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Frucht der Sünde

Frucht der Sünde

Titel: Frucht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily zu. «Gibt es ein Problem? Wann haben Sie Jane zuletzt gesehen?»
    «Heute Morgen, als sie sich auf den Schulweg gemacht hat.»
    «Gibt es nicht einen speziellen Schulbus?»
    «Den hat sie wohl nicht genommen.»
    Caroline schüttelte den Kopf. «Teenager sind manchmal wirklich völlig gedankenlos. Vermutlich ist sie länger geblieben, um noch ein bisschen Tennis zu spielen oder so.»
    «Glauben Sie?» Einen Moment lang klammerte sich Merrily an diesen Gedanken. Caroline Cassidy war ungefähr zwölf Jahre älter als sie und hatte eine sehr schwierige Tochter, also hatte sie sicher mehr Erfahrung mit solchen Situationen.
    «Kommen Sie, trinken Sie einen Kaffee mit mir. Sie haben Glück mit Jane, wenn es das erste Mal ist, dass sie Ihnen so etwas zumutet. Wissen Sie was? Rufen Sie doch einfach gleich von hier aus die Schule an.»
    «Nein, ich   …» Merrily dachte daran, dass der Junge mit dem Cider behauptet hatte, Jane sei auch morgens nicht im Bus gewesen. Wie lange, fragte sie sich verzweifelt, wartete man, bevor man die Polizei anrief?
    Caroline Cassidy komplimentierte sie nach drinnen, schob sie an einen Tisch, kehrte zur Tür zurück und drehte das laminierte GESCHLOSSE N-Schild um.
    «Wissen Sie, Umzüge sind für Teenager viel schwerer als für kleinere Kinder.»
    «Sie hat schon ein paar Umzüge hinter sich», sagte Merrily. «O. k, zuerst hat es ihr hier nicht gefallen, aber in letzter Zeit fühlt sie sich wohl. Mehr oder weniger.»
    «Kennt sie denn hier irgendjemanden, abgesehen von Colette?»
    «Nein.» Merrily dachte an diesen Mann, Lol. Sie war nachlässig gewesen; sie hätte sich erkundigen müssen, was das für ein Typ war. «Hören Sie, es tut mir leid. Vermutlich mache ich mir ganz umsonst Sorgen, aber ist vor ein paar Monaten nicht ein Mädchen aus Kingsland oder so verschwunden? Petra   …»
    «Good. Ich glaube, sie hieß Petra Good. Aber das war schon im Winter. Sehen Sie, Merrily   …»
    «Und sie wurde inzwischen nicht gefunden, oder?»
    «Meine Liebe, überall im Land werden Mädchen vermisst. Das bedeutet nicht   … Colette, ist der Kaffee noch nicht fertig?»
    Merrily sagte: «Kennen Sie Lol Robinson?»
    Caroline verzog herablassend den Mund. «Arbeitet manchmal für
sie
. Miss Devenish. Komischer kleiner Typ. Alison Kinnersley, James Bull-Davies’   … Lebensgefährtin, hat früher mit Robinson zusammengewohnt. Sie haben das Timlins-Cottage in der Blackberry Lane gekauft. War ein altes Ehepaar – er ist gestorben, sie ist in ein Altenheim gegangen. Die beiden waren erst ein paar Monate da, als Alison was mit James angefangen hat. Vielleicht hat es was mit Drogen zu tun.»
    «Was?» Merrily klammerte sich an die Sitzfläche ihres rustikalen Holzstuhls aus dem Stilmöbelkatalog.
    Caroline musterte sie genau. «Kennt Jane ihn?»
    «Sie hat eine von seinen Platten, das ist alles.»
    «Das ist doch Quatsch   …» Colette stellte den Kaffee auf den Tisch. «Der ist harmlos. Bloß völlig am Ende, das ist alles.»
    Ihre Mutter sah sie scharf an.
    «Es ist so», sagte Colette, «wir waren alle mal dort. Zuerst denkt man, wow, ein Rockmusiker, und geht davon aus, dass er ein eigenes Studio hat und ständig die coolsten Leute bei ihm rumhängen, aber er ist   … er könnte genauso gut ein Bankangestellter sein oder so. Außerdem hat er nur eine alte Gitarre im Haus. Jedenfalls ist er wegen Alison völlig fertig. Der bleibt bestimmt nicht hier. Oder, wenn er’s tut, ist er vermutlich Masochist.»
    «Ich muss gehen.»
    Merrily stand auf. Sie dachte an diese CD, den ‹Song for Nick›. Und sie dachte an Janes Frage, als sie in ihren Schlafsäcken gelegen hatten.
    Hast du schon mal jemanden gekannt, der Selbstmord begangen hat?
    «Sie waren sehr freundlich. Aber es könnte ja sein, dass Jane gerade auf dem Weg ins Pfarrhaus oder in den
Black Swan
ist. Es tut mir leid   …»
    «Trinken Sie Ihren Kaffee, Merrily, bitte. Colette, geh zum Pfarrhaus und zum
Black Swan
und frag ein bisschen herum, und zwar
diskret

    Colette verschwand ohne ein Wort, und Caroline drückte Merrily sanft wieder auf ihren Stuhl, bevor sie sich ihr gegenübersetzte.
    «Ich kann Ihnen versichern, dass sie jeden Stein umdrehen wird. Meine Tochter ist zurzeit sehr folgsam – jedenfalls bis nach der Party.»
    «Party?»
    «Hat Jane Ihnen nichts davon erzählt? Sie ist ganz bestimmt eingeladen.»
    «Also, ich   …» Offenkundig gab es eine Menge, das Jane ihr nicht erzählt hatte. Merrily trank noch

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