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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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einen Schluck Kaffee, obwohl ihr langsam schlecht wurde. «Sie hat es vielleicht erwähnt, und ich habe es vergessen. In der letzten Zeit war alles ein bisschen   … Sie verstehen schon.»
    Caroline legte ihre Hand tröstend auf Merrilys. «Sie muten sich zu viel zu. Sie sollten sich wirklich von uns helfen lassen. Alfred hat immer alles Mögliche delegiert. Das hatte er mit der Zeit gelernt. Was die Party angeht   … Oh, meine Liebe, es ist ihr sechzehnter Geburtstag. Die Leute sagen, wir müssen total verrückt sein, ihr dafür das Restaurant zu geben. Aber ich finde, sie soll ihre Party lieber hier bei uns feiern als in einer von diesen grauenvollen Diskos in Hereford. Wir haben ihr versprochen, an dem Abend auszugehen, aber Barry wird aufpassen. Er ist unser Geschäftsführer im Restaurant. Ein unheimlich fähiger Mensch.»
    Merrily hörte nur halb zu. Sie dachte an Selbstmorde. Zum Beispiel Massenselbstmorde von Leuten, die zuvor vollkommen vernünftig gewesen waren, wie bei dieser Heaven’s-Gate-Sekte. Selbstmord war ansteckend. Man bildet sich ein, man kennt sein eigenes Kind. Man bildet sich ein, dass es in dieser Generation anders laufen wird. Dass es nichts geben wird, über das man nicht reden könnte. Kein Problem, das sich gemeinsam nicht lösen ließe.
    «Terrence ist zu Richard Coffey gegangen», sagte Caroline fröhlich. «Die beiden hoffen, dass Sie am Wochenende einmal Zeit für sie haben. Richard hat ein paar Freunde aus London hier, ein Theaterregisseur ist auch dabei. Ich sollte seinen Namen wissen, aber ich habe ihn vergessen. Sie wollen Ihnen ein paar Vorschläge machen   … wegen der Kirche.»
    Womöglich lag es ja an der Kirche. An Gott. Gott stand zwischen ihnen, er machte Merrily in Janes Leben zu einer Randfigur. Vielleicht sogar zu einer Peinlichkeit. Jane sah sie schließlich merkwürdiggenug an, wenn sie betete. Aber Merrily hatte gehofft, das sei nur eine Phase.
    Caroline sagte: «Sie wollen Ihnen deutlich machen, dass sie
Wil
aufführen können, ohne dass es zu irgendwelchen Beeinträchtigungen der Gottesdienste und so weiter kommt. Hat Richard noch nicht mit Ihnen darüber gesprochen? Zusammen mit seinem Freund? Diesem jungen Mann, den er überall vorführt, als sei er ein Zuchthengst? Es ist manchmal direkt peinlich.»
    «Ich   … ich habe mir die Leute ein bisschen vom Hals gehalten, wissen Sie. Ich wollte ein bisschen Ruhe haben, bis wir uns im Pfarrhaus eingerichtet haben. Also, eingerichtet ist vermutlich das falsche Wort, das kann noch Jahre dauern. Bis wir richtig eingezogen sind, meine ich. Oh Gott, wir ziehen ja morgen um!»
    «Wir helfen Ihnen. Das ist doch selbstverständlich. Sie werden schon sehen, alles wird völlig problemlos laufen.» Caroline hielt inne. Ihre Augen verengten sich. «Wir   … also, wir haben gehört, dass James bei Ihnen war.»
    «Ja.»
    «Ich weiß nicht, was in diesen Mann gefahren ist. Er war immer so begeistert von dem Gedanken, das Dorf wirtschaftlich ein bisschen voranzubringen. Und plötzlich ist er der reinste Bremsklotz. Terrence befürchtet, dass James einfach ganz aus dem Projekt aussteigen könnte und das ganze Festival in einer Katastrophe endet.»
    «Vielleicht verletzen Sie versehentlich alte Empfindlichkeiten.» Merrily trank noch einen Schluck Kaffee, doch in Gedanken war sie mit Colette auf der Suche nach Jane.
    Caroline runzelte die Stirn. «Das beschreibt genau die Schwierigkeiten, die wir haben, wenn wir aus diesem Ort etwas machen wollen. Die Vergangenheit ist vorbei. Sie kann uns nichts anhaben. Aber wir können sie nutzen. Verstehen Sie? Wir haben das große Glück, in diesem Dorf voller wunderschöner historischer Gebäude nicht nur von einer großartigen Landschaft umgeben zu sein,sondern auch noch über einen reichen Schatz kultureller Überlieferungen zu verfügen. Wir dürfen uns einfach nicht von ein paar Miesmachern daran hindern lassen, etwas zu tun.»
    Merrily vermutete, dass Caroline Cassidy gerade etwas sehr Bedeutendes gesagt hatte, aber die Anspannung raubte ihr jede Konzentration.
    Dann wurde von außen an die Fensterscheibe geklopft.
    «Wir haben geschlossen!», rief Caroline. Dann sagte sie: «Oh nein. Die schon wieder.» Sie schob ihre Kaffeetasse von sich und öffnete eine der Doppelglastüren.
    «Ist das die Pfarrerin da bei Ihnen, Mrs.   Cassidy?»
    Mit klopfendem Herzen stand Merrily auf.
    Miss Devenish trug keinen Hut. Sie war in ein formloses Kleid mit Geranienmuster gehüllt. Ihr Haar hatte

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