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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Devenish?»
    «Viel besser, danke.»
    «Waren Sie beim Arzt?»
    «Bei diesem Einfaltspinsel Asprey? Nein danke. Und, Merrily, ich wäre Ihnen wirklich äußerst dankbar, wenn Sie die Geschichte niemandem erzählen würden. Sagen Sie dieser Cassidy, sie soll sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.»
    «Kann denn
ich
irgendetwas für Sie tun?»
    «Ihre Tochter hat schon alles Notwendige getan. Nehmen Sie sie mit nach Hause.»
     
    Neugierig streckte Caroline Cassidy den Kopf aus der Tür, sobald Merrily und Jane an den Stallungen auftauchten.
    «Oh, Merrily, ich bin ja so froh!»
    Vielleicht fiel ihr Janes ausdrucksloser Blick auf, denn sie zuckte ein bisschen zurück und warf einen bedeutungsvollen Blick in Richtung des Ledwardine Lore.
    «Sie, mmh, sie hat Miss Devenish ausgeholfen», sagte Merrily.
    «Den
ganzen Tag

    «Nein, das war   … ein Irrtum meinerseits. Ich habe etwas verwechselt. Es tut mir leid, dass ich so eine Aufregung verursacht habe.»
    Carolines schiefes Lächeln zeigte deutlich genug, dass sie kein einziges Wort glaubte; aber wer hätte ihr das vorwerfen können?
    Jane sagte nichts. Sie überquerten den Marktplatz und gingen dicht nebeneinander zum Pfarrhaus. Dennoch schienen sie weit voneinander entfernt zu sein. Da ertönte in all der Stille eine Art anhaltendes Grollen aus der Kirche. Merrily konnte durch das Tor des Friedhofs sehen, dass die Flügeltüren der Kirche weit offen standen. Sie fühlte sich an ausgebreitete Hände erinnert. Und dasGeräusch hörte sich an wie das Dröhnen eines riesigen Staubsaugers.
    «Nochmal!», rief eine Männerstimme. «Los, nochmal! Tief einatmen!»
    Dermot Child probte sein Chorstück, und die Männerstimmen hallten wie Donner in einem tiefen Brunnenschacht.
    Aulllllld Ciderrrrrr.
    Jane sah nicht auf, doch es schien Merrily, als habe sie ein Schauer überlaufen.
     
    Lol kam vom Speicher herunter.
    «Das ist ein Alptraum, Lucy.»
    «Vielleicht.» Lucys Gesicht erschien in dem schwachen Licht hager und ausgemergelt. «Wenn ihrer Mutter nicht demnächst ein paar Dinge klar werden, dann muss ich mich mit der Kleinen mal ausführlicher unterhalten.»
    Das Zwielicht im Laden hatte fast alle Farben geschluckt. Lucy wirkte inmitten all der Waren noch kleiner, als sie ohnehin schon war. Zum ersten Mal wurde Lol richtig bewusst, dass Lucy eine ziemlich alte Dame war.
    «Es tut mir leid», sagte er. «Sie hat nur einfach so dagelegen. Ganz bleich. Ich habe gedacht, sie ist tot. Und als sie sich dann bewegte – ich wäre am liebsten weggerannt. Aber das konnte ich nicht, ich konnte mich nicht vom Fleck rühren. Was hat sie dort
gemacht
, Lucy? Schon wieder.»
    «Laurence», sagte Lucy, «du lebst alleine und außerdem zu nahe am Obstgarten. Und zur falschen Zeit. Wenn du aus irgendeinem Grund schwach bist, wird es Kräfte geben, die diese Schwäche ausnutzen. Wenn du so weit bist, mir zu sagen, worin deine Schwäche genau besteht, können wir sie beseitigen.»
    «Ich bestehe überhaupt nur aus Schwächen», sagte Lol.
    «Mit so einer Auffassung hilfst du dir gar nicht.» Lucy wurdewütend. «Ich kann dir nicht helfen, wenn ich die Wurzel deines Problems nicht kenne.»
    «Kann ich darüber nachdenken?»
    «Wenn du mich fragst», sagte Lucy ernst, «dann denkst du schon viel zu lange darüber nach.»

18   Der kleine grüne Obstgarten
    Es war, dachte Merrily entmutigt, als würden sie immer noch im Hotel wohnen. Nur dass keine anderen Gäste und keine Angestellten da waren. Ein Hotel im Winterschlaf.
    «Sicher, dass das alles is, Frau Pfarrer?», hatte Gomer Parry ungefähr drei Mal gefragt.
    «Ich fürchte schon.»
    Es ist schrecklich, dachte sie auch noch, nachdem sie zwei volle Tage lang die Möbel von einer Stelle an die andere geschoben hatte. Sie hatte vergessen, wie viel sie in den vergangenen drei Jahren weggegeben oder verkauft hatte. Mit den Sachen hätte man höchstens eine winzige Dreizimmerwohnung einrichten können.
    Gomer Parry hatte alles mit einer einzigen Fuhre zum Pfarrhaus gebracht. Verdammt viel einfacher, hatte er gesagt, als damals bei Minnies und seinem Umzug von Radnor Valley hierher, als sie den ganzen Kram aus ihrer vierzigjährigen Ehe mit Frank hatte mitschleppen wollen. Gomer und sein Neffe, Nev, brauchten kaum eine halbe Stunde, um alles hereinzutragen.
    In der Post hatte Merrily einen Brief vom Schwulen-und-Lesben-Verein Herefordshire gefunden. Man teilte ihr mit, dass man Richard Coffeys ‹mutige Neubewertung einer

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