hatte ihn danach noch einmal gesehen. Er hatte sie auf seinen Armen getragen. Oh Gott, er hatte sie gestern nach Hause gebracht!
    Und jetzt hatte sie ihn diesem Mistkerl ausgeliefert.
    Hochwürden Mom hatte recht gehabt, wie üblich. Sie war so betrunken gewesen, dass sie sich nicht mehr an alles erinnerte, und jetzt hatte sie noch mehr Chaos angerichtet. Sie würde sich entschuldigen müssen.

12   Sympathiezauber
    Während ein leichter Windhauch mit ihrem Poncho spielte, erkletterte Miss Devenish ohne sichtbare Anstrengung eine kleine Anhöhe. Wie sie so vor ihr stand, die Sonne im Rücken, den Strohhut nach hinten geschoben, erschien sie Merrily wie ein Kriegerfürst aus alter Zeit.
    «Man ist niemals allein in der Natur, Mrs.   Watkins. Traherne wusste das. Wenn er hier draußen unterwegs war, war Traherne bewusst, dass er sich inmitten des göttlichen Geistes bewegte.»
    Unter ihnen, fast eine Meile das bewaldete Tal hinunter, lag Ledwardine wie eine antike Sonnenuhr in einem üppigen, alten Garten.
    «Das Kerngehäuse des Apfels», sagte Miss Devenish, «das Zentrum. Traherne sprach immer von Himmelsgestirnen und Zentralsphären. Er empfand es so, dass er im Zentrum der Schöpfung lebte.»
    «Und wenn er in einer schmutzigen Großstadt gelebt hätte», sagte Merrily, «oder irgendwo in der Wüste?»
    «Das hätte keine Rolle gespielt. Er war ein Naturmystiker und großer Visionär. Er hat das Muster hinter den Erscheinungen erkannt, lange vor Wordsworth oder Blake. Er hat hier gestanden und
gesehen

    Merrily setzte sich an den Rand der kleinen Anhöhe und ließ die Beine baumeln. «Woher wissen Sie denn, dass er ganz genau hier gestanden hat?»
    «Das weiß ich nicht.» Miss Devenish lächelte rätselhaft. «Und doch weiß ich es. An diesen Platz hier oben ist er mit seinem Freund Williams gekommen, um die beste Sicht aufs Dorf zu haben.»
    Wegen der hohen Hecken waren keine Straßen oder Autos zu sehen, nur die Geräusche von Traktoren drangen bis zu ihnen.
    «So viel Natur», sagte Merrily, «auch im Dorf ist es ganz grün.»
    «Es ist Gott sei Dank noch ein recht natürliches Dorf. Trotz all der Anstrengungen, mit denen es in ein Museum voller Pferdegeschirre und Wärmepfannen verwandelt werden soll. Oder mit pseudoauthentischen Ritualen   …», Miss Devenishs Stimme klang verächtlich, «…   die anderswohin gehören.»
    Merrily sah zur Kirche hinunter. Am Friedhof, der eher oval als rund war, lief ein gutes Stück der Apfelgarten entlang. «War die Kirche früher ganz von Apfelbäumen umgeben?», fragte sie.
    «Ganz genau, Mrs.   Watkins. Sie war das Herz, und was hindurchgepumpt wurde, war Cider.»
    «Ja», sagte Merrily. «Und wenn wir schon von Cider sprechen   …»
    «Ich kann Ihnen auch nicht sagen, was dem Kind passiert ist.» Lucy Devenish setzte sich neben Merrily. «Und wenn ich Ihnen sage, was ich
denke
, was passiert sein könnte, wird unserer jungen Freundschaft kein langes Dasein beschieden sein.»
    «Das klingt nicht schön.»
    «Laurence hat mich angerufen», sagte Miss Devenish. «Das Cassidy-Mädel hatte ihn rausgeklingelt.»
    «Reden Sie von   … Lol?»
    «Diese grässlichen Abkürzungen. Gaz. Chuck. Rod. Grauenvoll. Laurence Robinson hilft mir im Laden. Sein Cottage steht am dichtesten an der Apfelpflanzung. Die kleine Cassidy wirkte reichlich verzweifelt – so verzweifelt, wie diese Madame es eben sein kann. Hat Laurence erzählt, Ihre Tochter hätte zu viel getrunken und wäre im Apfelgarten ohnmächtig geworden. Die beiden haben sie ins

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